Das Air­Pod-Pro­blem in Japans Bahnhöfen

Die Kampagne von JR-East im November / Dezember 2020.
Die Kam­pa­gne von JR-East im Novem­ber / Dezem­ber 2020. JR East

Als Apple im Jahr 2016 die Air­Pods der Welt vor­stell­te, wur­den sie für ihr Design belä­chelt. Man­che ver­gli­chen sie mit einem Auf­satz einer elek­tri­schen Zahn­bürs­te. Die­se Zei­ten sind lan­ge vor­bei. Die kabel­lo­sen Kopf­hö­rer sind zu einem Stan­dard der Smart­pho­ne-Her­stel­ler gewor­den. Der Stöp­sel im Ohr ist wie die Mas­ke zu einer Selbst­ver­ständ­lich­keit gewor­den. Die­se Erfin­dung hat jedoch ein neu­es Pro­blem erschaf­fen. Die Ange­stell­ten der Bahn­hö­fe müs­sen sich zuneh­mend auf die Suche nach die­sen Mini-Kopf­hö­rern machen. 

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So kommt es regel­mäs­sig vor, dass die­se den war­ten­den Pas­sa­gie­ren auf die Glei­se fal­len. Allei­ne zwi­schen Juli und Sep­tem­ber 2020 kam es in 78 Bahn­hö­fen von JR East zu 950 sol­chen Vor­komm­nis­sen. Um den Ver­kehrs­fluss nicht zu stö­ren und die Sicher­heit nicht zu gefähr­den, kön­nen sich die Mit­ar­bei­ter erst nach dem letz­ten Zug auf die Suche nach den gemel­de­ten Ver­lust­ge­gen­stän­den machen. Es dau­ert also lan­ge bis man sei­ne gelieb­ten Kopf­hö­rer wie­der hat, sofern sie nicht Scha­den genom­men haben. 

Die Kampagne von JR-East im Frühjahr 2020.
Die Kam­pa­gne von JR-East im Früh­jahr 2020. JR East

Das Pro­blem ist inzwi­schen so auf­fäl­lig, dass JR East zum zwei­ten Mal in die­sem Jahr eine Pla­kat­kam­pa­gne gegen das Fal­len­las­sen der kabel­lo­sen Kopf­hö­rer lan­ciert. Zwi­schen dem 4. Novem­ber und 27. Dezem­ber 2020 wird man die ent­spre­chen­den Pos­ter und Auf­ru­fe in den Bahn­hö­fen und sozia­len Medi­en zu Gesicht bekom­men. Eine zen­tra­le Bot­schaft lau­tet: Man soll bei einem Ver­lust auf jeden Fall einen JR-Ange­stell­ten benach­rich­ti­gen und sich nicht sel­ber auf die Suche machen. Aus­ser­dem emp­fiehlt es sich, die Kopf­hö­rer vor dem Aus- und Ein­stei­gen abzu­neh­men und sicher zu verstauen. 

Die «Smart­pho­ne Zombies»

Eine Aru­ki-Sum­a­ho-Prä­ven­ti­ons­kam­pa­gne der gros­sen Tele­kom­kon­zer­ne.
Eine Aru­ki-Sum­a­ho-Prä­­ven­­ti­on­s­­kam­pa­g­ne der gros­sen Tele­kom­kon­zer­ne. Asi­en­spie­gel

Tokio ist mit die­sem Pro­blem übri­gens nicht allein. Auch bei der U-Bahn in New York kennt man die­ses Phä­no­men. Dort sind über die Hälf­te der ver­lo­re­nen elek­tro­ni­schen Gegen­stän­den, die wie­der­ge­fun­den wer­den, Air­Pods oder ähn­li­che Gerä­te, wie die New York Times berichtete. 

Die digi­ta­le Revo­lu­ti­on ist auch in ande­rer Hin­sicht eine Her­aus­for­de­rung für die Bahn­be­trei­ber in Japan. Seit Jah­ren machen sie ver­geb­lich auf die Gefahr des Aru­ki Sum­a­ho auf­merk­sam. Gemeint sind die damit die «Smart­pho­ne Zom­bies», die mit gesenk­tem Kopf und fixier­tem Blick auf ihr Han­dy durch die Gegend spa­zie­ren. In Japan kam es dies­be­züg­lich schon zu töd­li­chen Unfäl­len (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Die wie­der­keh­ren­den Bahnhofskampagnen

Kam­pa­gnen sind seit Jahr­zehn­ten ein wich­ti­ger Bestand­teil der Bahn­be­trei­ber, um auf Pro­ble­me und Neue­run­gen auf­merk­sam zu machen. Man sieht ent­spre­chen­de Pla­ka­te über­all auf dem Bahn­hofs­ge­län­de. Eini­ge Auf­ru­fe sind seit Jah­ren prä­sent. Regel­mäs­sig wer­den die­se in neu­er Form prä­sen­tiert. Eini­ge Beispiele:

  • Seit 10 Jah­ren ver­su­chen die Bahn­be­trei­ber mit ver­schie­de­nen Bot­schaf­ten das Ver­hal­ten auf der Roll­trep­pe zu ändern. Denn inzwi­schen ist erwie­sen, dass das Ste­hen auf bei­den Sei­ten der Roll­trep­pe zu weni­ger Unfäl­len führt (Asi­en­spie­gel berich­te­te).
Eine unmissverständliche Botschaft von 2017.
Eine unmiss­ver­ständ­li­che Bot­schaft von 2017. Tokyo Metro
  • Noch viel län­ger ver­sucht die Poli­zei, dem Pro­blem der sexu­el­len Beläs­ti­gun­gen in den rand­vol­len Zügen Herr zu wer­den (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Auf Warn­pla­ka­te in den Bahn­hö­fen wird betont, dass man nicht ein­fach schwei­gen, son­dern sich mutig gegen sol­che Übel­tä­ter weh­ren und Über­grif­fe mel­den soll. 
Ein Anti-Chi­kan-Pla­kat in der Tokio­ter U-Bahn.
Ein Anti-Chi­­kan-Pla­­kat in der Tokio­ter U-Bahn. Asi­en­spie­gel
  • Betrun­ke­ne Pas­sa­gie­re auf dem Bahn­steig ver­ur­sa­chen nicht sel­ten gefähr­li­che Unfäl­le. Stets lau­ert die Gefahr, dass sie auf die Bahn­glei­se fal­len, sofern kei­ne Schutz­wän­de vor­han­den sind. Über 60 Pro­zent der Per­so­nen, die auf dem Bahn­steig ver­un­fal­len, sind betrun­ken (Asi­en­spie­gel berich­te­te).
Betrunkene Passagiere verursachen die meisten Personenunfälle auf dem Bahnsteig.
Betrun­ke­ne Pas­sa­gie­re ver­ur­sa­chen die meis­ten Per­so­nen­un­fäl­le auf dem Bahn­steig. Ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um Japan
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