Weih­nach­ten in Japan

Ein weihnachtlicher Blick auf die Rainbow Bridge in der Bucht von Tokio.
Ein weih­nacht­li­cher Blick auf die Rain­bow Bridge in der Bucht von Tokio. onemu / Shut​ter​stock​.com

In Japan leben knapp 2 Mil­lio­nen Chris­ten. Das sind beschei­de­ne 1,5 Pro­zent der Bevöl­ke­rung und den­noch hat Weih­nach­ten in der Nach­kriegs­zeit als ein kom­mer­zi­el­les Ereig­nis im Insel­staat Wur­zeln geschla­gen. Das ist kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, wenn man die Geschich­te die­ser Reli­gi­on in Japan betrachtet. 

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Das Chris­ten­tum kam Mit­te des 16. Jahr­hun­derts durch por­tu­gie­si­sche Mis­sio­na­re in die Hafen­stadt Naga­sa­ki. Die schnel­le Ver­brei­tung wur­de bald als Gefahr ange­se­hen. Der Lan­des­ei­ni­ger Toyo­to­mi Hideyo­shi (1537 bis 1598) und spä­ter das Toku­ga­wa-Sho­gu­n­at, das Japan über 200 Jah­re vom Rest der Welt abschot­te­te, mach­ten das Chris­ten­tum zur ver­bo­te­nen Reli­gi­on. Die japa­ni­schen Chris­ten wur­den gezwun­gen ihrem Glau­ben abzu­schwö­ren. Im Film «Silence» von Mar­tin Scor­se­se steht die­ses The­ma im Zentrum. 

Ers­te Erfahrungen

Erst mit der Öff­nung und der Moder­ni­sie­rung des Lan­des ab 1868 kam es zu einer Wie­der­auf­er­ste­hung des Chris­ten­tums. Ab 1873 durf­te die Reli­gi­on wie­der offen aus­ge­übt wer­den. Dabei stell­te sich her­aus, dass es noch tau­sen­de Chris­ten in Japan gab, die im Ver­steck­ten ihre Reli­gi­on prak­ti­ziert hat­ten. Sie wur­den bekannt als Kaku­re Kiris­hit­an, «die ver­bor­ge­nen Chris­ten» (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Mit der west­li­chen Weih­nachts­kul­tur in Kon­takt kam zunächst die rei­che und gebil­de­te Schicht der Japa­ner, die Ende des 19. Jahr­hun­derts in den USA, Deutsch­land, Frank­reich und Gross­bri­tan­ni­en zu Stu­di­en­zwe­cken weil­ten und regel­mäs­sig mit Aus­län­dern in Japan ver­kehr­ten. Zum ers­ten in Japan doku­men­tier­ten Weih­nachts­fest kam es 1871, zwei Jah­re vor der Lega­li­sie­rung des Chris­ten­tums. Es war der in der Prä­fek­tur Fukui täti­ge ame­ri­ka­ni­sche Natur­wis­sen­schafts­leh­rer Wil­liam Elli­ot Grif­fis, der sei­ne japa­ni­schen Stu­den­ten und Kol­le­gen, in sein Haus lud und dort ein Weih­nachts­fest nach ame­ri­ka­ni­schem Brauch abhielt, wie die Mai­ni­chi Shim­bun berich­tet. In einem Brief an sei­ne Fami­lie schrieb er über die­ses Ereignis. 

Schon in der Mei­ji- (1868 bis 1912) und Tais­ho-Zeit (1912 bis 1926) wuss­ten ers­te japa­ni­sche Händ­ler den Weih­nachts­brauch zu kom­mer­zi­el­len Zwe­cken zu nut­zen. Die damals ent­ste­hen­de Pres­se mach­te die west­li­che Tra­di­ti­on einem grös­se­ren Publi­kum bekannt. Mit der Mili­ta­ri­sie­rung des Lan­des und dem Zwei­ten Welt­krieg ver­schwand jedoch Weih­nach­ten aus dem All­tag. Zu sehr wur­de es mit dem Feind in Ver­bin­dung gebracht.

Der Kom­merz steht im Vordergrund

Erst die US-Mili­tär­be­sat­zung und der Wirt­schafts­boom ab den 1960er-Jah­ren eta­blier­ten Weih­nach­ten voll­ends als kom­mer­zi­el­les Ereig­nis. Einen tra­di­tio­nel­len Ablauf für die­se Tage gibt es nicht. Die jun­gen Japa­ner haben Hei­lig­abend zu einem roman­ti­schen Abend gemacht. Schmu­cke Restau­rants und Hotel­zim­mer sind zu die­ser Zeit rest­los aus­ge­bucht. Fami­li­en mit Kin­dern nut­zen die Weih­nachts­zeit zum gemüt­li­chen Zusam­men­sein. Ein gemein­sa­mes Essen bei Ken­tu­cky Fried Chi­cken gehört für vie­le zur all­jähr­lich wie­der­keh­ren­den Gewohn­heit (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Beglei­tet wird die Weih­nachts­zeit von spek­ta­ku­lä­ren nächt­li­chen Beleuch­tun­gen in den Zen­tren der Städ­te (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

In die­sem Jahr hat die Coro­na-Pan­de­mie zwangs­läu­fig zu Anpas­sun­gen geführt, wie eine Umfra­ge des Markt­for­schers Cross Mar­ke­ting von Anfang Dezem­ber andeu­tet. Man wer­de sich die­se Weih­nach­ten ein luxu­riö­ses Essen für Zuhau­se leis­ten, war die häu­figs­te Ant­wort von den Per­so­nen, die dies­be­züg­lich schon eine Ent­schei­dung getrof­fen hat­ten. An zwei­ter Stel­le war die Absicht, ledig­lich mit der Fami­lie in den eige­nen vier Wän­den zu fei­ern. Nur noch drei Pro­zent hat­ten fest vor, an Weih­nach­ten in einem Restau­rant etwas zu essen. Die Ant­wor­ten decken sich mit dem dies­jäh­ri­gen Boom des Takea­way und Deli­very. Selbst hoch­klas­si­ge Restau­rants in Japan kön­nen es sich nicht mehr leis­ten, auf die­se Dienst­leis­tun­gen zu ver­zich­ten (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Die wich­ti­ge Neujahrszeit

Die japa­ni­sche Neu­jahrs­zeit wird hin­ge­gen stär­ker von tra­di­tio­nel­len Abläu­fen bestimmt und ähnelt damit mehr dem west­li­chen Kon­zept einer Weih­nachts­fei­er. Dann ver­brin­gen die aller­meis­ten Japa­ner einen beschau­li­chen Abend im Rah­men der Fami­lie, dem ein Tem­pel- oder Schrein­be­such folgt (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

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