Japan im dritten Notstand
Vor einem Jahr stand Japan still. Das Land war im ersten Notstand. Die Behörden riefen zur Selbstbeschränkung im Alltag auf. Kaufhäuser und Restaurants waren nur noch eingeschränkt offen. Die Golden Week kam zu einem Stillstand (Asienspiegel berichtete). Ein Jahr später wiederholt sich die Geschichte. Am gestrigen Freitag hat Premierminister Yoshihide Suga den Notstand für die vier Präfekturen Tokio, Osaka, Hyogo und Kyoto verhängt. Dieser wird vom 25. April bis vorläufig 11. Mai andauern. Damit ist exakt die längste Feiertagsperiode abgedeckt.
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Der Regierung blieb nichts anderes übrig, als zu dieser letzten Massnahme zu greifen. Die Zahlen steigen seit Wochen an. In Osaka ist das Gesundheitssystem überlastet, die Covid-19-Intensivbetten seit Tagen überbelegt (Asienspiegel berichtete). Insgesamt leben knapp 60 der 127 Millionen Einwohner Japans in einer Präfektur, für die aktuell der Notstand oder der Quasi-Notstand gilt (Asienspiegel berichtete).
Alkoholverbot für Restaurants
Man geht inzwischen davon aus, dass die Verbreitung der britischen Variante des Coronavirus zu diesem schnellen Anstieg geführt hat. In der Metropolregion Osaka wird diese Mutante bereits in 80 Prozent der neuen Fälle nachgewiesen. Die bis anhin vergleichsweise lockeren Massnahmen scheinen nicht mehr auszureichen. Die Regierung greift daher zu teilweise neuen Ansätzen. So gelten für die Restaurants verkürzte Öffnungszeiten bis 20 Uhr und neu ein Alkoholverbot. Die Idee dahinter ist, dass die Leute beim Konsum von alkoholischen Getränken zu lange im Restaurant verweilen und nachlässig werden. Das Risiko einer Ansteckung erhöht sich markant. Damit sich die geselligen Treffen nicht in die Parkanlagen und Strassen verschieben, werden die Behörden aufgerufen, entsprechende Massnahmen zu erlassen. Die letzten nächtlichen Fahrten von Bahn und Bus sollen zudem vorverlegt werden.
Die Kaufhäuser werden sich auf den Verkauf von Gütern des täglichen Bedarfs beschränken. Derweil müssen Karaoke-Betriebe und Vergnügungsparks temporär schliessen. Der Profisport findet ohne Zuschauer statt. Ausserdem werden die Bewohner der betroffenen Präfekturen aufgefordert, auf nicht dringende Reisen zu verzichten. Auch das Homeoffice rückt wieder verstärkt in den Fokus. Ein weiteres Mal setzt man sich zum Ziel, die Pendlerzahlen um 70 Prozent zu reduzieren. Die genaue Umsetzung der Massnahmen ist jeweils den Gouverneuren der Präfekturen überlassen.
Noch 90 Tage bis zu «Tokyo 2020»
Japan bleibt nicht mehr viel Zeit. Neben der Golden Week stehen auch die Olympischen Spiele an. In 90 Tagen soll die Eröffnung stattfinden. Premierminister Suga hat versichert, dass der dritte Notstand keinen Einfluss auf die Durchführung von sicheren Olympischen Sommerspielen haben werde. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Lage bis zum 11. Mai 2021 entscheidend beruhigen wird.
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