Das Jahr der ungewissen Feiertage

Zwischen dem 13. und 16. August ist in Japan Obon-Zeit. Es ist ein buddhistisches Fest, bei dem die Japaner ihrer Ahnen gedenken, die für eine kurze Zeit in die Welt der Lebenden zurückkehren. In diesen Tagen treffen sich die Familien. Mit Laternen vor den Häusern werden die Seelen der Verstorbenen willkommen geheissen, der Hausalter wird mit kleinen Opfergaben beschmückt, die Gräber der Vorfahren werden besucht, Obon-Tänze (Bon-Odori) vorgeführt und jeweils am Ende der mehrtägigen Auszeit Laternen in Gewässer gelegt.
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Es ist neben der Golden Week und der Neujahrszeit die grosse Auszeit für viele Japaner (Asienspiegel berichtete). Ein ganzes Land ist während dieser Tage in Bewegung. Die Menschen strömen zu ihren Familien oder machen ganz einfach einen Ausflug. Doch wegen des Coronavirus stellt sich die Frage, ob nun ein angemessener Zeitpunkt für ein Familientreffen ist?
Unterschiedliche Empfehlungen
Denn aktuell steigen die Covid-19-Zahlen in Japan stark an (Asienspiegel berichtete). Seit dem 29. Juli gab es fast täglich über 1000 Neuinfektionen. Betroffen sind hauptsächlich die Metropolregionen Tokio, Nagoya und Osaka. Doch die Krise lässt sich nicht allein auf die Städte einschränken. Im ganzen Land steigen die Covid-19-Fälle seit einigen Wochen stetig an.
Für die Regierung ist dies jedoch kein Grund zur Unruhe. Sie hat entschieden, keine Reiseeinschränkungen für die Obon-Zeit aussprechen. Stattdessen bittet sie die Bevölkerung, vorsichtig zu sein, gerade auch gegenüber den älteren Generation. Es gelte, die Präventionsmassnahmen gewissenhaft einzuhalten. Eine weitere «stillgelegte» Feiertagsperiode, wie dies während der Golden Week der Fall war (Asienspiegel berichtete), will sie unter allen Umständen verhindern. Zu gross wäre der Schaden für die Wirtschaft.
Auf lokaler Ebene bleibt die Skepsis. Der Gouverneur der Präfektur Aichi, deren Hauptstadt Nagoya ist, schliesst eine Forderung, auf präfekturübergreifende Reisen zu verzichten, nicht mehr aus. Tokios Gouverneurin Yuriko Koike bittet schon seit Tagen, auf Reisen ausserhalb der Hauptstadt möglichst zu verzichten. Andere Präfekturen empfehlen, sich innerhalb der Familie gut zu beraten und die notwendigen Massnahmen zum Schutz aller zu ergreifen.
Kaum Reservationen für den Shinkansen
Viele Japaner scheinen derweil ihren Entscheid bereits gefällt zu haben, wie Zahlen der Airlines und Bahnen offenbaren. So verzeichnen die Fluggesellschaften für die Obon-Zeit wenige Reservationen. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt der Rückgang 60 bis 70 Prozent.
Auch der Tōkaidō-Shinkansen leidet unter der aktuellen Lage. Die Obon-Reservationszahlen sind im Vergleich zum Vorjahr um 80 Prozent eingebrochen. Von den 2,73 Millionen reservierbaren Shinkansen-Plätzen sind gerade mal 210’000 gebucht. Das ist so wenig wie noch nie. Gewöhnlich ist die Sommerzeit restlos ausgebucht. Auch in den Limited-Express-Zügen zeigt sich ein ähnliches Bild.
Nicht die Empfehlungen und Massnahmen der Regierung, sondern die aktuellen Covid-19-Zahlen sind zum Taktgeber für die Wirtschaft geworden.
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