Kyoto: Vom Übertourismus zu leeren Hotelbetten

Kyoto hat so viele Kulturschätze zu bieten wie kein anderer Ort in Japan. Das macht die alte Kaiserstadt unwiderstehlich, für Japaner wie für internationale Touristen. Vor der Krise kamen jährlich über 50 Millionen Besucher, darunter 33 Millionen Tagestouristen. Hier ging es nie darum, noch mehr Menschen anzulocken, ganz im Gegenteil. Mit Airbnb-Verboten, Besucherstau-Karten und einer Übernachtungssteuer versuchten die Behörden, den Overtourism aktiv zu bekämpfen. Dann jedoch trat das Szenario ein, mit dem niemand rechnete.
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Durch die Corona-Krise ist die Zahl der ausländischen Touristen seit April fast auf Null gesunken. Bis im August fehlte auch ein Grossteil der japanischen Besucher (Asienspiegel berichtete). Seit September sieht das Bild etwas besser aus. Die Zahl der japanischen Übernachtungsgäste ist auf 76,1 Prozent des Vorjahresniveaus. Stabile Covid-19-Zahlen (Asienspiegel berichtete), eine viertägige Feiertagsperiode (Asienspiegel berichtete) wie auch staatlich finanzierte Vergünstigungen (Asienspiegel berichtete) haben zu dieser Erholung beigetragen, die sich voraussichtlich im Herbst fortsetzt.
Kyoto fehlen die internationalen Gäste
Schaut man jedoch genauer hin, bleibt die Lage in Kyoto prekär. Die Belegungsrate der 64 grössten Hotels in der Stadt lag im September bei bescheidenen 33 Prozent. Das ist zwar eine Steigerung um 10 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im vergangenen Jahr war dieser Wert noch bei hohen 83,2 Prozent, im November 2019 sogar auf knapp 90 Prozent. Die Kyoto City Tourism Association spricht von einer weiterhin schwierigen Lage für die Branche, die sich stark auf eine ausländische Kundschaft ausgerichtet hatte. 46,9 Prozent der Hotelgäste in Kyoto stammten vor der Corona-Krise nicht aus Japan. Sie blieben im Durchschnitt länger als die japanischen Besucher und gaben entsprechend viel Geld aus. Sie waren kurz gesagt eine essenzielle Klientel, die schmerzlich vermisst wird.
Sugas Pläne für den Inbound-Tourism
Daher stellt sich nicht nur für Kyoto die Frage, wann diese wieder zurückkehren werden? Japan hält die Grenzen für internationale Touristen weiterhin geschlossen. Die dramatisch steigenden Covid-19-Zahlen in vielen Ländern dieser Welt lassen derzeit nichts anderes zu. Ein Bericht der World Tourism Organization der UNO geht davon aus, dass erst ab Oktober 2021 mit einer Erholung des internationalen Tourismus zu rechnen ist. Das Vorkrisenniveau werde nicht vor 2023 erreicht sein.
Für Japan gibt es dennoch einen Hoffnungsschimmer. Die japanische Regierung plant seit Oktober 2020 eine Wiederaufnahme des Einreisetourismus bis zu den Olympischen Sommerspielen 2021 (Asienspiegel berichtete). Premierminister Yoshihide Suga hat bekräftigt, dass man bis Ende Jahr Strategien und Massnahmen für eine Wiederbelebung ausgearbeitet haben wird. Der Regierungschef geht sogar soweit, dass er am Ziel von jährlich 60 Millionen ausländische Touristen bis 2030 festhält.
Chinesen dürfen bald wieder einreisen
Immerhin hat Suga seit seinem Amtsantritt einige Lockerungen für den internationalen Grenzverkehr in Gang gebracht. Bereits ist ein nächster Schritt in Sicht. Personen aus China dürfen voraussichtlich ab Mitte November wieder kurzfristige Geschäftsreisen ohne Quarantänepflicht nach Japan unternehmen, sofern sie einige Bedingungen erfüllen (Asienspiegel berichtete). Derzeit kommen einzig Südkorea, Singapur und Vietnam in den Genuss dieser Vorzugsbehandlung. Das Abkommen mit Peking ist nicht zu unterschätzen. Japan zählte im vergangenen Jahr 373’000 Geschäftsreisende aus China. Der Einreiseverkehr aus dem Reich der Mitte wird somit zu einem wichtigen Test.
Übersicht
→ Japans bisherige Grenzlockerungen (täglich aktualisiert)
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