«3-Mitsu»: Japans Wort des Jahres
Der Verlag Jiyūkokuminsha hat «3-Mitsu» (ausgesprochen «San-Mitsu») zum japanischen Trendwort des Jahres gekürt. Dieser Begriff hat sich in dieser aussergewöhnlichen Zeit zu einer Richtschnur für sicheres Verhalten im Alltag entwickelt. Gemeint ist, Räumlichkeiten mit schlechter Belüftung (jp. mippei), Massenansammlungen (misshū) und Nahkontakte (missetsu) möglichst zu umgehen. Weil die dazugehörigen Adjektive auf Japanisch alle das Schriftzeichen 密 (ausgesprochen mitsu für «dicht, eng») beinhalten, spricht man auf Japanisch von den «3-Mitsu».
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Aus dieser Wortkonstruktion ist schliesslich der japanische Satz «Mitsu desu» («es ist eng») entstanden. Damit verweist man einfach verständlich auf eine Situation mit höherem Infektionsrisiko, die man meiden möchte. Es ist ein essenzieller Beitrag zur Verhinderung von Cluster-Bildungen. Aus «3-Mitsu» wurde auf Englisch die «3-C-Regel», die mittlerweile von der WHO offiziell propagiert wird (Asienspiegel berichtete).
Eine perfekte japanische Wortkonstruktion
Die Experten des Gesundheitsministeriums haben dieses Konzept entwickelt. Es war jedoch Tokios Gouverneurin Yuriko Koike, die «3-Mitsu» und «Mitsu desu» während ihrer Pressekonferenzen im Frühling mehrfach benutzte und so populär machte (Asienspiegel berichtete). Diese Wörter waren derart eingängig, dass kurze Zeit darauf ein «Mitsu desu»-Web-Game entstand, das in einer Woche über 8 Millionen Mal gespielt wurde (Asienspiegel berichtete).
Für den Linguisten Hideho Kindaichi, Mitglied des Auswahlkomitees, steht das Wort «San-Mitsu» für die Stärke der japanischen Sprache, verschiedene Sachverhalte in einem Wort zusammenzufassen. Ausserdem liebt man es in Japan, die wichtigen Dinge im Leben jeweils in drei Punkte zu gliedern. «San-Mitsu» beinhaltet somit alle Eigenschaften, um zu einem erinnerungswürdigen Trendwort des Jahres zu werden. Es hebt sich zudem von den ebenfalls nominierten Corona-Wörtern wie Kurasutā («Cluster»), Essensharuwākā («Essential Worker») oder Sōsharu Disutansu («Social Distance») ab, die auf direktestem Weg vom Englischen ins Japanische übertragen wurden (Asienspiegel berichtete).
Die sprachgewandte Gouverneurin
Gouverneurin Yuriko Koike, die fliessend Englisch und Arabisch spricht, ist bekannt dafür, neuartige Wortkreationen gekonnt in Umlauf zu bringen. So trug sie als ehemalige Umweltministerin die Verantwortung für die Einführung der «Cool Biz»-Kampagne (Asienspiegel berichtete). Als Gouverneurin von Tokio lancierte sie «Jisa Biz», die eine bessere Verteilung der Pendlerströme anstrebt (Asienspiegel berichtete). 2017 wurde das von ihr wiederholt verwendete deutsche Verb «aufheben» in die Liste der 30 nominierten Trendwörter aufgenommen (Asienspiegel berichtete). Schliesslich stellte Koike im November 2020 fünf neue Empfehlungen in der Covid-19-Bekämpfung vor, die sie als «5 Ko» zusammenfasste (Asienspiegel berichtete).
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