Der Tag, an dem Tokio unterging
Seit über 10 Jahren schreibe ich diesen Blog, bin mit Japan durch dick und dünn. Über 4300 Artikel haben sich so angesammelt. In dieser Serie stelle ich einen lesenswerten und überarbeiteten Beitrag aus diesem Archiv vor. Der folgende Artikel erschien am 2. September 2016 auf asienspiegel.ch.

AUS DEM ARCHIV – Vor 97 Jahren, am 1. September 1923, bebte in Tokio und Yokohama die Erde mit einer Magnitudenstärke von 7,9. Kurz danach brachen 130 Feuer in der Hauptstadt aus. Es folgten verheerende Feuerstürme und fast 2000 Nachbeben. Am Ende forderte die Katastrophe 120’000 Tote.
Die Hauptstadt war fast vollständig zerstört, 84 Prozent aller Wohnhäuser nicht mehr bewohnbar, 1,38 Millionen von 2,26 Millionen Bewohnern auf einen Schlag ohne Bleibe. 7000 Fabriken, 121 Bankgebäude, 162 Krankenhäuser und 117 Schulgebäude wurden dem Erdbeben gleichgemacht.
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Es folgten Tage der Anarchie. Banden machten Jagd auf koreanische Bewohner. Die Minderheit wurde zum Schuldigen für die Feuer erklärt. Der Abgeordnete Tabuchi Toyokichi sprach später von einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit. In den Wochen und Monaten nach dem 1. September 1923 kam es zu einem humanitären Notstand. Bis zum April 1924 verteilte die Stadt Notrationen.
Ein eindrückliches Dokument
Bis heute ist es eine der verheerendsten Katastrophen in der japanischen Geschichte geblieben. Der 1. September wurde 1960, in Gedenken an das Grosse Kanto-Erdbeben, zum offiziellen Tag der Katastrophenverhütung erklärt. Seither werden an diesem Tag alljährlich Notfallübungen im grossen Stil durchgeführt (Asienspiegel berichtete).
Der Historiker J. Charles Schencking hat sich ausführlich mit dem Grossen Kanto-Erdbeben von 1923 beschäftigt und hierzu die Website greatkantoeqarthquake.com kreiert, die umfänglich den Tag des Erdbebens und dessen Folgen dokumentiert. Auch dem rasanten Wiederaufbau bis 1930 ist ein Kapitel gewidmet. Besonders eindrücklich sind die zahlreichen Fotos, Postkarten und Illustrationen von damals. Diese Elemente machen die Website zu einem wichtigen historischen Dokument.
Für Tokio war es nicht die letzte Katastrophe. Nur wenige Jahre später wurde die Hauptstadt im Zweiten Weltkrieg erneut dem Erdboden gleichgemacht (Asienspiegel berichtete).




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