Sechs Monate Stillstand
Seit Anfang April hat Japan die Grenzen für ausländische Touristen geschlossen. Das sind sechs Monate Stillstand. Minus 99 Prozent beträgt der Rückgang. Im September wurden gemäss der aktuellsten Statistik der JNTO 13’700 Besucher aus dem Ausland gezählt. Touristen sind das aber nicht. Vielmehr handelt es sich um Transitpassagiere, Austauschstudenten, Praktikanten oder Expats und ihre Familien. Denn diese Gruppen werden in dieser Besucherstatistik mitgezählt. Faktisch ist die Zahl der internationalen Touristen damit bei null. Ihre Rückkehr plant die Regierung erst für 2021 und dies mit wesentlichen Einschränkungen (Asienspiegel berichtete). Eine kurz- und mittelfristige Erholung ist für diese Sparte nicht absehbar.
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Historischer Rekordverlust
Für die Fluggesellschaften hat dies drastische Folgen. Demnach rechnet ANA – neben JAL die grosse Airline Japans – in diesem Geschäftsjahr mit einem historischen Rekordverlust von 500 Milliarden Yen. Das sind umgerechnet 4 Milliarden Euro. Während sich die Zahl der Passagiere auf den Inlandflügen dank der «Go To Travel»-Reisekampagne der Regierung (Asienspiegel berichtete) auf tiefem Niveau wieder leicht erholt hat, ist der Flugverkehr nach Übersee auf ein Minimum geschrumpft.
Im November wird ANA gerade noch 28 internationale Routen mit 800 Flügen bedienen. Das ist ein weiterer Rückgang zu den ursprünglich geplanten 75 Strecken und 5400 Flügen für den November. Dabei fehlen nicht nur die internationalen Touristen. Auch die Japaner reisen kaum mehr aus dem Land. Im September waren es 31’600, ein Minus von 98 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aus der einst wirtschaftlich erfolgreichen Airline ist in wenigen Monaten ein Unternehmen in der Krise geworden, das nun zu einschneidenden Massnahmen gezwungen ist.
Haneda wird zum Zentrum
ANA hat sich ein Kapital in der Höhe von 1 Billion Yen (8 Milliarden Yen) gesichert, wovon ein Grossteil nachrangige Bankdarlehen sind. Dies soll den Betrieb für mindestens ein weiteres Jahr garantieren. Zugleich ist die Airline gezwungen zu sparen. Die Löhne der Angestellten werden um bis zu 30 Prozent reduziert. 3500 der 45’000 Stellen werden bis 2022 abgebaut. Von den aktuell 300 Flugzeugen werden rund 30 abgestossen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um kostenintensive Langstreckenflieger.
Die internationalen Flüge werden zudem neu koordiniert. Sobald sich die Nachfrage erholen sollte, plant ANA, die Langstreckenflüge auf den Tokioter Stadtflughafen Haneda zu konzentrieren. Bisher unterhielt ANA mit den Flughäfen Kansai, Chubu, Narita und Haneda vier Stützpunkte für den internationalen Flugverkehr. Aktuell werden je 14 Routen von Narita und Haneda aus bedient. Somit rüstet sich ANA für eine langfristige Talfahrt. Es ist kein Einzelfall. Auch die Massnahmen vom grossen Konkurrenten JAL werden mit aller Wahrscheinlichkeit ähnlich ausfallen. Die Flugwelt, wie man sie als Japan-Reisender kannte, wird nach dieser Corona-Krise eine andere sein.
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