Der Nagasaki-Shinkansen

Mit dem Shinkansen nach Nagasaki fahren. Seit den 1970er-Jahren ist dies eine Vision. Im Herbst 2022 wird es endlich soweit sein. Dann wird man in einem Hochgeschwindigkeitszug nach Nagasaki reisen können. Die Vorfreude ist gross. Ende Oktober hat Betreiber JR Kyushu das Design des Nagasaki-Shinkansen vorgestellt.
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Es ist ein Zug in weisser Farbe, goldenen Schriftzügen und einer durchgehenden roten Linie im unteren Bereich. Ebenso elegant sieht das Interieur aus. Der Industriedesigner Eiji Mitooka war für die Gestaltung verantwortlich. Der 73-Jährige ist kein Unbekannter. Er entwarf auch das Aussehen des JR-Kyushu-Luxuszugs Seven Stars (jp. Nanatsuboshi) (Asienspiegel berichtete).


Eingesetzt wird der Shinkansen der modernsten Baureihe N700S, die seit Juli 2020 zwischen Tokio und Fukoka unterwegs ist (Asienspiegel berichtete). Benutzt wird eine kurze Sechs-Wagen-Komposition. Kamome (dt. «Möwe») heisst der Fahrplan-Name dieses Zugs. Damit wird die Bezeichnung des Limited-Express-Zuges, der heute zwischen Hakata (Fukuoka) und Nagasaki verkehrt, übernommen.
Die unvollendete Route

Die Nagasaki-Route ist Teil des 2004 eröffneten Kyushu-Shinkansen-Netzes, das derzeit Fukuoka mit Kagoshima verbindet. Die neue Strecke wird den Westteil der Südinsel Kyushu erschliessen, jedoch einen Schönheitsfehler haben. Denn der Nagasaki-Shinkansen wird vorerst lediglich zwischen Takeo-Onsen und Nagasaki verkehren. Auf diesem 66 Kilometer langen Abschnitt steht der Bau der Normalspur für den Shinkansen vor dem Abschluss. Der verbleibende 45,7 Kilometer Abschnitt zwischen Takeo-Onsen und Shin-Tosu, dem Verbindungsort an das bisherige Kyushu-Shinkansen-Netz, besitzt hingegen lediglich die schmalere Kapspur.
Für die Präfektur Saga wäre eine bauliche Anpassung zu teuer gewesen. Zudem scheiterte die langjährige Entwicklung eines neuartigen Shinkansen mit Umspurtechnologie an den Kosten und der Technik. Das bedeutet, dass von Takeo-Onsen über Shin-Tosu nach Hakata weiterhin ein Expresszug zum Einsatz kommen wird. Dieser wird nicht mehr Kamome, sondern Relay Kamome heissen. Mit einem exakt angepassten Fahrplan und einem Umsteigen auf demselben Bahnsteig in Takeo-Onsen hofft JR Kyushu den Zeitverlust reduzieren zu können.
Ob die Nagasaki-Route jemals bis nach Shin-Tosu vollendet wird, steht in den Sternen. Man hat diese Projekt jedenfalls noch nicht aufgegeben. Die Präfektur Saga, JR Kyushu und die Zentralregierung in Tokio stehen weiterhin in Gesprächen über eine mögliche Finanzierung einer Normalspurstrecke. Es ist letztendlich eine Frage der Wirtschaftlichkeit.
Der Mini-Shinkansen
Vor einer ähnlichen technischen und finanziellen Herausforderung stand man übrigens in den 1990ern auch beim Bau des Yamagata- und Akita-Shinkansen im Nordosten Japans. Dort entschloss man sich, die bestehenden Bahnstrecken in den jeweiligen Präfekturen auf verschiedene Weise von Kap- auf Normalspur zu erweitern, beliess aber die Umgrenzungslinie des Fahrweges unverändert. Ausserdem fahren auf diesen Abschnitten weiterhin Normalzüge. Aus diesem Grund wurden schmalere Mini-Shinkansen eingeführt, die auf diesen minimal angepassten Strecken mit langsameren Höchstgeschwindigkeiten von 130 km/h verkehren (Asienspiegel berichtete).
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