«Tokyo 2020»: Drei Szenarien
Japan steckt mitten in der vierten Corona-Welle. Die Covid-19-Zahlen steigen seit Tagen besorgniserregend an (Asienspiegel berichtete). In Osaka gerät das Gesundheitswesen derzeit stark unter Druck. Auch in der Hauptstadt Tokio zeigt die Kurve deutlich nach oben. Bereits sind sechs Präfekturen im Quasi-Notstand (Asienspiegel berichtete), weitere vier erhalten ab dem 20. April 2021 ebenfalls diesen Status (Asienspiegel berichtete). Gegen die Verbreitung der neuen Coronavirus-Varianten scheinen die vergleichsweise lockeren Massnahmen in Japan keine Wirkung mehr zu zeigen. Die Ausrufung eines dritten Notstands ist nicht mehr unwahrscheinlich.
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Noch 98 Tage bis «Tokyo 2020»
Zugleich sollen in 98 Tagen die Olympischen Spiele in Tokio eröffnet werden. Die Organisatoren, das IOK und die Regierung zeigen sich entschlossen. Eine Absage werde es nicht geben, liess Suga am Mittwoch verlauten. Die Austragung sei beschlossene Sache.
Die Zuversicht, die im vergangenen Herbst herrschte, ist jedoch verflogen. Ende März wurden die ausländischen Zuschauer ausgeladen (Asienspiegel berichtete). Im Moment bleibt ungewiss, wie viele der im April und Mai anstehenden Testveranstaltungen wirklich durchgeführt werden können. Der olympische Fackellauf wurde in Osaka von der Strasse in eine sichere Parkanlage verlegt. Die Stadt Matsuyama in Ehime wird sich auf eine kleine Zeremonie beschränken und ganz auf einen Lauf verzichten. Der Entscheid, ob man in Japan wohnende Zuschauer in die Stadien lassen wird, wurde auf nächsten Monat verschoben.
Für Schlagzeilen sorgte zudem eine Aussage von Toshihiro Nikai. Der Generalsekretär der regierenden LDP schloss die Option einer Absage der Spiele nicht mehr aus, sollte sich die Lage verschlechtern. Hinzu kommt, dass bis Juli nur ein kleiner Teil der Bevölkerung geimpft sein wird (Asienspiegel berichtete).
Die drei Szenarien
Es ist kompliziert geworden. Eine verlässliche Vorhersage kann zurzeit niemand machen. Zurzeit liegen wohl folgende drei Szenarien im Bereich des Möglichen:
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Durchführung mit Zuschauern
«Tokyo 2020» wird trotz des anhaltenden Risikos einer weiteren Ausbreitung des Virus wie angekündigt durchgeführt. Auch in Japan lebende Zuschauer werden in begrenzter Zahl in die Stadien gelassen. Auf dieses Szenario hoffen derzeit alle Beteiligten. Somit wäre zumindest ein bisschen für Olympia-Atmosphäre in den Stadien gesorgt. -
Durchführung ohne Zuschauer
«Tokyo 2020» wird durchgeführt, aus Gründen der gesundheitlichen Sicherheit jedoch ohne Zuschauer in den Stadien. Regierungsminister Taro Kono schloss dieses Szenario in einem Fernsehinterview nicht aus. Es würde sich um die ersten Olympischen Spiele handeln, die ein reines Fernseherlebnis wären. Für die Rettung der Olympischen Sommerspiele und der vielen finanziellen Verpflichtungen, die damit zusammenhängen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man sich für diese Variante entscheiden wird. - Absage
Sollte Japan die vierte Welle nicht in den Griff bekommen und die Fallzahlen in den kommenden zwei Monaten hoch bleiben, dann wird sich das Land mit dieser Option befassen müssen. Die Durchführung von Spielen mitten in einer derartigen Lage könnte keine Regierung öffentlich rechtfertigen. Hierbei stellt sich jedoch die Frage, wer für die finanziellen Ausfälle geradestehen müsste? Zahlreiche Rechtsstreitigkeiten wären die Folge. Womöglich liessen sich die negativen Folgen einer Absage mit einer gesichtswahrenden Massnahme etwas abfedern. So könnte das IOK der Stadt Tokio sogleich die Zusage für die Spiele 2032 erteilen. Dies wäre der nächste freie Termin.
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