Die Neuerfindung einer Restaurantkette

Im Izakaya fühlt sich der Japaner am Abend wohl. Es ist die japanische Form einer Kneipe, wo die erschöpften Salarymen und Office Ladys nach der Arbeit anstossen und eine Auswahl an kleinen Speisen für die gemeinsame Runde bestellen. Im ganzen Land und in allen Grössen und Varianten gibt es die Izakaya. Es existieren auch zahlreiche Ketten, die sich ganz auf dieses Konzept spezialisiert haben. Die Pandemie hat das Izakaya jedoch in Schwierigkeiten gebracht. Viele Kunden bleiben seit Monaten weg. Die Branche kämpft mit starken Umsatzeinbrüchen von 30 bis 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
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Der Wandel
Die Krise ist tiefgreifend. Miki Watanabe, Gründer und Geschäftsführer des Branchenriesen Watami mit weit über 400 Ablegern im Land, glaubt nicht mehr an eine vollständige Erholung. Zu stark hat sich das Verhalten der Kunden durch diese Corona-Krise verändert. Bereits Ende Mai kündigte er an, rund 65 Ableger zu schliessen und vermehrt auf Takeaway und Delivery zu setzen (Asienspiegel berichtete). Nun geht Watami einen Schritt weiter. Es ändert seine Ausrichtung grundlegend. Watami wandelt sich vom Izakaya- zum Yakiniku-Restaurant.
Yakiniku ist eine japanische Barbecue-Variante, bei dem an einem Tischgrill viele kleine Fleischstücke gemeinsam zubereitet werden. Zwei sogenannte Yakiniku no Watami-Restaurants im Grossraum Tokio wurden bereits eröffnet. Der Fokus liegt dabei auf einem «All you can eat»-Angebot mit Wagyū-Fleisch. Bis März 2022 werden 120 weitere folgen. Das ist noch nicht alles. In den nächsten fünf Jahren sollen 400 Yakiniku no Watami entstehen und damit eine vollständige Wandlung vom Izakaya- und zur Yakiniku-Restaurantkette vollzogen werden. Das ist so, als würde man McDonalds zu einer Pizzeria umfunktionieren und entsprechend ein Wagnis mit vielen Unbekannten.
Die Beweggründe
Dennoch sieht Watami im Yakiniku-Geschäft bessere Erholungschancen. Offiziell begründet das Unternehmen diesen Schritt auch mit der Anpassung an Corona-Schutzmassnahmen. Roboter, Förderbänder, Trennwände und effiziente Lüftungssysteme sollen zu mehr Sicherheit beitragen. Das Social Distancing zwischen Kunden und Personal wird damit ebenfalls gewährleistet. Es sind aber zweifellos die Kosten, die bei diesem Unterfangen eine entscheidende Rolle spielen. Im Yakiniku-Geschäft lassen sich viele Abläufe automatisieren und die Zahl der Lieferanten entscheidend reduzieren. Im Gegensatz dazu sind Izakaya aufwendig zu führen. Das Angebot ist riesig und der Personalaufwand hoch.
Die japanische Gastronomie erlebt einen tiefgreifenden Umbruch. Viele Restaurants werden diese Krise nicht überleben. Bereits heute haben knapp 10’000 Restaurantangestellte wegen der Corona-Krise ihren Job verloren.
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