Der Bio-Zwerg Japan

Grüntee-Ernte in der Präfektur Shizuoka.
Grün­tee-Ern­te in der Prä­fek­tur Shi­zuoka. Saka­rin Sawas­dina­ka / Shut​ter​stock​.com

GEDENK­TAG – Das japa­ni­sche Bio-Label wur­de 1999 vom Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um ein­ge­führt. Es ver­gin­gen wei­te­re sechs Jah­re bis die Poli­tik die För­de­rung der bio­lo­gi­schen Land­wirt­schaft in ein Gesetz goss. Das war am 8. Dezem­ber 2006. Eine Grup­pe aus der Regi­on Kobe, die sich für Bio ein­setzt, hat aus die­sem Datum einen Gedenk­tag gemacht, mit dem Ziel, ein brei­te­res Bewusst­sein für die­se nach­hal­ti­ge Form der Land­wirt­schaft ein­zu­set­zen. Mehr als ein Jahr­zehnt spä­ter gibt es aber noch immer viel zu tun. 

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Ein Bio-Zwerg

Das offizielle Bio-Label in Japan.
Das offi­zi­el­le Bio-Label in Japan.

Ein Blick auf die offi­zi­el­len Zah­len des Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums vom August 2019 offen­bart, wie gross der Nach­hol­be­darf ist. In Japan wird auf 0,5 Pro­zent der gesam­ten Anbau­flä­che nach Bio-Stan­dards pro­du­ziert (Stand: 2017). Das ent­spricht 23’000 Hekta­ren. Berück­sich­tigt man ein­zig die zer­ti­fi­zier­ten Flä­chen gemäss dem Japan Agri­cul­tu­ral Stan­dard (JAS), dann liegt der Anteil bei noch gerin­ge­ren 0,2 Pro­zent. In Deutsch­land sind es 7,5 und in Ita­li­en 14,5 Pro­zent. Oder anders aus­ge­drückt: Ledig­lich 12’000 der 2,5 Mil­lio­nen Bau­ern­haus­hal­te in Japan wid­men sich der bio­lo­gi­schen Landwirtschaft. 

Dies führt dazu, dass sich die jähr­li­chen Pro-Kopf-Aus­ga­ben für Bio-Lebens­mit­tel gera­de mal auf 8 Euro belau­fen. In der Schweiz sind es 274 Euro, in Öster­reich 177 Euro und in Deutsch­land 116 Euro. Rund 1,4 Mil­li­ar­den Euro wird in Japan mit Bio-Pro­duk­ten umge­setzt. In Deutsch­land sind es 10 Mil­li­ar­den Euro. Das Ange­bot an Bio-Pro­duk­ten in den Super­märk­ten hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zwar zuge­nom­men (Tipp: stets auf das Label oder den Schrift­zug 有機 ach­ten), im Ver­gleich zu vie­len euro­päi­schen Län­dern ist der Insel­staat jedoch ein Bio-Zwerg geblie­ben. Gleich­zei­tig ist das Wachs­tums­po­ten­ti­al gross, gera­de wenn man beach­tet, wie bewusst sich die japa­ni­sche Ess­na­ti­on ernährt. 

Die Bio-Super­markt-Ket­te in Tokio

Bio-Produkte von Bio C'Bon in Tokio.
Bio-Pro­duk­te von Bio C’Bon in Tokio. Asi­en­spie­gel

Die­ser Nischen­zu­stand hat nicht mit einem Des­in­ter­es­se der Kon­su­men­ten, son­dern viel­mehr mit der Struk­tur der Land­wirt­schaft zu tun. Die­se ist seit der Nach­kriegs­zeit – mit Aus­nah­me von Hok­kai­do – klein­tei­lig auf­ge­baut. Für nicht weni­ge Fami­li­en ist der Anbau ein Neben­er­werb. Der Anreiz umzu­stel­len, ist ent­spre­chend gering. Aus­ser­dem läuft fast der gesam­te Han­del die­ses Sek­tors über die all­mäch­ti­ge Japan Agri­cul­tu­ral Coope­ra­ti­ves Group (JA), die lan­ge Zeit wenig Inter­es­se an Bio zeig­te. Dies könn­te sich jedoch ändern. Denn seit eini­gen Jah­ren steigt der Export japa­ni­scher Lebens­mit­tel (Asi­en­spie­gel berich­te­te) und somit auch das Inter­es­se an spe­zi­fisch japa­ni­schen Bio-Pro­duk­te wie Grün­tee, Kuzu-Stär­ke­mehl, Kon­jak-Mehl, Soja­sauce oder Miso. 

Dass sich im japa­ni­schen Markt etwas tut, beweist auch der Ein­stieg der fran­zö­si­schen Bio-Super­markt-Ket­te Bio C’Bon. In Koope­ra­ti­on mit dem Super­markt­gi­gan­ten AEON wag­te sie 2016 den Schritt nach Tokio. Inzwi­schen zählt Bio C’Bon 12 Able­ger in der japa­ni­schen Haupt­stadt und in der Nach­bar­prä­fek­tur Kana­ga­wa. Für die Ent­wick­lung die­ses Mark­tes sind sol­che spe­zia­li­sier­te Läden, die von einem gros­sen Markt­ak­teur finan­zi­ell getra­gen wer­den, essen­zi­ell. Der Bio-Markt in Japan gewinnt lang­sam, aber ste­tig an Bedeutung. 


GEDENK­TA­GE: Neben den 16 offi­zi­el­len Fei­er­ta­gen besitzt Japan unzäh­li­ge Gedenk­ta­ge, die Ereig­nis­sen, Errun­gen­schaf­ten, Tra­di­tio­nen, Spei­sen oder Pro­duk­ten gewid­met sind. Die­se auf Japa­nisch bezeich­ne­ten «Kinen­bi» wer­den von öffent­li­chen Insti­tu­tio­nen, Ver­ei­nen, Unter­neh­men und Ein­zel­per­so­nen ins Leben geru­fen. Die Japan Anni­ver­s­a­ry Asso­ca­ti­on regis­triert und beglau­bigt die Gedenk­ta­ge. Es exis­tie­ren mitt­ler­wei­le über 2100 Ein­trä­ge. In die­ser Serie wer­den eini­ge die­ser soge­nann­ten «Kinen­bi» vor­ge­stellt, die einen ver­tief­ten Ein­blick in die Gesell­schaft erlau­ben.


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