Der alte Bahnhof Harajuku: Abriss und Wiederaufbau

Am 21. März 2020 begann im Tokioter Bahnhof Harajuku ein neues Kapitel. Ein modernes Stationsgebäude wurde eröffnet. Aufzüge, neue Toiletten, ein Convenience Store, ein Café und vor allem viel mehr Platz als früher bietet dieser Bahnhof seither an. Ausserdem wurde der Bahnsteig, wo die geschäftige Yamanote-Linie hält, komplett erneuert und mit Schutzwänden ausgestattet.
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Der Neubau war dringend nötig. Immerhin handelt es sich um einen der beliebtesten Orte in Tokio. Die berühmte Takeshita-Strasse mit ihren vielen kleinen grellen Läden beginnt gleich in der Nähe des Bahnhofs. Der Meiji-Schrein, der grosse Yoyogi-Park und verschiedene Sportarenen liegen ebenfalls nur wenige Gehminuten entfernt. Der JR-Bahnhof Harajuku hat sich über die Jahre zu einem geschäftigen und zuweilen überfüllten Ort entwickelt.
Abreissen und wiederaufbauen

Zugleich endete mit der Neueröffnung ein Kapitel Tokioter Geschichte. Denn das alte Bahnhofsgebäude gleich nebenan hatte somit nach 96 Jahren seinen Dienst getan. In einer kleinen Zeremonie verabschiedeten sich die Mitarbeiter am 21. März 2020 von der alten Station. Es war nicht irgendein Gebäude, sondern ein Wahrzeichen des Ortes, das 1924 erbaut wurde. Die europäische anmutende Architektur mit dem kleinen Turm war ein Blickfang. Es handelte sich um das älteste Tokioter Bahnhofsgebäude, das noch aus Holz bestand. Trotz dieser historischen Bedeutung entschied sich Betreiber JR East im vergangenen Jahr, das Gebäude diesen Sommer abzureissen. Zu alt war es. Die heutigen Sicherheitsstandards bezüglich Brandschutz konnten nicht mehr erfüllt werden. Ende August wird der alte Bahnhof Harajuku endgültig abgerissen, wie JR East in einer Pressemitteilung vermeldete.

Doch damit endet die Geschichte nicht. Es gibt gute Nachrichten. JR East hat versprochen, dass das alte Stationsgebäude an fast gleicher Stelle wiederaufgebaut wird. Zumindest die Fassade dieses neu errichteten Hauses soll dabei das ursprüngliche Aussehen erhalten. Man will beim Bau sogar einen Teil der originalen Holzmaterialien wiederverwenden, sofern die Brand- und Erdbebenschutzbestimmungen dies zulassen. JR East hat hierzu erstmals eine Visualisierung der neuen alten Station veröffentlicht. Wie die Innenräume dieser historische Nachbildung genutzt werden, ist noch nicht klar. Sicher ist, dass dem Quartier sein kleines Wahrzeichen auf diese Weise erhalten bleibt. Im nächsten Jahr werden die Bauarbeiten beginnen. Zu verdanken ist dies dem Einsatz der Bewohner und Ladenbesitzer von Harajuku. Sie hatten sich für den Erhalt dieses fast 100-jährigen Hauses eingesetzt.
Denkmalschutz auf Japanisch
Die Rekonstruktion ist die japanische Art des Denkmalschutzes. Es ist nicht das erste Mal, dass ein historisches Bauwerk komplett beseitigt und später wiederaufgebaut wird. Bei vielen Burgen ging man so vor (Asienspiegel berichtete). Ein anderes Beispiel ist die legendäre Lobby des Hotels Okura in Tokio (Asienspiegel berichtete). 2015 wurde das Gebäude von 1962 abgerissen, um zwei modernen Hotel-Hochhäusern Platz zu machen. Im September 2019 wurde der Neubau eröffnet. Die alte Lobby wurde praktisch originalgetreu wiederaufgebaut.
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