Der Notstand und die Ungewissheit
Premierminister Yoshihide Suga wird den Notstand für Tokio und die Nachbarpräfekturen Chiba, Saitama und Kanagawa ausrufen. Es bleibt ihm nichts anderes übrig. In Japan steigen die Covid-19-Zahlen rapide an. Gestern waren es zum ersten Mal über 6000 Neuansteckungen. Allein in Tokio waren es 1591, ebenfalls ein Höchststand.
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Die detaillierten Massnahmen der Behörden werden heute Donnerstag verkündet. Die Bevölkerung wird unter anderem gebeten, abends möglichst zu Hause zu bleiben und die Restaurants sollen spätestens um 20 Uhr schliessen. Darüber hinaus wird der Notstand einen direkten Einfluss auf den Grenzverkehr haben. Japan wird auch die Geschäftsreisen aus China, Südkorea, Vietnam und weiteren 8 Ländern und Regionen zum Stillstand bringen.
Die Grenzen sind dicht
Somit werden die Grenzen für Ausländer fast vollständig geschlossen. Ende Dezember wurden bereits Einreisen für Ausländer, die mit einem neuen mittel- oder langfristigen Visum ins Land wollten, gestoppt (Asienspiegel berichtete). Japan-Reisen für ausländische Touristen sind seit April 2020 nicht mehr erlaubt (Asienspiegel berichtete). Eine Ausnahme bilden die Ausländer mit Wohnsitz in Japan, denen auch künftig eine Einreise gewährt werden soll. Damit macht Japan die Grenzlockerungen, die seit Oktober schrittweise eingeführt wurden, rückgängig.
Am 8. Januar 2021 tritt der Notstand in Kraft und wird mindestens einen Monat dauern. Experten, die die Regierung beraten, gehen jedoch davon aus, dass es länger brauchen wird. Man werde wohl frühestens Ende Februar oder erst Anfang März über den Berg sein. Zurzeit gilt für die Notstandspräfekturen die Warnstufe 4 («explosionsartige Verbreitung des Virus»).
Die Auswirkungen auf «Tokyo 2020»
Für die Organisatoren der Olympischen Spiele im Sommer sind dies keine guten Nachrichten. Die erneute Grenzverschärfung betrifft auch die internationalen Athleten, für die man im November eigens ein Spezialvisum erschaffen hatte. Eigentlich will Japan ab März wichtige Testveranstaltungen in 18 Sportdisziplinen mit der Teilnahme ausländischer Athleten durchführen. Inwiefern der Notstand die Ausführung dieser Ereignisse beeinträchtigen wird, ist schwer vorherzusagen. Bezüglich der Stadionkapazitäten für Tokyo 2020 und der Zulassung von Zuschauern aus Übersee hatte die Regierung vor, zu Beginn des Frühlings einen definitiven Entscheid zu fällen.
Diese Vorhaben werden durch die aktuelle Lage erschwert. Auf einmal sind Veranstaltungen ohne Zuschauer oder im schlimmsten Fall eine Absage der Spiele Szenarien, mit denen sich die Organisatoren und Regierung wieder befassen müssen, wie Sports Hōchi berichtet. Dass womöglich einzelne Athleten oder ganze Nationalteams auf eine Teilnahme verzichten, muss ebenso berücksichtigt werden. Nach Monaten der Zuversicht und optimistischen Planung ist die Ungewissheit zurück. Es bleibt zu hoffen, dass der Notstand Wirkung zeigen wird.
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