Der selbstfahrende Shinkansen
Im Oktober und November 2021 wird Bahnbetreiber JR East einen Shinkansen testen, der keinen Lokführer benötigt. Bei diesem Versuch wird eine 12-Wagen-Komposition der Baureihe E-7 des Hokuriku-Shinkansen zum Einsatz kommen. Auf einem fünf Kilometer langen Abschnitt in der Präfektur Niigata will JR East dieses voll automatisierte System auf Herz und Nieren prüfen.
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Die Vision ist, dass man dereinst von einem Kontrollzentrum den Shinkansen zuverlässig bedienen kann. Bei den Tests wird ein Lokführer anwesend sein, um im Notfall eingreifen zu können. Dieses automatisierte System, das sich ATO («Automatic Train Operation») nennt, kommt einer Revolution für den Shinkansen-Betrieb gleich.
Der selbstfahrende Yamanote-Zug
Es ist nicht das erste Mal, dass JR East einen selbstfahrenden Zug testet. Auf der beliebten Tokioter Yamanote-Ringlinie arbeitet man seit Januar 2019 an der Einführung eines voll automatisierten Systems (Asienspiegel berichtete). Auch beim futuristischen Shinkansen-Prototypen ALFA-X, der derzeit auf der Tohoku-Strecke im Nordosten des Landes getestet wird, ist das ATO-System eingebaut (Asienspiegel berichtete).
In der japanischen Hauptstadt existieren mit dem Nippori-Toneri Liner und der Yurikamome-Linie (Asienspiegel berichtete) bereits zwei Beispiele voll automatisierter Bahnlinien. Diese haben den Vorteil, dass sie auf eigenen Hochbahnen verkehren. Auch der Shinkansen besitzt mit dem eigenen Schienennetz diesen Vorteil, die technischen und logistischen Hürden sind aber ungleich höher. Die Yamanote-Linie verkehrt derweil auf dem lokalen Schienennetz, das sich mehrere Linien teilen. Das macht den Einsatz eines selbstfahrenden Zugs zu einer ebenso komplexen Angelegenheit.
Ein akuter Personalmangel
Dennoch hofft JR East, den voll automatisierten Shinkansen und Yamanote-Zug bereits 2027 einsetzen zu können. Ob dieser Zeitrahmen realistisch ist, werden die kommenden Versuche zeigen. Ausser Frage steht, dass die ATO-Technologie dereinst zur Anwendung kommen wird. Denn für die japanischen Bahnbetreiber ist diese Entwicklung keine Spielerei, sondern eine dringende Notwendigkeit.
Aufgrund der rasanten Überalterung der Gesellschaft macht sich der Personalmangel in dieser Branche zunehmend bemerkbar (Asienspiegel berichtete). In den arbeitsintensiven Sparten der Bahnbetreiber fehlt es an genügend Mitarbeitern. Das zeigt sich nur schon daran, dass inzwischen fast die Hälfte der knapp 10’000 Bahnhöfe in Japan unbemannt sind. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat diese Zahl um 10 Prozent zugenommen.
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