Die vier möglichen Phasen der Grenzöffnung

Japan hält nach wie vor für fast 150 Länder ein striktes Einreiseverbot aufrecht. Der internationale Flugverkehr ist im Inselstaat dadurch auf ein Minimum geschrumpft. Im Juli wurden gemäss offiziellen Zahlen der JNTO 3800 Ankünfte von ausländischen Besuchern gezählt. Man kann davon ausgehen, dass es sich hierbei hauptsächlich um Transitpassagiere handelte, die in dieser Statistik ebenfalls mitgezählt werden. Seit April ist somit faktisch kein internationaler Tourist mehr ins Land gereist. Selbst für Ausländer mit permanentem Wohnsitz in Japan galt bislang ein Re-Entry-Verbot (Asienspiegel berichtete).
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Erste Lockerungen
Lange sah es nicht danach aus, dass sich irgendetwas in absehbarer Zeit ändern würde. Zu beschäftigt war die Regierung mit der Corona-Krise im eigenen Land. Nun aber kommt Bewegung in das Thema Grenzöffnung. Seit letzter Woche zeichnet sich ab, dass für Ausländer, die in Japan leben, ab September das «Re-Entry»-Verbot komplett aufgehoben wird. Das bedeutet, dass diese Personen aus Japan ausreisen und anschliessend wieder einreisen dürfen, ohne dabei ausserordentliche Umstände geltend machen zu müssen (Asienspiegel berichtete).
Fast gleichzeitig vermeldeten die japanischen Medien, dass die Austauschstudenten, die wegen des Re-Entry-Verbots im Ausland feststecken, sogar noch diesen Monat wieder einreisen dürfen. Den Vortritt erhalten zunächst Studenten, die im Besitz eines staatlichen Stipendiums von Japan sind.
Die vier Phasen
Zu dieser Entwicklung beigetragen hat einerseits der Ausbau der Testzentren in den Flughäfen Narita, Haneda und Kansai, in denen ab September täglich 10’000 Covid-19-Tests durchgeführt werden können (Asienspiegel berichtete). Andererseits ist Japans kriselnde Wirtschaft dringend auf eine Wiederaufnahme des internationalen Reiseverkehrs angewiesen. Und so ergibt sich allmählich ein Bild darüber, wie die schrittweise Grenzöffnung verlaufen könnte und wo die Prioritäten liegen. Im Folgenden eine Skizze über die mögliche Entwicklung in den kommenden Monaten.
Phase 1: Normalisierung für Permanent Residents
Ab September dürfen aller Voraussicht nach Ausländer mit permanentem Wohnsitz in Japan wieder frei aus- und einreisen (Asienspiegel berichtete). Bei der Einreise müssen sie sich jedoch einem PCR-Test unterziehen und danach 14 Tage in Quarantäne gehen, so wie es auch für alle japanische Staatsbürger Vorschrift ist. Austauschstudenten mit gültigem Visum und einem Stipendium des japanischen Staates sollen sogar in den nächsten Tagen wieder einreisen dürfen.
Phase 2: Travel Bubbles
Japan vereinbart mit ausgewählten Ländern sogenannte «Travel Bubbles» für Geschäftsleute, Expats und andere wirtschaftlich wichtige Personengruppen. Zurzeit ist Tokio hierzu mit 16 Ländern aus Asien und Ozeanien im Gespräch. Mit Thailand und Vietnam gibt es seit Juli entsprechende Vereinbarungen. Mit Laos hat sich Japan gestern geeinigt. Zwischen Japan und Singapur werden voraussichtlich ab September Geschäftsleute wieder reisen dürfen (Asienspiegel berichtete), wenn auch unter strengen Auflagen. Auf jeden Fall wird ab nächstem Monat dieser eingeschränkte bilaterale Reiseverkehr an Fahrt aufnehmen. Solche Abkommen sind zudem ideale Versuchsballone, um weitere Lockerungen zu testen.
Phase 3: Tokyo 2020
Die Regierung plant, für die Athleten, Betreuer und Angestellten der jeweiligen Olympia-Teams ein spezielles Visum auszuarbeiten (Asienspiegel berichtete). Denn zurzeit muss man davon ausgehen, dass im Juli 2021, wenn Tokyo 2020 ausgetragen wird, nicht alle Länder die Corona-Krise überwunden haben werden. Mit einem «Athleten-Visum» soll es möglich werden, die 11’000 Sportler aus 200 Ländern willkommen zu heissen. Welche Bedingungen dabei erfüllt werden müssen, ist noch nicht klar. Im September werden erste Gespräche darüber geführt.
Phase 4: Tourismus
In einem letzten Schritt wird die Regierung eine Lösung für die Wiedereröffnung des Einreisetourismus finden müssen. Hierzu gibt es jedoch noch keinen klaren Zeitplan. Zu ungewiss ist die Lage. Es ist vorstellbar, dass zunächst über die verschiedenen Travel Bubbles begrenzte Einreisen von Touristen erlaubt werden. Klar ist jedoch, dass eine Öffnung im 2020 gemäss aktuellen Wissensstand kaum möglich sein wird. Meine Prognose ist, dass man Touristen in Japan frühestens im Frühjahr 2021 wieder willkommen heissen wird und selbst dann nur unter erschwerten Bedingungen. Letztendlich hängt alles davon ab, wie sich die Corona-Krise entwickeln wird.
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