«Sakuranomics»: Der Wirtschaftsmotor Kirschblütenzeit
Es ist Kirschblütenzeit in Japan. Schon Mitte März haben sich die Knospen der Kirschbäume vielerorts geöffnet, fast zwei Wochen früher als in einem Durchschnittsjahr. In Tokio, Kochi und Fukuoka ist die volle Blüte bereits erreicht. In Kyoto wird es am heutigen Donnerstag so weit sein, in Kanazawa, auf der Seite des Japanischen Meeres, wird der Höhepunkt Ende März erwartet. Später dran sind der Nordosten und die Nordinsel Hokkaido. Diese Zeit, in der sich die Parkanlagen in ein rosa-weisses Blütenmeer verwandeln, hat für Japan nicht nur eine gesellschaftliche Bedeutung, sondern auch eine wirtschaftliche.
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2018 errechnete der Ökonom Katsuhiro Miyamoto von der Universität Kansai, dass sich der wirtschaftliche Effekt der Kirschblütenzeit auf 651,7 Milliarden Yen beläuft. Das sind umgerechnet rund 5 Milliarden Euro. Als «Sakuranomics» wird diese finanzielle Blüte bezeichnet. Das Treffen unter den Bäumen, das gemeinsame Essen und Trinken, spezielle jahreszeitliche Geschenke und Produkte – wie die Bierdosen in Sakura-Farben (Asienspiegel berichtete) – aber auch die zusätzliche Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, um zu den Parkanlagen zu gelangen, tragen zu diesem enormen Umsatz bei. 2018 waren 60 Millionen Japaner und 3,6 Millionen ausländische Touristen an der «Sakura-Wirtschaft» beteiligt. Dies macht die Kirschblütenzeit zusammen mit der Neujahrszeit zu den ertragreichsten Tagen im Jahr.
Der Einbruch im Corona-Jahr
Von den Zahlen des Jahres 2018 kann die japanische Wirtschaft im aktuellen Corona-Jahr 2021 nur träumen. Professor Miyamoto geht davon aus, dass der wirtschaftliche Effekt der Kirschblüten um 76 Prozent auf 158,2 Milliarden Yen (rund 1,23 Milliarden Euro) schrumpft. Zwar ist der Notstand im Grossraum Tokio seit dem 21. März 2021 aufgehoben (Asienspiegel berichtete), viele Vorsichtsmassnahmen bleiben jedoch erhalten, wie die Kürzung der Öffnungszeiten der Restaurants und die Aufforderung, auf ein gemeinsames Essen und Trinken unter den blühenden Bäumen zu verzichten. Jishuku, die «Selbstbeschränkung», bleibt in aller Munde.
Die Zurückhaltung führt dazu, dass voraussichtlich nur noch 35 Millionen Japaner zur Blumenschau pilgern werden. Die ausländischen Hanami-Touristen fehlen wegen des Einreiseverbots komplett. Für die Restaurants, Kaufhäuser, Geschäfte und öffentlichen Verkehrsmittel sind es schmerzhafte Einbussen. Allein mit Spaziergängen unter den Bäumen lässt sich nur beschränkt Geld verdienen.
Kirschblüten für Zuhause
Untätig ist die Wirtschaft in diesen Krisenzeiten nicht geblieben. Hanami-Bus- und Bootsfahrten zur Wahrung der Distanz, privat mietbare Kirschblüten-Spots für die Familie oder auch Sakura-Bonsai für Zuhause stehen hoch im Trend. Auch für alle, die eigentlich zu dieser Zeit nach Japan reisen wollten, gibt es eine Möglichkeit, die diesjährigen Kirschblüten zu bewundern. Das Sakura Drone Project wird am 27. März 2021 auf seinem Youtube-Kanal in Echtzeit Aufnahmen berühmter Kirschblüten-Spots ausstrahlen.
Die Kirschblütenkarte
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