Der 400 km/h-Shinkansen
Um den japanischen Hochgeschwindigkeitszug in seiner Höchstform zu erleben, muss man im Tohoku-Shinkansen fahren. Auf dieser Strecke im Nordosten des Inselstaates, die von Tokio über Aomori bis nach Hakodate führt, verkehrt der Shinkansen der Baureihe E5. Es ist das Vorzeigemodell, wenn es um das Tempo geht. Um diese langen Distanzen möglichst schnell zu bewältigen, fährt der E5 auf dem Teilabschnitt zwischen Utsunomiya und Morioka mit 320 km/h. Das ist so schnell wie auf keiner anderen Shinkansen-Strecke im Land. Auch auf dem Abschnitt von Morioka bis nach Shin-Aomori am Nordzipfel der grossen Hauptinsel Honshu soll das erlaubte Tempolimit von 260 km/h auf 320 km/h erhöht werden. Im Oktober 2020 haben hierzu die Bauarbeiten begonnen.
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Das ist aber noch lange nicht das Ende der Entwicklung. Seit Mai 2019 wird zwei Mal in der Woche während der Nachtstunden die Zukunft des Shinkansen getestet. Es handelt sich um den Prototypen ALFA-X, der auch als Baureihe E956 bekannt ist (Asienspiegel berichtete). Am 27. Oktober 2020 durften erstmals japanische Medienleute von Sendai bis nach Morioka mitfahren. Dabei erreichte der futuristische Shinkansen mit einer 10-Wagen-Komposition eine Höchstgeschwindigkeit von eindrücklichen 382 km/h. Während der nächtlichen Testfahrten ohne Passagiere geht es sogar noch schneller. Mit bis zu 400 km/h ist der ALFA-X dann unterwegs (Asienspiegel berichtete). Angepeilt wird derweil eine maximale Betriebsgeschwindigkeit von 360 km/h.
Zwei extralange Nasen
Betreiber JR East und Hersteller Kawasaki Heavy Industries rechnen mit einer Entwicklungszeit von rund 10 Jahren. Es gibt noch viel zu tun. Die Wahl der richtigen Nase des ALFA-X spielt beispielsweise eine zentrale Rolle. Zu Test- und Messzwecken hat man dem Prototypen vorne und hinten gleich zwei verschiedene Formen gegeben. Es handelt sich um extralange «Nasen» von 16 (Wagen 1, Richtung Tokio) und 22 Metern (Wagen 10, Richtung Shin-Aomori) Länge. Diese Designs tragen wie beim E5 dazu bei, den Lärm des Knalls beim Tunnelaustritt wesentlich zu reduzieren. Das wird bei diesen hohen Geschwindigkeiten jedoch nicht ausreichen. Auf der Strecke wird der Bau von zusätzlichen Lärmschutzwänden notwendig sein.
Zudem sollen anhand neuester Technik die Vibrationen während der Fahrt deutlich reduziert werden. Auch die Erdbebensicherheit spielt eine wichtige Rolle. Schon heute verfügen die Shinkansen über ein weltweit führendes Erdbeben-Notbremssystem (Asienspiegel berichtete). Der Zug muss zudem den harten Winterbedingungen standhalten, weil er im kalten Norden des Landes eingesetzt wird.
Von Tokio nach Sapporo mit dem Shinkansen
Die Erkenntnisse der ALFA-X-Tests werden in eine komplett neue Baureihe münden. Bis 2030 müsste diese betriebsbereit sein. Denn um dieses Jahr herum wird die Shinkansen-Strecke zwischen Hakodate und Sapporo eröffnet. Der Shinkansen der Zukunft, bauliche Anpassungen auf der Strecke und neu erlaubte Höchstgeschwindigkeiten (Asienspiegel berichtete) sollen dazu beitragen, dass die Strecke zwischen Tokio und Sapporo in 4 Stunden 30 Minuten bewältigt werden kann. Theoretisch wären dereinst sogar 4 Stunden möglich (Asienspiegel berichtete). Mit der aktuellen Baureihe E5 würde diese Reise rund 5 Stunden dauern.
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