War­ten auf den Shinkansen

Ein Shinkansen der Baureihe E5, der auf der Tohoku- und Hokkaido-Strecke eingesetzt wird.
Ein Shink­an­sen der Bau­rei­he E5, der auf der Toho­ku- und Hok­kai­do-Stre­cke ein­ge­setzt wird. Foto: Depo​sit​pho​tos​.com

Japan setz­te als ers­tes Land die­ser Welt die Visi­on eines Hoch­ge­schwin­dig­keits­zu­ges um. Pünkt­lich vor den Olym­pi­schen Som­mer­spie­len 1964 wur­de die ers­te Shink­an­sen-Stre­cke zwi­schen den Metro­po­len Tokio und Osa­ka eröff­net. Anstatt 6 Stun­den 30 Minu­ten dau­er­te die Fahrt nur noch 4 Stun­den, spä­ter 3 Stun­den und heu­te etwas weni­ger als 2 Stun­den 30 Minu­ten (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

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Die Toka­i­do-Stre­cke war der Start­schuss. Heu­te umfasst das Shink­an­sen-Netz knapp 2800 Stre­cken­ki­lo­me­ter. Es führt hoch in den Nor­den, tief in den Süden, über die Japa­ni­schen Alpen und zum Japa­ni­schen Meer. In den nächs­ten Jah­ren fol­gen Erwei­te­run­gen nach Tsu­ru­ga in der Prä­fek­tur Fukui (Asi­en­spie­gel berich­te­te), nach Naga­sa­ki auf der Süd­in­sel Kyus­hu (Asi­en­spie­gel berich­te­te) und nach Sap­po­ro (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Der Höhe­punkt wird die Eröff­nung der futu­ris­ti­schen Magnet­schwe­be­bahn zwi­schen Tokio und Nago­ya wer­den (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Das heutige Shinkansen-Netz.
Das heu­ti­ge Shink­an­sen-Netz. Hisa­gi / Wiki­me­dia / CC

Der San’in-Shinkansen

Trotz die­ses kon­ti­nu­ier­li­chen Aus­baus ist Japan nach wie vor weit ent­fernt von sei­ner Visi­on der Erschlies­sung der gesam­ten Insel mit Hoch­ge­schwin­dig­keits­stre­cken. Beim Betrach­ten der Shink­an­sen-Kar­te fal­len drei gros­se Leer­flä­chen auf. Die lang­ge­zo­ge­ne San’in-Region, die die Sei­te des Japa­ni­schen Mee­res im Süd­wes­ten der gröss­ten Haupt­in­sel Hons­hu umfasst, war­tet seit 50 Jah­ren ver­geb­lich auf die bahn­tech­ni­sche Revo­lu­ti­on, obwohl im Mas­ter­plan von 1973 eine Stre­cke von Osa­ka über Tot­to­ri und Matsue bis nach Shi­mo­no­se­ki vor­ge­se­hen war (sie­he Kar­te unten). 550 Kilo­me­ter lang und umge­rech­net 30 Mil­li­ar­den Euro teu­er soll­te der San’in-Shinkansen wer­den. Trotz wie­der­hol­ter Anläu­fe schei­ter­te das Pro­jekt an den Kos­ten. Güns­ti­ge­re Alter­na­ti­ven wer­den alle paar Jah­re wie­der bespro­chen. Letzt­end­lich fehlt es der Regi­on und ihren Städ­ten an wirt­schafts­po­li­ti­scher Bedeu­tung. Ähn­lich ergeht es dem Osten der Süd­in­sel Kyus­hu, der eben­falls uner­schlos­sen bleibt. 

Der Shi­ko­ku-Shink­an­sen

Das gröss­te Ver­säum­nis stellt Shi­ko­ku dar. Sie ist mitt­ler­wei­le die ein­zi­ge japa­ni­sche Haupt­in­sel, die nicht ans Shink­an­sen-Netz ange­schlos­sen ist. Dabei hat man eben­falls seit fast 50 Jah­ren gros­se Plä­ne. Gleich zwei Shi­ko­ku-Shink­an­sen-Stre­cken soll­ten hier ent­ste­hen, die eine von Osa­ka über Tokushi­ma, Taka­matsu und Mats­u­y­a­ma bis nach Oita auf der Süd­in­sel Kyus­hu und die ande­re von Oka­y­a­ma über Taka­matsu bis nach Kochi im Süden von Shi­ko­ku (sie­he Kar­te unten). Rea­li­siert wur­de kei­ne die­ser Lini­en. Stets waren die Kos­ten und die tech­ni­schen Her­aus­for­de­run­gen im Weg. Nur schon der Bau von einem oder sogar meh­re­ren Unter­was­ser­tun­neln stellt eine hohe Hür­de dar. Eine leben­di­ge Erin­ne­rung an das bis­lang geschei­ter­te Pro­jekt eines Shi­ko­ku-Shink­an­sen ist übri­gens die 1985 eröff­ne­te Ona­ruto-Brü­cke. Die unte­re Ebe­ne die­ses zwei­stö­cki­gen Bau­werks war ursprüng­lich für den Hoch­ge­schwin­dig­keits­zug vor­ge­se­hen. Benutzt wur­de sie nie. Statt­des­sen hat man dort eine Aus­sichts­platt­form für die Besich­ti­gung der Naruto-Mee­res­stru­del eingerichtet. 

Eigentlich für den Shikoku-Shinkansen vorgesehen: Die untere Ebene der Onaruto-Brücke.
Eigent­lich für den Shi­ko­ku-Shink­an­sen vor­ge­se­hen: Die unte­re Ebe­ne der Ona­ruto-Brü­cke. Foto: Depo​sit​pho​tos​.com

Auf­ge­ge­ben hat man trotz­dem nicht. Die Befür­wor­ter ver­spre­chen sich von einem direk­ten Anschluss an die Metro­pol­re­gi­on Osa­ka einen Schub für die Wirt­schaft und den Tou­ris­mus. Es wäre zudem ein Mit­tel, um die Land­flucht zu stop­pen. Zudem wäre der Shi­ko­ku-Shink­an­sen – ähn­lich wie die im Bau befind­li­che Magnet­schwe­be­bahn zwi­schen Tokio und Nago­ya – ein wich­ti­ges Back­up für die San­yo-Stre­cke zwi­schen Osa­ka und Fuku­o­ka. Eine sol­che Stre­cke wäre im Fal­le einer Natur­ka­ta­stro­phe eine zusätz­li­che Absi­che­rung der wich­ti­gen Ver­kehrs­we­ge in den Süden. Letzt­end­lich ist der Bau einer Shink­an­sen-Stre­cke stets eine Fra­ge des poli­ti­schen Willens. 

Der nach­ge­bau­te Shinkansen

In Shi­ko­ku nimmt man die Ver­nach­läs­si­gung inzwi­schen mit Humor. So fährt auf der länd­li­chen Yodo-Line ein Lokal­zug, der zumin­dest das Aus­se­hen eines Shink­an­sen hat, mit der typisch blau-weis­­sen Far­be und der berühm­ten Nase der aller­ers­ten Bau­rei­he 0. Die Innen­aus­stat­tung die­ser Ein-Wagen-Kom­­po­­si­­ti­on ist ganz in blau gehal­ten und mit zwei lan­gen Sitz­rei­hen aus­ge­stat­tet. Aus­ser­dem sind vier Sit­ze instal­liert, die tat­säch­lich ein­mal in einem Wagen der Bau­rei­he 0 ver­wen­det wur­den (Asi­en­spie­gel berich­te­te).


Das Shink­an­sen-Netz

Das aktuelle und geplante Netz.
Das aktu­el­le und geplan­te Netz. Σ64 / Wiki­me­dia / CC
  • Rot: Nie rea­li­sier­te Strecken.
  • Schwarz: Das aktu­el­le Netz.
  • Blau: Im Bau befind­li­che Abschnit­te (dar­un­ter die Magnetschwebebahn)
  • Grün: In Planung. 

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