«Tokyo 2020» ohne ausländische Zuschauer?

Im Frühling wird Premierminister Suga entscheiden müssen, ob Zuschauer, die nicht in Japan leben, bei «Tokyo 2020» zugelassen werden. Es wird sich um einen wegweisenden Entscheid handeln. Denn geht es nach den Plänen der Regierung, soll «Tokyo 2020» zum Auftakt für die Wiederbelebeung des Einreise-Tourismus werden.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Hierfür wird viel investiert. Für 7,3 Milliarden Yen wird eine Touristen-App entwickelt, die Contact-Tracing, Gesundheitskontrolle und elektronisches Visum in einem sein wird und auch nach den Spielen eingesetzt werden soll. Im Gegenzug würde eine Quarantänepflicht entfallen (Asienspiegel berichtete). Doch nun mehren sich die Stimmen, die am Erfolg dieser Strategie zweifeln.
Die Stimmungslage
Schon im Januar sprachen sich namhafte Politiker, Funktionäre und Gesundheitsexperten für Spiele ohne Zuschauer – oder zumindest ohne ausländische Zuschauer – aus, um die Veranstaltung zu retten (Asienspiegel berichtete). Auch Kaori Yamaguchi, Vorstandsmitglied des japanischen Olympischen Komitees (JOC), meinte diese Woche in einem Interview mit der Mainichi Shimbun, dass sich die Organisatoren von der Idee, Zuschauer aus Übersee zuzulassen, verabschieden sollten. Athleten, die sich in klar definierten Orten aufhalten, könne man handhaben. Bei Touristen, die sich frei bewegen, sei dies wesentlich schwieriger.
Auch die Stimmung in der Bevölkerung tendiert klar in diese Richtung. So ergab eine Umfrage der Yomiuri Shimbun zwischen dem 5. und 7. Februar 2021, dass bescheidene 8 Prozent Sommerspiele mit Zuschauern befürworten. 28 Prozent könnten sich eine Durchführung ohne Zuschauer vorstellen. Der Grossteil, nämlich 61 Prozent, ist weiterhin für eine erneute Verschiebung (33%) oder sogar eine Absage (28%).
Zweifel an der «Gott-App»
Ausserdem glauben nicht alle an eine erfolgreiche technische Umsetzung der Touristen-App bis im Juni 2021. Zu hoch ist der Aufwand und zu ungeübt sind die japanischen Behörden mit der Digitalisierung. Nur schon die Verbindung der App mit dem Gesundheitsministerium und dem Aussenministerium ist eine grosse Hürde. Zum Testen bleibt kaum Zeit. Von der Opposition hat sie mittlerweile den Übernamen die «Gott-App» erhalten. Die Zweifel sind nicht unbegründet. Bereits die eilig entwickelte Contact-Tracing-App COCOA hat sich wiederholt als fehleranfällig erwiesen.
Zuletzt wäre noch die Hoffnung auf eine zügige Impfung. Doch auch dieses Vorhaben kommt, wie in vielen anderen Ländern, nur schleppend voran. Bis zum 24. Februar 2021 wurde gerade mal 17’888 Impfungen durchgeführt. Bislang ist einzig das Vakzin von Biontech-Pfizer zugelassen, von dem Japan bislang nur wenige Dosen erhalten hat. Der für die Impfkampagne zuständige Regierungsminister Taro Kono erklärte zudem, dass «Tokyo 2020» in der Impfplanung keine spezielle Berücksichtigung finde.
Eine erste Prognose
Aus diesen Erkenntnissen lässt sich schliessen, dass «Tokyo 2020» aus politischen und finanziellen Gründen vermutlich stattfinden wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass an dieser Grossveranstaltung Zuschauer teilnehmen werden, die nicht in Japan leben, ist im Moment jedoch äusserst gering. Die Wiederbelebung des Einreise-Tourismus muss warten.
Buchtipp
«In Japan – Der praktische Reiseführer» (Edition 2023) von Jan Knüsel als E-Book.
Pocket-Wifi
Unlimitierten Internetzugang in Japan mit Japan Wireless, inkl. Rabatt-Coupon in der Höhe von 10% (Code: JWASIENSPIEGEL)
eSIM
Internetzugang in Japan mit einer eSIM von Japan Wireless für Ihr Smartphone.
Airport Taxi
Mit dem Airport Taxi zum Pauschalpreis von den Flughäfen Haneda, Narita nach Tokio sowie Kansai Airport nach Osaka und umgekehrt.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
November 2023 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken