Das AirPod-Problem in Japans Bahnhöfen
Als Apple im Jahr 2016 die AirPods der Welt vorstellte, wurden sie für ihr Design belächelt. Manche verglichen sie mit einem Aufsatz einer elektrischen Zahnbürste. Diese Zeiten sind lange vorbei. Die kabellosen Kopfhörer sind zu einem Standard der Smartphone-Hersteller geworden. Der Stöpsel im Ohr ist wie die Maske zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Diese Erfindung hat jedoch ein neues Problem erschaffen. Die Angestellten der Bahnhöfe müssen sich zunehmend auf die Suche nach diesen Mini-Kopfhörern machen.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
So kommt es regelmässig vor, dass diese den wartenden Passagieren auf die Gleise fallen. Alleine zwischen Juli und September 2020 kam es in 78 Bahnhöfen von JR East zu 950 solchen Vorkommnissen. Um den Verkehrsfluss nicht zu stören und die Sicherheit nicht zu gefährden, können sich die Mitarbeiter erst nach dem letzten Zug auf die Suche nach den gemeldeten Verlustgegenständen machen. Es dauert also lange bis man seine geliebten Kopfhörer wieder hat, sofern sie nicht Schaden genommen haben.
Das Problem ist inzwischen so auffällig, dass JR East zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Plakatkampagne gegen das Fallenlassen der kabellosen Kopfhörer lanciert. Zwischen dem 4. November und 27. Dezember 2020 wird man die entsprechenden Poster und Aufrufe in den Bahnhöfen und sozialen Medien zu Gesicht bekommen. Eine zentrale Botschaft lautet: Man soll bei einem Verlust auf jeden Fall einen JR-Angestellten benachrichtigen und sich nicht selber auf die Suche machen. Ausserdem empfiehlt es sich, die Kopfhörer vor dem Aus- und Einsteigen abzunehmen und sicher zu verstauen.
Die «Smartphone Zombies»
Tokio ist mit diesem Problem übrigens nicht allein. Auch bei der U-Bahn in New York kennt man dieses Phänomen. Dort sind über die Hälfte der verlorenen elektronischen Gegenständen, die wiedergefunden werden, AirPods oder ähnliche Geräte, wie die New York Times berichtete.
Die digitale Revolution ist auch in anderer Hinsicht eine Herausforderung für die Bahnbetreiber in Japan. Seit Jahren machen sie vergeblich auf die Gefahr des Aruki Sumaho aufmerksam. Gemeint sind die damit die «Smartphone Zombies», die mit gesenktem Kopf und fixiertem Blick auf ihr Handy durch die Gegend spazieren. In Japan kam es diesbezüglich schon zu tödlichen Unfällen (Asienspiegel berichtete).
Die wiederkehrenden Bahnhofskampagnen
Kampagnen sind seit Jahrzehnten ein wichtiger Bestandteil der Bahnbetreiber, um auf Probleme und Neuerungen aufmerksam zu machen. Man sieht entsprechende Plakate überall auf dem Bahnhofsgelände. Einige Aufrufe sind seit Jahren präsent. Regelmässig werden diese in neuer Form präsentiert. Einige Beispiele:
- Seit 10 Jahren versuchen die Bahnbetreiber mit verschiedenen Botschaften das Verhalten auf der Rolltreppe zu ändern. Denn inzwischen ist erwiesen, dass das Stehen auf beiden Seiten der Rolltreppe zu weniger Unfällen führt (Asienspiegel berichtete).
- Noch viel länger versucht die Polizei, dem Problem der sexuellen Belästigungen in den randvollen Zügen Herr zu werden (Asienspiegel berichtete). Auf Warnplakate in den Bahnhöfen wird betont, dass man nicht einfach schweigen, sondern sich mutig gegen solche Übeltäter wehren und Übergriffe melden soll.
- Betrunkene Passagiere auf dem Bahnsteig verursachen nicht selten gefährliche Unfälle. Stets lauert die Gefahr, dass sie auf die Bahngleise fallen, sofern keine Schutzwände vorhanden sind. Über 60 Prozent der Personen, die auf dem Bahnsteig verunfallen, sind betrunken (Asienspiegel berichtete).
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken