15 Jahre an der Seite von Hayao Miyazaki
BUCHTIPP – «My Neighbor Totoro», «Spirited Away», «Castle in the Sky» oder «Princess Mononoke»: Ein Japan ohne Hayao Miyazaki und sein Studio Ghibli kann man sich nicht mehr vorstellen. Die Animes des Oscar-Preisträgers haben Generationen in ihren Bann gezogen. Ebenso legendär sind seine wiederholten Aussagen, dass nun wirklich Schluss sei, um kurze Zeit danach den nächsten Anime in Angriff zu nehmen. Das hat ihm den Übernamen Owaranai hito, den «Never-Ending Man», eingebracht. Tatsächlich arbeitet er im Alter von fast 80 Jahren erneut an einem neuen abendfüllenden Anime (Asienspiegel berichtete).
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Das Buch
Zu gerne möchte man diesem japanischen Genie bei seiner Arbeit über die Schulter schauen. Genau dieses Privileg hatte Steve Alpert. 15 lange Jahre hatte der perfekt Japanisch sprechende Amerikaner als Angestellter von Tokuma Shoten, dem damaligen Mutterkonzern von Studio Ghibli, die Verantwortung über den Verleih und die Vermarktung von Miyazakis Filmen in Übersee. Er wurde zum internationalen Gesicht von Ghibli, begleitete Hayao Miyazaki und Produzent Toshio Suzuki auf ihren Auslandsreisen, hielt im Namen des Anime-Meisters die Rede für den Goldenen Bären, war mittendrin in der historischen Oscar-Nacht 2003, musste die Launen von Disney und Harvey Weinstein ertragen, erlebte die Eigenheiten der japanischen Geschäftswelt und trug seinen Teil dazu bei, dass Miyazakis Werke originalgetreu einem globalen Publikum gezeigt werden konnte.
Diese Jahre mit Miyazaki hat Steve Alpert im Buch «Sharing a House with the Never-Ending Man – 15 Years at Studio Ghibli» Revue passieren lassen. Das Buch erschien 2016 auf Japanisch und ist seit 2020 auf Englisch erhältlich. Es ist ein einmaliger Blick hinter die Kulissen dieses legendären Studios und Meisters, gespickt mit einer Fülle von Anekdoten. Das Buch deckt hauptsächlich die Handlungen während der Jahrtausendwende ab, als Miyazaki mit «Princess Mononoke» und «Spirited Away» zu einem globalen Star wurde.
Lesenswert
«Sharing a House with the Never-Ending Man» ist lesenswert und dies nicht nur für die Fans. Denn Steve Alpert schafft mit diesem Buch einen authentischen Einblick in die Abläufe der Filmwelt und in das japanische Geschäftsleben mit all seinen ungeschriebenen Regeln. Immerhin war Alpert nicht nur an der Seite von Miyazaki und Suzuki, sondern auch direkter Angestellter des gerissenen Yasuyoshi Tokuma, Gründer des einst einflussreichen Unterhaltungsverlags Tokuma Shoten und Stellvertreter einer Generation, die den japanischen Wirtschaftsboom geprägt hatte.
Die Beschreibungen von Alpert sind unterhaltsam, detailreich, humorvoll, selbstironisch und liebevoll zugleich. Amüsant werden die unerbittlichen Tücken der japanischen Sprache und der schweisstreibenden Übersetzungsarbeit verständlich gemacht. Faszinierend wird aufgezeigt, wie sich Miyazaki von der Architektur in Colmar und den Bauten von Hundertwasser in Wien inspirieren liess. Liebevoll finden die heiteren Momente mit Miyazaki und Suzuki Platz. Als Leser ist man ganz nahe dabei.
Die höchste Ehre widerfuhr Alpert übrigens kurz nach seiner Zeit bei Studio Ghibli. Für die Rolle von Hans Castorp im Anime «The Wind Rises» (Kaze Tachinu) bediente sich Miyazaki beim Aussehen und den Bewegungen des Amerikaners. Ja, Alpert durfte dieser Figur sogar die Stimme leihen. Es war zugleich ein ideales Geschenk von Miyazaki. So wurde die Anime-Version des Autors zum logischen Buchcover von «Sharing a House with the Never-Ending Man».
Informationen zum Buch
Titel | «Sharing a House with the Never-Ending Man» |
Autor | Steve Alpert |
Verlag | Stone Bridge Press |
Jahr | 2020 |
Sprache | Englisch |
eISBN | 9781611729412 |
pISBN | 9781611720570 |
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