Die Touristen-App: Japans Plan für die Grenzöffnung

Seit dem Amtsantritt von Premierminister Yoshihide Suga arbeitet Japan an einem Plan für die Wiederaufnahme des Einreise-Tourismus (Asienspiegel berichtete). Mit den Olympischen Sommerspielen soll der stillgelegten Branche wieder Leben eingehaucht werden. Doch wie genau lässt sich in diesen Zeiten eine sichere Grenzöffnung für Touristen aus aller Welt bewerkstelligen?
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Die Regierung scheint eine Antwort darauf gefunden zu haben. Am 2. Dezember 2020 schrieb die Nikkei Shimbun mit Bezug auf eine Regierungsquelle, dass Japan für Tokyo 2020 ausländische Touristen «im grossen Stil» ins Land lassen möchte – ohne Quarantänepflicht, ohne Bewegungseinschränkung und ohne Impfzwang.
Eine Touristen-App
Wie dies möglich sein soll? Die verpflichtende Nutzung einer speziell entwickelten Touristen-App soll es offenbar richten. Diese wird unter anderem eine persönliche ID, das Visum, die Tokyo 2020-Tickets, die Bestätigung eines negativen Testresultats sowie eine Funktion zur täglichen Aktualisierung des Gesundheitszustandes und ärztlicher Beratung beinhalten. Hinzu kommt die Pflicht, die in Japan genutzte Cocoa-Contact-Tracing-App zu aktivieren und eine japanische Krankenversicherung abzuschliessen. Auch die Registrierung per QR-Code in Hotels, Restaurants und anderen öffentlichen Orten für ein besseres Contact-Tracing wird in Erwägung gezogen. Gemäss dem ersten Regierungsentwurf vom Oktober könnten erste Einreisetests im Frühling stattfinden. Dieses System soll schliesslich zur Blaupause für eine weitreichendere Öffnung des Einreise-Tourismus nach den Olympischen Spielen werden (Asienspiegel berichtete).
Es ist zu betonen, dass es sich um einen Entwurf handelt. Noch ist nichts definitiv beschlossen. Viele Details bleiben offen. Viele Fragen kann die Regierung zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht beantworten. Zu unsicher ist die globale Covid-19-Lage. Sollte zudem ein sicherer Impfstoff bis dahin in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen, könnte sich die Sachlage komplett ändern. IOK-Präsident Thomas Bach tönte dies bereits bei seinem Besuch in Tokio Mitte November an (Asienspiegel berichtete).
Die Wirtschaft zuerst
Der Bericht der Nikkei Shimbun ist so gesehen hauptsächlich eine Bestätigung dafür, dass die Regierung am Weg, den sie im Oktober eingeschlagen hat, festhält. Es ist zugleich eine Regierungspolitik, die die Handschrift des neuen Premiers trägt. Für Suga spielt die Ankurbelung der Wirtschaft, insbesondere des Tourismus, eine zentrale Rolle. Seit seinem Amtsantritt hat Suga kontinuierlich die Grenzen geöffnet und die staatlich subventionierten Inlandsreise- und Restaurantvergünstigungen gefördert (Asienspiegel berichtete). Selbst die steigenden Corona-Zahlen haben ihn nicht davon abgebracht. Einzig der Druck der Gouverneure einzelner Präfektur hat ihn teilweise zum Einlenken gezwungen.
Inwiefern die japanische Bevölkerung diese Politik mitträgt, ist eine andere Frage. Ende November ist die Unzufriedenheit über die Corona-Politik der Regierung um 13 Prozent auf 48 Prozent angestiegen. Nur mit einer erfolgreichen Bewältigung der aktuellen Covid-19-Welle wird Suga die Menschen von seinem Olympiakurs überzeugen können.
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