«U-, J- und I-Turn»: Von Tokio aufs Land ziehen
Seit über 10 Jahren schreibe ich diesen Blog, bin mit Japan durch dick und dünn. Über 4300 Artikel haben sich so angesammelt. In dieser Serie stelle ich einen lesenswerten Beitrag aus diesem Archiv vor. Der folgende Artikel erschien am 30. Mai 2017 auf asienspiegel.ch.
AUS DEM ARCHIV – Im Grossraum Tokio leben 38 Millionen Menschen. Das macht ihn zum grössten Ballungsraum der Welt. In den kommenden Jahren wird die japanische Hauptstadt weiter wachsen. Tokio verzeichnet jährlich einen Nettozufluss an Menschen. Die Hauptstadtregion ist seit jeher das wirtschaftliche Zentrum, das Arbeit und Karrierechancen bietet. Einzig Nagoya, Osaka und Fukuoka können noch mithalten (Asienspiegel berichtete).
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Die ländlichen Regionen kämpfen derweil mit einem rasanten Bevölkerungsrückgang, viele Dörfer gar um ihre Existenz (Asienspiegel berichtete). Die Zuzüge nach Tokio verstärken die demographische Krise des Landes. Denn die Metropole ist teuer. Viele junge Menschen schlagen sich mehr schlecht als recht durch. Eine Heirat oder Familiengründung können sich nicht mehr alle leisten. Das führt dazu, dass Tokio die tiefste Geburtenrate des Landes hat – und so beschleunigt sich der allgemeine Bevölkerungsrückgang (Asienspiegel berichtete).
Von der Stadt aufs Land
Es gibt auch den anderen Trend: Die Flucht von der Stadt aufs Land. Von U-Turn spricht man auf Japanisch, wenn eine Person, die in die Stadt gezogen ist, wieder in ihre Heimat zurückkehrt. Eine andere Variante ist das I-Turn-Phänomen, das einen Wegzug an einen ländlicheren Ort beschreibt, zu dem man keine familiäre oder sonst irgendeine Beziehung hat. Daneben gibt es noch den J-Turn (die Rückkehr von der Stadt in die Nähe des Heimatortes) oder neu den Mago-Turn (Umzug zum Heimatort der Grosseltern).
Für die Leute, die diesen Weg einschlagen, ist es ein Entscheid für mehr Ausgeglichenheit und Lebensqualität. Dafür ist man bereit, eine andere Arbeit mit tieferem Lohn zu akzeptieren. Im Gegenzug fallen Pendlerstress, Überstunden und die Unannehmlichkeiten des hektischen Grossstadtlebens weg. Der Umzug aufs Land erhielt nach der Dreifachkatastrophe von 2011 Zulauf. Nun könnte die aktuelle Corona-Krise für viele Städter zu einem weiteren Argument für diese Bewegung werden.
Ein Hoffnungsschimmer
Für die Gegenden, die unter der rasanten Entvölkerung leiden, ist das U-J-I-Turn-Phänomen zumindest ein Hoffnungsschimmer. Mit den Vorzügen des Landlebens und finanziellen Anreizen versuchen sie, die Menschen für sich zu gewinnen. Selbst die Regierung in Tokio begrüsst diese Entwicklung. Mit Konjunkturprogrammen, der Tourismusförderung und Familienprogrammen will sie die ländlichen Regionen wieder attraktiver gestalten und somit das I-Turn-Phänomen stärken (Asienspiegel berichtete).
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