Das minimalistische Wohnhaus

Die japanische Lifestyle-Kette Muji hat sich mit ihren markenfreien und funktionalen gestalteten Produkten weltweit einen Namen gemacht. Mit Muji House bietet das Unternehmen in Japan auch Fertighäuser an, die mit ihrer stilvollen und aufs Wesentliche beschränkte Architektur auffallen. Das Konzept wird mit jedem Jahr verfeinert. Zu Beginn stand die Neuerfindung des mehrstöckigen japanischen Familienhauses im Fokus (Asienspiegel berichtete). Nun hat das Unternehmen eine weitere Vision umgesetzt.
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Das Yō no ie – auf Englisch hat es den Namen Plain House erhalten – ist ein hölzernes eingeschossiges Haus. Auf einer Fläche von 73 Quadratmetern finden ein Schlafzimmer, ein Wohn- und Esszimmer, eine Küche, ein Badezimmer, eine Toilette und ein Eingangsbereich Platz. Schiebetüren erlauben die Verwandlung in einen grossen, lichtdurchfluteten und flexibel gestaltbaren Raum. Drei Panoramafenster, die vom Boden bis zur Decke reichen, bilden einen natürlichen Zugang zur Terrasse und zur Natur. Die offene Front mit der Veranda erinnert an die klassischen Machiya-Stadthäuser.
Ein Gegenentwurf

Mit dem Yō no ie wollte Muji House einen Gegenentwurf zu den engen mehrstöckigen Familienhäusern erschaffen, die in Japan zu einem Standard geworden sind. Dieses Plain House ist für einen Zwei-Personen-Haushalt konzipiert, lässt sich aber auch erweitern. Belohnt wurde diese Arbeit 2020 mit dem Good Design Award.
Das Yō no ie wirkt wie eine natürliche Weiterentwicklung des Muji Hut, das seit 2017 auf dem Markt ist. Dabei handelt es sich um elegante Mikrohäuser, die sich als Wochenendhütten auf dem Land anbieten. Die ersten dieser Muji Huts wurden im Frühling 2017 auf einem alten Schulgelände in der Präfektur Chiba erbaut (Asienspiegel berichtete).
Der Wegzug aus Tokio
Auch das Yō no ie ist aufgrund seiner Struktur für ländliche Gegenden geeignet. Damit liegt Muji House im Trend. In der Corona-Krise hat die Lebendigkeit und Dynamik der überbevölkerten Hauptstadt an Attraktivität eingebüsst. Seit April 2020 – als die Krise richtig begann – verzeichnet Tokio mehr Weg- als Zuzüge (Asienspiegel berichtete). Auf einmal vermelden ländliche Regionen, die seit Jahren mit einer chronischen Abwanderung zu kämpfen haben, einen kleinen Zuwachs an Einwohnern. Für die steigende Zahl an Menschen, die die Arbeit auch zu Hause erledigen kann, wird der Wegzug aufs Land plötzlich zur einer verlockenden Option. Das Yō no ie scheint für diese Klientel wie geschaffen zu sein.



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