Ein verlassenes Hotel wird zum Kulturgut
Der Mayasan ist der Hausberg der Hafenstadt Kobe. Der Ausblick vom Gipfel zählt zu den Nihon Sandai Yakei, den drei schönsten nächtlichen Szenerien Japans (Asienspiegel berichtete). Die Fahrt mit der Seilbahn zum Berg eröffnet auch eine Sicht auf eine nicht alltägliche Sehenswürdigkeit (siehe Foto). Es ist sind die Überreste des ehemaligen Hotels Maya Kankō, das sich auf der Höhe der Zwischenstation befindet, wo die Besucher von der Stand- auf die Luftseilbahn umsteigen. Dieses 1929 gebaute und 1993 verlassene Gebäude im Art-déco-Stil hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Anziehungspunkt für neugierige Besucher entwickelt. Liebevoll nennen sie diesen von der Natur zurückeroberten Ort die «Königin der Ruinen» oder ganz einfach «Mayakan».
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Ein nationales Kulturgut
Die Faszination für diesen zerfallenen Ort ist so gross, dass Führungen zum Haus angeboten werden und NPOs sich aktiv für dessen Erhalt einsetzen. 2017 wurden 7,3 Millionen Yen über ein Crowdfunding gesammelt, um das Gebäude vor seinem Zusammenbruch zu bewahren.
Diese Bemühungen tragen nun Früchte. Die Kulturbehörde hat das ehemalige Maya Kankō Hotel zu einem materiellen Kulturgut erhoben. In dieses Register aufgenommen werden ausgewählte Gebäude, die mindestens 50 Jahre alt sind, eine Epoche der Region widerspiegeln und sich nicht einfach wiederaufbauen lassen. Es ist eine Form des Denkmalschutzes. Seit der Gründung 1996 wurden 13’097 Bauwerke zum Kulturgut erklärt. In diesem Jahr haben es 132 Objekte auf diese Liste geschafft. Für die Hotelruine bedeutet dies, dass man für Reparatur- und Erhaltungsarbeiten an der historischen Substanz künftig eine staatliche finanzielle Unterstützung beantragen darf. Zudem müssen geplante bauliche Änderungen beim Staat gemeldet werden.
Die Geschichte des Hotels
Mit diesem Schritt hat es eine lang vernachlässigte Ruine zu einer offiziell anerkannten historischen Sehenswürdigkeit geschafft. Damit wird in der abwechslungsreichen Geschichte dieses Baus, der mehrmals vor seinem Ende stand, ein neues Kapitel geschrieben. Es war das Seilbahnunternehmen, das 1929 dieses Hotel mit dem Namen Maya Club eröffnete und dem Gast das Gefühl gab, in einem anderen Land zu sein. Es war ein Art-déco-Bau mit grosszügigen und schön dekorierten Sälen und einem Panoramaausblick auf die Stadt Kobe. Das Ende von Maya Club erfolgte am Ende des Zweiten Weltkriegs, als die Armee das Gebäude mit dem Flachdach als Fliegerabwehrstellung in Beschlag nahm.
Danach fiel es 10 Jahre in einen Dornröschenschlaf. Erst 1955 wurde es an einen Privaten verkauft und renoviert. 1961 folgte die Wiedereröffnung als Maya Kankō Hotel. Kurze sechs Jahre später kam das zweite Ende, als ein Taifun beträchtliche Schäden am Gebäude anrichtete. 1974 wurde es zum Studentenzentrum Maya Gakusei Sentā umfunktioniert. 1993 entschied man sich für die endgültige Aufgabe. Das grosse Erdbeben von 1995 (Asienspiegel berichtete) machte das ehemalige Hotel zu einem einsturzgefährdeten Bau. Seither erobert die Natur den Ort schrittweise zurück. Die Filmbranche entdeckte das Hotel früh als einzigartigen Drehort. Im Instagram-Zeitalter ist die Faszination für diesen verlassenen Ort grösser denn je.
Eindrücke von Twitter-Nutzern
Der Standort des verlassenen Hotels
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken