Japan plant den Notstand für Tokio
Der japanische Premierminister Yoshihide Suga wird aufgrund der aktuellen Corona-Lage für die Präfekturen Tokio, Saitama, Chiba und Kanagawa den Notstand auszurufen. Dieser könnte schon am 7. Januar 2021 in Kraft treten und würde vorläufig bis Ende Monat dauern. Eine offizielle Erklärung wird für Donnerstag erwartet. Der Notstand verleiht den Forderungen der Gouverneure bei der Bekämpfung der Pandemie mehr Gewicht. Noch müssen die genauen Massnahmen ausgearbeitet werden. Man geht davon aus, dass die Bevölkerung aufgefordert wird, jeweils nach 20 Uhr möglichst zu Hause zu bleiben. Auch die Gastronomie wird spätestens um diese Zeit den Betrieb schliessen müssen. Die öffentlichen Schulen sollen verstärkt auf Online-Kurse und die Firmen auf Homeoffice setzen.
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Die Gesetzeslage erlaubt den Behörden, lediglich Forderungen zu stellen. Mit einem strengen Lockdown wie in europäischen Ländern ist dies nicht vergleichbar. Bei Zuwiderhandlung drohen zudem keine Strafen. Suga möchte dies jedoch ändern. Eine Revision des entsprechenden Gesetzes wird geprüft.
Das Zögern des Premierministers
Suga reagiert auf die Hilferufe der Gouverneure der vier Präfekturen. Diese hatten die Zentralregierung aufgefordert, die Ausrufung des Notstands zu prüfen. Die Lage im Grossraum Tokio ist angespannt. Am 31. Dezember 2020 gab es in Tokio erstmals mehr als 1500 Neuansteckungen. Aktuell zählen die 7 Präfekturen der Hauptstadtregion über 23’000 aktive Covid-19-Fälle. Das ist dreimal mehr als in der Metropolregion Osaka. In Tokio waren es gestern 108 Covid-19-Intensivpatienten, mehr als während der ersten Welle. Die Sorge ist gross, dass es zu einem explosionsartigen Anstieg kommt.
Lange war der Regierungschef gegen eine Notstandsdeklaration. Er setzte die Prioritäten auf die Wiederbelebung der Wirtschaft. Sugas zögerliche Haltung in der Pandemiebekämpfung liess seine anfänglich hohe Zustimmungsrate von 72 Prozent auf 42 Prozent fallen. 76 Prozent waren in einer Umfrage von Nikkei der Meinung, dass die Bekämpfung der Pandemie wichtiger sei als die Ankurbelung der Wirtschaft.
Als Japan im April den Notstand ausrief
Zuletzt hatte Sugas Vorgänger Shinzo Abe am 8. April 2020 den Covid-19-Notstand ausgerufen. Zunächst galt die Massnahme für sieben Regionen, eine Woche später wurde der Ausnahmezustand auf das ganze Land ausgeweitet. Die Reisetätigkeit der Bevölkerung kam während der Feiertagsperiode Golden Week zu einem Stillstand (Asienspiegel berichtete). Der Notstand zeigte Wirkung. Die Zahl der Neuansteckungen sanken zeitweise auf Null. Am 14. Mai 2020 wurde der Notstand in 39 Präfekturen und am 25. Mai für den Rest des Landes aufgehoben.
Anfang Juli stiegen die Zahlen erneut an und erreichten am 7. August mit 1605 Ansteckungen innerhalb eines Tages einen vorläufigen Höhepunkt. Im Sommer reichten die punktuellen Forderungen der Präfekturregierungen aus, um den Trend zu brechen (Asienspiegel berichtete). Auf Null sanken die Neuinfektionen jedoch nie wieder ab. Im November begann schliesslich die dritte Welle, die am 31. Dezember mit 4502 neuen Covid-19-Fällen einen bisherigen Höchststand erreicht hat.
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