Ein neuer Rail-Pass
Auf den Japan Rail Pass setzt jeder ausländischer Tourist, der das Land mit Shinkansen und Lokalzug bereisen möchte (Asienspiegel berichtete). Für die JR-Bahngruppe ist er seit Jahren eine lukrative Einnahmequelle. Für das Olympiajahr 2020 wollte JR das Angebot weiter verbessern. Eine eigene Website für Bestellungen und Sitzplatz-Reservationen wurde eingerichtet, um mit dem Ansturm an Touristen zurechtzukommen.
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Bekanntlich ist alles anders gekommen. Die Corona-Krise hat den Einreisetourismus seit April zum Stillstand gebracht – und damit auch das einst gewinnbringende Japan Rail Pass-Geschäft. Denn der Japan Rail Pass ist ausschliesslich Touristen aus dem Ausland und Japanern, die seit mehr als 10 Jahren in Übersee leben, vorbehalten.
Um im Geschäft zu bleiben, hat JR East einen neues Angebot ins Leben gerufen. Es ist der JR East Welcome Rail Pass 2020, der grosszügig das gesamte JR-East-Gebiet abdeckt, von Nagano und der Izu-Halbinsel bis hoch in den Norden nach Aomori. Günstige 12’000 Yen kostet das Angebot, das an drei aufeinanderfolgenden Tagen benutzt werden darf. Die Nutzung des Shinkansen ist ebenfalls inklusive. Kaufen dürfen den JR East Welcome Rail Pass 2020 alle Personen mit einem ausländischen Pass – und dies unabhängig vom Aufenthaltsstatus. Es handelt sich um ein limitiertes Angebot, das zwischen dem 16. Oktober 2020 und 28. Februar 2021 erhältlich ist.
Auf der Suche nach einer neuen Nische
Dieses Angebot ist nicht zu verwechseln mit den bisherigen Regionalpässen wie dem JR Tokyo Wide Pass, JR East Pass Tohoku oder JR East Pass Nagano-Niigata, die lediglich einen Teilbereich des JR-East-Gebiets abdecken, für alle käuflich sind und wesentlich mehr kosten.
Es stellt sich jedoch die Frage, für wen der JR East Welcome Rail Pass 2020 geschaffen wurde? Potenzielle Kunden werden womöglich die neuen Austauschstudenten oder Expats sein, die seit dem 1. Oktober 2020 nach Japan einreisen dürfen und an einem Wochenende das Land entdecken möchten. Ausserdem lebt ein Grossteil der 2,7 Millionen Ausländer im Grossraum Tokio (Asienspiegel berichtete). Viele von ihnen machen dieses Jahr zwangsläufig keinen Heimaturlaub. Es bleibt somit Zeit für Ausflüge in die Region.
Diese Kampagne gehört zu einem ganzen Paket an Vergünstigungen. So bietet JR East bis Ende März 2021 für zahlreiche Shinkansen- und einige Limited-Express-Strecken Vergünstigungen von 50 Prozent an, sofern die Tickets 20 bis 30 Tage im Voraus gekauft werden.
Die grösste Krise seit 1987
Die JR-Bahngesellschaften erleben die grösste Krise seit ihrer Privatisierung 1987. Die ausländischen Touristen sind weg, die Pendlerzahlen und Geschäftsreisenden rückläufig. JR East geht in diesem Geschäftsjahr von einem gewaltigen Verlust von 418 Milliarden Yen aus. Im letzten Jahr machte das Unternehmen noch einen Gewinn in der Höhe von 198,4 Milliarden Yen. JR West und JR Central rechnen im Corona-Jahr ebenso mit tiefroten Zahlen. JR East prognostiziert sogar, dass es nicht mehr vollständig auf das Vor-Corona-Niveau zurückkehren wird. Bis zu 150 Milliarden Yen sollen nächstes Jahr eingespart werden.
Zugleich sucht man neue Einnahmequellen. JR East Welcome Rail Pass 2020 ist dabei lediglich eine Nische. Mehr verspricht sich JR East von einer anderen Neuerung. So transportiert der Shinkansen seit diesem Sommer Waren und Lebensmittel. Frisch gefangener Fisch aus Miyagi oder Trauben aus Nagano werden so im Eiltempo zu den Restaurants in Tokio geliefert.
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