Bis in die hinterste Ecke des Landes
Die landesweite Tür-zu-Tür-Zustellung jeglicher Güter ist ein Merkmal der japanischen Dienstleistungsgesellschaft. Auch ausländische Touristen können sich diesen Service zunutze machen, indem sie sich das Gepäck zum Hotel, Flughafen, Bahnhof oder an irgendeine Privatadresse schicken lassen können. Die Zustellung erfolgt, wenn immer möglich, innerhalb von 24 Stunden (Asienspiegel berichtete). 1976 rief Yamato Transport diesen praktischen Express-Zustelldienst ins Leben (Asienspiegel berichtete) und nannte ihn Takkyūbin. Es war eine ideale Ergänzung zum nationalen Postdienst, der nicht mehr als 6 Kilo schwere Pakete akzeptierte.
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Die grün-beigen Lieferwagen und das Logo mit der schwarzen Katzenmutter auf gelbem Hintergrund (jp. Kuroneko) sind zu einem unübersehbaren Bestandteil des japanischen Alltags geworden. Der von Yamato Transport geschützte Begriff Takkyūbin schaffte es 1985 sogar in den Titel des erfolgreichen Kinderbuches «Majo no takkyūbin» ( «Kikis kleiner Lieferservice») von Eiko Kadono, das vier Jahre später zur Vorlage des gleichnamigen Animes von Studio Ghibli wurde (Asienspiegel berichtete). Heute steht das Wort Takkyūbin neben dem eigentlich korrekten Begriff Takuhaibin stellvertretend für diese Art der Tür-zu-Tür-Zustellung, die mittlerweile auch von anderen Unternehmen wie Sagawa Express oder Nippon Express angeboten wird.
Bis auf die Ogasawara-Inseln
Yamato Transport ist bis heute der Marktführer in dieser Branche. Ein engschmaschiges Netzwerk sorgt dafür, dass die Pakete jede noch so entfernte Ecke des Landes erreichen. Seit 1996 ist der Takkyūbin-Service sogar auf den Ogasawara-Hauptinseln Chichijima und Hahajima präsent. Die Inseln sind 1000 Kilometer von der Hauptinsel Honshu entfernt. 1989 zählte die Branche 1 Milliarde zugestellte Pakete pro Jahr. Mittlerweile sind es mehr als 4 Milliarden.
Kooperation mit Lokalbussen
Ein solcher Zustelldienst ist in einem Land, das sich durch 400 bewohnte Inseln und abgelegene Bergregionen auszeichnet, mit einem enormen logistischen und personellen Aufwand verbunden. Die Herausforderungen werden immer grösser. So haben die rasant gestiegene Nachfrage im digitalen Zeitalter und die Überalterung der Gesellschaft zu einem akuten Personalmangel geführt. Es fehlt vor allem an genügend Fahrern. Die zuverlässige Zustellung in ländliche und abgelegene Gebiete leidet ganz besonders darunter.
Aus dieser Notlage ist eine lange Zeit unvorstellbare Kooperation entstanden. Yamato Transport arbeitet neu mit regulären Buslinien zusammen, die den Transport der Pakete über eine längere Distanz übernehmen. Am Zielort werden die Lieferungen von einem lokalen Angestellten entgegengenommen. Damit spart Yamato Transport viel Kosten und Fahrzeit. Gleichzeitig erhalten die ländlichen Buslinien, die immer weniger Passagiere befördern, eine neue Einnahmequelle. In den Bussen wird hierzu eigens Platz für die Pakete geschaffen.
Bis in die hinterste Ecke des Landes
Auf diese Art ist es Yamato Transport beispielsweise gelungen, die ländliche und auf verschiedene Seitentäler verteilte Gemeinde Hinohara in der Präfektur Tokio weiter zu beliefern. Auch in anderen ländlichen Gebieten setzt das Unternehmen auf diese Zusammenarbeit. Zum ersten Mal fiel mir diese neue Art der gemeinsamen Beförderung auf einer Busfahrt im abgelegenen Iya-Tal auf der kleinsten Hauptinsel Shikoku auf. Platz für Pakete hatte es jedenfalls genug, es waren nur wenige Passagiere im Bus. Es ist so gesehen eine perfekte Win-Win-Lösung, die gleich zwei wertvolle Dienstleistungen Japans am Leben hält.
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