Covid-19: Die 3-C-Regel in Japan
«Abstand halten, Maske tragen und gründlich Hände waschen», lauten die Hauptempfehlungen des Schweizerischen Bundesamtes für Gesundheit im Kampf gegen Covid-19. Zusätzlich zu diesen drei Selbstverständlichkeiten legt das Gesundheitsministerium in Japan das Schwergewicht seit Ende März 2020 auf einen weiteren Punkt. Es geht um die Vermeidung der «3-Cs» (Asienspiegel berichtete). Gemeint sind «Closed spaces», «Crowded places» und «Close-contact settings».
Im Alltag sollen also enge Räumlichkeiten mit schlechter Belüftung (jp. mippei), Massenansammlungen (misshū) und Gespräche mit anderen Menschen in naher Distanz (missetsu) möglichst umgangen werden. Weil die dazugehörigen Adjektive auf Japanisch alle das Schriftzeichen 密 (ausgesprochen mitsu für «dicht, eng») beinhalten, verwendet man in Japan seither in solchen Situationen mit höherem Infektionsrisiko den Ausdruck «Mitsu desu» («es ist eng»).
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Der Vorteil von 3-C
Diese zusätzliche Regel erlaubt jedem eine gründliche Risikoeinschätzung einer Covid-19-Gefahrensituation im Alltag, während sich die «Abstand halten, Maske tragen und gründlich Hände waschen»-Empfehlung viel stärker auf das individuelle Verhalten bezieht. So führt die 3-C-Regel beispielsweise dazu, dass man automatisch ein Restaurant, in dem viele Menschen sitzen und schlecht belüftet ist, meidet. Die Bildung eines potenziellen Clusters wird damit effizient bekämpft. Bei der Schweizer Empfehlung hingegen wird man im Glauben gelassen, dass in einem Restaurant allein genügend Abstand und Händedesinfektion ausreichend Schutz bieten. Das Thema Lüften wird in der aktuellen Präventionskampagne des Bundesamtes für Gesundheit nicht einmal erwähnt.
Wie stark die Japaner die 3-C-Regel verinnerlicht haben, zeigt eine landesweite Umfrage von Jiji News. Demnach besuchen 50,8 Prozent der Befragten konsequent keine Orte mehr, die anfällig für Clusters sind. Weitere 22,7 Prozent prüfen vor dem Betreten einer Räumlichkeit jeweils, ob die 3-C-Regel eingehalten werden kann (Asienspiegel berichtete).
Maske beim Sprechen
Die 3-C-Regel, die von der WHO übernommen wurde, wird in Japan regelmässig mit konkreten Gefahrensituationen im Alltag illustriert, wie beispielsweise auf der Plakatkampagne oben zu sehen ist. Darauf wird empfohlen, bei Konversationen eine Maske zu tragen («5 Minuten sprechen ist wie ein Mal Husten») und in öffentlichen Verkehrsmitteln möglichst nicht zu sprechen. Auch das regelmässige Lüften wird ausdrücklich betont.
Eine weitere Risikoeinschätzung hat das Corona-Expertengremium der japanischen Regierung im Oktober 2020 vorgenommen. Darin wurden sieben typische Situation beschrieben, die in den vergangenen Monaten überdurchschnittlich häufig zu Infektionen geführt haben. Dazu gehört das gemeinsame Trinken, Ess- und Trinkanlässe, die sich weit in die Nacht hinein erstrecken, Gespräche ohne Masken, Konversationen während Arbeitspausen, der Feierabend mit Freunden und Kollegen, das Leben in Wohnheimen und intensive sportliche Aktivitäten in schlecht belüfteten abgeschlossenen Räumlichkeiten. Die Expertengremium betont zudem, dass man selbst bei Aktivitäten im Freien die 3-C-Regel nicht vergessen sollte.
Die gute Ausgangslage
In Japan, das in seinen Städten eine hohe Bevölkerungsdichte aufweist und eine traditionell eine ausgeprägte Ausgehkultur nach der Arbeit pflegt, besteht stets die Gefahr eines neuerlichen Ausbruchs. Umso wichtiger ist die Verinnerlichung dieser 3-C-Regel. In Kombination mit dem disziplinierten Maskentragen (Asienspiegel berichtete) und dem unermüdlichen Contact-Tracing (Asienspiegel berichtete) hat sie zweifellos zu einer guten Ausgangslage vor den gefährlicheren Wintermonaten beigetragen (Asienspiegel berichtete).
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