Der Shinkansen im Wandel der Zeit

In den Bahnhöfen, Kaufhäusern, Minimärkten und Poststellen in Japan ist das öffentliche Telefon noch überall präsent, in grüner und in grauer Farbe (Asienspiegel berichtete). Ja, selbst im Shinkansen hat es einen festen Platz. Bereits in der allerersten Baureihe 0, die ab 1964 auf der Tokaido-Strecke zwischen Tokio und Osaka verkehrte (Asienspiegel berichtete), stand diese Dienstleistung zur Verfügung. Auch auf allen anderen Strecken wurde sie eingeführt und von den Passagieren rege genutzt. Eindrückliche 10 Millionen Anrufe wurden 1995 auf der Tokaido-Strecke getätigt.
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Das endgültige Ende
Selbst im Zeitalter des Smartphones haben die Bahnbetreiber am öffentlichen Telefon im Shinkansen festgehalten. Denn lange waren Handygespräche im Hochgeschwindigkeitszug anfällig für Unterbrüche. Dieses Problem ist nun behoben. Seit Dezember 2020 gibt es in allen Tunnelabschnitten eine lückenlose Telefon- und Datenverbindung für die Smartphones. Damit hat das öffentliche Telefon seine Daseinsberechtigung im Shinkansen endgültig verloren.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Gemäss JR Central wurden 2019 auf der Tokaido-Shinkansen-Strecke gerade noch 25’484 Anrufe mit dem grünen Telefon getätigt. Auf den Shinkansen-Strecken von JR East waren es zuletzt bescheidene 30 Anrufe pro Tag, 8 Mal weniger als 2011. Aus diesem Grund haben die fünf JR-Shinkansen-Bahnbetreiber angekündigt, die öffentlichen Telefone ab dem 30. Juni 2021 aus sämtlichen Wagen zu entfernen.
Es ist nicht das erste Mal, dass im Shinkansen eine einst selbstverständliche Dienstleistung ein Ende findet. So wurde beispielsweise der legendäre einzeilige Nachrichtendienst via Digitalanzeige im vergangenen Jahr im Tokaido-Shinkansen abgeschafft (Asienspiegel berichtete).
Der Shinkansen-Speisewagen

Auch einen Speisewagen sucht man heutzutage vergeblich. Dabei war in den ersten Baureihen 0 und 100 das Bordrestaurant noch ein Standardangebot. Am 10. März 2000 ging dieses Kapitel jedoch zu Ende. Zwischen Tokio und Hakata war an jenem Tag zum letzten Mal ein Shinkansen-Speisewagen unterwegs.
Die Abschaffung geschah aus mehreren Gründen. Infolge der höheren Geschwindigkeiten wollten die Betreiber verhindern, dass sich die Passagiere während der Fahrt zu viel bewegen. Ausserdem nahm durch die kürzeren Fahrzeiten die Nachfrage nach einem Speisewagen ganz natürlich ab. Hinzu kommt, dass die kulinarischen Bedürfnisse während der Fahrt dank der Kultur der Lunchboxen ohnehin zum Grossteil abgedeckt waren (Asienspiegel berichtete). Zusätzlich wurde ab der Baureihe 300 die Nummerierung der Wagen und Sitzplätze vereinheitlicht. Für Spezialwagen gab es in diesem Konzept keinen Platz mehr.
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