Brücken aus einer vergangenen Zeit
Zurzeit ist Japan in weiter Ferne. Träumen von einer Japan-Reise darf man aber weiterhin. In dieser Serie stelle ich Orte vor, die man besuchen sollte, sobald diese Krise einmal vorbei ist. Weitere Inspirationen finden Sie auf meinem Instagram-Kanal wie auch in meinem Reisebuch «Jan in Japan – 60 Orte abseits von Tokio und Kyoto».
Die Lianenbrücke
Das Tal von Iya im Herzen der kleinsten Hauptinsel Shikoku gehört zu den abgeschiedensten Orten in Japan. Hohe Berge, dichte Wälder, enge Täler und Schluchten prägen diese unzugängliche Region, in der sich einst Besiegte und Verfolgte versteckten. Die Bewohner haben sich über die Jahrhunderte eingerichtet, in Tälern und an steilen Hängen. Aus Lianen bauten sie Brücken, um die Schluchten und Flüsse zu überwinden. Im 17. Jahrhundert gab es bereits 13 dieser Kazurabashi-Brücken. Heute sind drei als Kulturschatz und Touristenattraktion geblieben, zwei davon stehen gleich nebeneinander. Die grösste und am einfachsten zugängliche ist derweil die Iya Kazurabashi (siehe Foto).
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Die Bogenbrücke
Die Brücke Kintaikyō in der Stadt Iwakuni wurde im Auftrag von Fürst Kikkawa Hiroyoshi 1673 erbaut. Mit einer Länge von fast 200 Metern, vier steinernen Pfeilern und fünf Holzbögen war sie in der Edo-Zeit (1603 bis 1868) die spektakuläre Verbindung zwischen dem Stadtteil der Samurai auf der einen Flussseite und dem der einfachen Bürger auf der anderen Seite. Benutzen durften sie in jener Epoche lediglich die obere Klasse. Heute ist die Kintaikyō das Wahrzeichen der Stadt. Während die Lokalbevölkerung die Brücke kostenlos überqueren darf, müssen die Touristen eine kleine Gebühr bezahlen. Denn der Unterhalt ist aufwendig. Zuletzt wurden 2004 die Holzbögen nach alter Tradition komplett erneuert. Seither werden alle paar Jahre Sicherheitstests durchgeführt, 2014 mit Hilfe von 128 Highschool-Schülern.
Die Phantombrücke
1955 entstand in der Bergwelt Hokkaidos der Nukabira-Staudamm – und mit ihm zusammen einer der grössten künstlichen Seen Japans. Infolgedessen wurde ein Abschnitt der Shihoro-Bahnlinie geflutet. Ein Überbleibsel jener Epoche ist die ehemalige Taushubetsu-Bahnbrücke, die nur sichtbar wird, wenn der Pegel des Stausees genug tief ist. Dadurch hat sie den Übernamen «Die Phantom-Brücke» erhalten. Es ist eine Sehenswürdigkeit, die es in diesem Zustand wohl nicht mehr allzu lange geben wird. Das Wasser, der Frost und auch ein Erdbeben von 2003 haben dem Beton stark zugesetzt. Zugleich steht die Brücke für ein längst vergangenes Stück Bahngeschichte. Denn 1987 wurde die gesamte Shihoro-Linie eingestellt. In der ganzen Region stehen bis heute noch 14 verlassene Brücken, die Schritt für Schritt von der Natur zurückerobert werden.
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