Japan: Warten auf die Touristen
Die Touristen aus Übersee sind weg und dies seit April. Minus 99,7 Prozent beträgt der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Der Stillstand ist in dieser Beziehung komplett. Die für den 1. Oktober 2020 erlassene Einreiselockerung wird daran nichts ändern. Denn diese gilt lediglich für Ausländer, die eine Aufenthaltsbewilligung von mehr als 3 Monaten besitzen. Touristen aus Übersee bleiben nach wie vor – und dies noch für mehrere Monate – ausgeschlossen (Asienspiegel berichtete).
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Was bleibt, ist der Inlandstourismus. Die Hoffnung war zu Beginn der Krise gross, dass sich die Tourismusbranche damit über Wasser halten kann. Immerhin stellten die Japaner 2019 noch 80 Prozent aller Übernachtungsgäste, oder in absoluten Zahlen ausgedrückt: Von den insgesamt 595 Millionen Übernachtungsgästen stammten 480 Millionen aus dem Inland. Um dieses Potenzial zu aktivieren, fördert die Regierung seit Juli Inlandsreisen mit grosszügigen Vergünstigungen (Asienspiegel berichtete). «Go To Travel» nennt sich diese Kampagne. Die Wirkung lässt aber noch auf sich warten, wie erste Zahlen der Japanischen Tourismusbehörde zeigen.
Auch die japanischen Gäste bleiben aus
Im Juli 2020 sind die Übernachtungszahlen im Vergleich zum Vorjahr um 47,9 Prozent und im August um 51,5 Prozent gefallen. In Tokio lag der Rückgang im Juli bei hohen 77 Prozent und in Kyoto bei 72,9 Prozent. Rund 25 Millionen Übernachtungsgäste sind es aktuell pro Monat. Die Belegungsrate in den Hotels des Landes beträgt 32,1 Prozent. Das ist weit weg von den monatlich 50 Millionen Übernachtungsgästen der Vorkrisenzeit – und sicherlich nicht genug, um eine ganze Branche zu retten, die in den vergangenen Jahren hinsichtlich der Olympischen Spiele und des Tourismusbooms hohe Summen investiert hat.
Es bleibt die Hoffnung auf den Herbst. Im Vergleich zum Sommer hat sich die Covid-19-Lage immerhin stark beruhigt (Asienspiegel berichtete). Während der «Silver Week»-Feiertagsperiode im September wurden wieder deutlich mehr Ausflüge und Urlaubsreisen getätigt. Seit dem 1. Oktober kommen zudem auch die Tokioter in den Genuss der «Go To»-Vergünstigungen. Die Hauptstädter blieben monatelang von diesem Programm wegen zu hoher Covid-19-Fallzahlen ausgeschlossen. Immerhin stellt die zahlungskräftige Metropole 10 Prozent der Gesamtbevölkerung. Diese Massnahmen wird zweifellos zu mehr Einnahmen beitragen.
Die Hürden bleiben dennoch hoch. Die verbleibenden Feiertage in diesem Jahr sind spärlich gesät. Ob das Konzept von «Workation» – bei dem Büroarbeiter Arbeit mit Urlaub kombinieren sollen – ankommt, ist mehr als fraglich (Asienspiegel berichtete). Viele Japaner ziehen es zudem vor, wegen der wirtschaftlich angespannten Lage und der noch immer ungelöste Epidemie zuhause zu bleiben.
Entscheidende Monate für die Branche
Für die Hotels hat diese Entwicklung jetzt schon Konsequenzen. Im ersten Halbjahr mussten 80 Hotelunternehmen Konkurs anmelden. Fast die Hälfte nennt die Corona-Krise als Hauptgrund für die Zahlungsunfähigkeit. Letzte Woche wurde bekannt, dass über 60’000 Menschen in Japan ihre Arbeit als direkte Folge der Pandemie verloren haben. Am stärksten betroffen ist gemäss NHK News die produzierende Industrie (10’180 Entlassungen), die Gastronomie (-9906), der Einzelhandel (-8623) – und auch das Hotelgewerbe (-7837). Wie lange letztere Branche noch auf die Touristen warten kann, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
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