«Manbō»: Die Erschaffung des Quasi-Notstands
Seit dem 5. April 2021 haben die Präfekturen Osaka (Hauptstadt: Osaka), Hyogo (Kobe) und Miyagi (Sendai) das Recht, lokal begrenzte Massnahmen zu ergreifen, um die steigenden Covid-19-Zahlen in den Griff zu bekommen. Es handelt sich um ein neues rechtliches Instrument in der Pandemie-Bekämpfung, das im Februar 2021 eingeführt wurde.
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Die Gouverneure können damit beispielsweise die Öffnungszeiten von Restaurants kürzen und verlangen, dass zusätzliche Hygienemassnahmen umgesetzt werden. Gleichzeitig erhalten die betroffenen Gaststätten eine finanzielle Entschädigung. Bei Zuwiderhandlung droht jedoch eine Geldstrafe in der Höhe von 200’000 Yen. Dies ist ein entscheidender Unterschied zum Vorjahr, als das Land gezwungen war, mit rechtlich nicht bindenden Einschränkungen zu arbeiten. Darüber hinaus können die Gouverneure die Massnahmen gezielt auf ausgewählte Städte und Gemeinden innerhalb der Präfektur beschränken.
Bei einem Notstand hingegen würden die Massnahmen für eine ganze Präfektur gelten. Im Ausnahmezustand könnten zudem höhere Geldstrafen verhängt werden und Geschäfte temporär geschlossen werden.
Ein Quasi-Notstand mit einem langen Namen
Osaka, Hyogo und Miyagi befinden sich somit in einem Quasi-Notstand und dies bis zum 5. Mai 2021. Selbst für Japaner war dieses neue Instrument nicht sofort verständlich. Allein der japanische Name ist ein Ungetüm. Manenbōshitōjūtensochi1, «Schwerpunktmassnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung (des Coronavirus)» nennt sich dieser letzte Schritt vor dem Notstand. Intuitiv erschuf man eine Abkürzung für dieses lange Wort. Von Manbō2 war plötzlich die Rede. Shigeru Omi, Leiter der Corona-Taskforce der Regierung, nutzte wiederholt dieses Wort. Manbō war daraufhin in aller Munde, auch in den Überschriften vieler Medienartikel.
In Regierungskreisen kam dies jedoch nicht gut an. Schnell sah man ein, dass Manbō keine geeignete Abkürzung ist. Zu süss, zu harmlos und zu albern tönt dieser Begriff, der eigentlich seriöse Massnahmen zur Bekämpfung einer gravierenden Lage beschreiben soll. Hinzu kommt, dass Manbō3 der japanische Name für den Mondfisch ist. In der Fischerstadt Kesennuma sorgt man sich seither um das Image einer Raststätte, die sich mit dem Logo dieser Fischart schmückt.
Die Alternativen
Tokios Gouverneurin Yuriko Koike, bekannt für ihre Sprachfertigkeit (Asienspiegel berichtete), hat bereits erklärt, dass sie den Begriff Jūtensochi4 – «die Schwerpunktmassnahmen» – verwenden werde. Eine weitere Alternative, die man inzwischen liest, ist Manenbōshi5.
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