«Tokyo 2020»: Fünf Szenarien

Die olym­pi­schen Rin­ge in der Bucht von Tokio.
Die olym­pi­schen Rin­ge in der Bucht von Tokio. Foto: Depo​sit​pho​tos​.com

Ein Arti­kel der bri­ti­schen Times schlug die­se Woche hohe Wel­len. Dem­nach sei­en die japa­ni­schen Regie­rungs­mit­glie­der zu der Mei­nung gelangt, dass eine Aus­tra­gung von Tokyo 2020 in die­sem Som­mer auf­grund der aktu­el­len Coro­na-Lage zu kom­pli­ziert sei. Die Zei­tung beruft sich auf eine anony­me Regie­rungs­quel­le. Ein gesichts­wah­ren­der Aus­weg sei die Ver­schie­bung auf das Jahr 2032. Es ist der frü­hes­te freie Ter­min, da die Aus­tra­gun­gen 2024 bereits an Paris und 2028 an Los Ange­les ver­ge­ben sind. Die Regie­rung in Tokio demen­tier­te umge­hend. Die­ser Bericht ent­spre­che nicht den Rea­li­tä­ten. Man sei wei­ter­hin ent­schlos­sen, erfolg­rei­che und siche­re Olym­pi­sche Spie­le in die­sem Som­mer durchzuführen. 

Die fünf Szenarien

Die Dis­kus­sio­nen sind damit nicht been­det. Ver­schie­de­ne Akteu­re aus der Poli­tik, dem Sport und Gesund­heits­we­sen haben sich inzwi­schen ein­ge­schal­tet und ganz unter­schied­li­che Vor­schlä­ge ein­ge­bracht. Eine Übersicht: 

  • Tokyo 2020 mit Zuschau­er: Die Spie­le fin­den die­sen Som­mer mit Zuschau­ern statt. Aus­län­di­sche Besu­cher dür­fen unter stren­gen Auf­la­gen ein­rei­sen. Dies ent­spricht dem offi­zi­el­len Plan der Regie­rung (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Auf­grund der anhal­ten­den Coro­na-Kri­se wird die­ses Sze­na­rio jedoch zuneh­mend infra­ge gestellt. 

  • Tokyo 2020 ohne Zuschau­er: Für die japa­ni­schen Ärz­te­ver­ei­ni­gun­gen ist klar, dass die­sen Som­mer kei­ne aus­län­di­schen Zuschau­er zuge­las­sen wer­den dür­fen. Ansons­ten bestehe die Gefahr eines Kol­lap­ses des Gesund­heits­sys­tems. Nur schon für die 11’000 Ath­le­ten die Sicher­heit zu garan­tie­ren, sei schwie­rig genug. Man sol­le viel­mehr prü­fen, ob Spie­le ohne Zuschau­er mög­lich sei­en. Auch Regie­rungs­mi­nis­ter Taro Kono sagt, dass man sich nun auf die Ath­le­ten und nicht auf die inter­na­tio­na­len Zuschau­er zu fokus­sie­ren habe (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Dick Pound vom IOK meint eben­falls, dass die Zuschau­er nicht ein «Must-Have» sei­en. Unter den gege­be­nen Umstän­den scheint die­ses Sze­na­rio zur­zeit am wahr­schein­lichs­ten zu sein. 

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  • Tokyo 2024: Ichi­ro Mat­sui, Bür­ger­meis­ter von Osa­ka, schlägt der­weil vor, dass das IOK die Olym­pi­schen Som­mer­spie­le von Tokio auf das nächs­te regu­lä­re Olym­pia-Jahr 2024 ver­schiebt. Dann wären die Spie­le eigent­lich in Paris. Mat­sui ver­tritt jedoch die Mei­nung, dass auch die fran­zö­si­sche Haupt­stadt ange­sichts der Coro­na-Kri­se vor vie­len Schwie­rig­kei­ten ste­he und daher eine Ver­schie­bung aller bis­lang geplan­ten Spie­le um vier Jah­re sinn­voll sei. Tony Estan­guet von Paris 2024 meint hin­ge­gen, dass Tokyo 2020 nun ein­fach ohne Zuschau­er statt­fin­den müsse. 

  • Tokyo 2032: Um Kon­flik­te mit den Ver­an­stal­tern von Paris und Los Ange­les zu ver­mei­den, wäre die Opti­on, die die Times ange­deu­tet hat, am ele­gan­tes­ten. Tokyo 2020 wird auf das Jahr 2032 ver­scho­ben. Die Sze­na­ri­en Tokyo 2024 und Tokyo 2032 sind jedoch mit logis­ti­schen und finan­zi­el­len Pro­ble­men ver­bun­den. Nur schon das Olym­pia­dorf müss­te neu gebaut wer­den. Denn die Woh­nun­gen des jet­zi­gen Ath­le­ten­dorfs sind ver­kauft und wer­den noch die­ses Jahr bezogen. 

  • Absa­ge: Das IOK und die Orga­ni­sa­to­ren von Tokyo 2020 haben stets betont, dass der Som­mer 2021 die letz­te Chan­ce sei. Ansons­ten müs­se man die Spie­le absa­gen. Es wäre ein schmerz­haf­ter Ent­scheid, in sport­li­cher und finan­zi­el­ler Hin­sicht. Allein für die Ver­schie­bung hat Japan 294 Mil­li­ar­den Yen, umge­rech­net 2,3 Mil­li­ar­den Euro, auf­ge­wen­det. Die gesam­ten Spie­le kos­ten 13 Mil­li­ar­den Euro. 

Japan im Notstand

Tat­sa­che ist, dass sich auch in Japan die Coro­na-Lage ver­schlech­tert hat. Hin­zu kommt die dro­hen­de Gefahr einer schnel­len Ver­brei­tung der mutier­ten Vari­an­ten des Coro­na­vi­rus. In der Prä­fek­tur Shi­zuoka und in Tokio wur­den die­se Woche ers­te Über­tra­gun­gen der bri­ti­schen Mutan­te nach­ge­wie­sen. Die Neu­an­ste­ckun­gen blei­ben für japa­ni­sche Ver­hält­nis­se hoch (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Die Zahl der Inten­siv­pa­ti­en­ten (1011 am Frei­tag, Anfang Okto­ber waren es 130) und täg­li­chen Todes­fäl­le (über 90 pro Tag, in der ers­ten Wel­le waren es 10 bis 30) haben die­se Woche neue Höchst­stän­de erreicht. Eine Impf­be­wil­li­gung wird in Japan erst für Mit­te Febru­ar erwar­tet und dies ledig­lich für den Impf­stoff von Biontech-Pfi­zer. Umfra­gen haben gezeigt, dass rund 80 Pro­zent der Japa­ner eine erneu­te Ver­schie­bung oder eine Absa­ge befür­wor­ten (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Der Regie­rung, den Orga­ni­sa­to­ren und dem IOK rennt die Zeit davon.

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