Die Neuerfindung der Hotelbranche

Seit über einem Jahr kämpfen viele Hotels in Japan ums Überleben. Innovative Geschäftsmodelle sind in diesen schwierigen Zeiten gefragt. An neuen Konzepten scheint es nicht zu mangeln, wie die Hotelkette Super Hotel beweist. Seit kurzem bietet sie in zwei ihrer Hotels in Tokio und Osaka eine nicht-alltägliche Sprachschule für Studierende und Geschäftsleute an. Im Pauschalpreis inbegriffen ist ein Zimmer, Verpflegung und ein umfangreicher Online-Englisch-Sprachkurs. Zwei Übernachtungen kosten 30’000 Yen, drei Übernachtungen 42’800 Yen.
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Der Aufenthalt ist intensiv. Nach der ersten Nacht im Hotel beginnt die erste Sprachlektion um 8:00 Uhr, die letzte ist um 21 Uhr angesetzt. Abgeschlossen wird dieser Kurs mit einem Test. Für die Golden Week gab es sogar ein 11-tägiges Angebot. Im Super Hotel soll dem Gast eine ablenkungsfreie ruhige Lernumgebung und das Gefühl eines Sprachaufenthaltes im Ausland geboten werden. Dazu gehört auch, dass die Hotelrezeption Englisch mit dem Gast spricht. Die Sprachschule im Hotel scheint auf Anklang zu stossen. Besonders während der Golden Week war die Nachfrage hoch.
Vom Homeoffice bis zum Mikrotourismus

Es ist lange nicht das einzige Hotel, das ein neues Konzept testet, um sich über Wasser zu halten. Gleich zu Beginn der Corona-Pandemie begannen die ersten Hotels einen «Telework-Plan» einzuführen, um den Angestellten eine sichere und ruhige Arbeitsumgebung abseits vom Büro und Familie zu schaffen (Asienspiegel berichtete). Auch ein Kapselhotel beim Bahnhof Shinjuku verwandelte kurzerhand 34 Kapsel zu 17 Einzelbüros (Asienspiegel berichtete). Derweil beschreiten das renommierte Imperial Hotel und andere Tokioter Luxushotels einen anderen Weg. Sie bieten ihre geräumigen Zimmer für 30 Nächte zum Pauschalpreis an und hoffen damit, vermögende Kunden anzulocken, die eine temporäre Bleibe oder einen Arbeitsort an bester Lage suchen (Asienspiegel berichtete).
Ein weiterer Trend ist der Mikrotourismus, bei dem die Menschen in der unmittelbaren Gegend Urlaub machen. Ein Erlebnis mit dem Namen «Ensen Marugoto Hotel» in der ländlichen Region Tama unweit von Tokio hat diese Vision in Perfektion umgesetzt (Asienspiegel berichtete).
Der fast komplette Einbruch

Die Corona-Krise trifft die Hotels und Ryokan besonders hart, wie die Statistik der Tourismusbehörde unterstreicht. 2020 brach die Zahl der Übernachtungsgäste im Vergleich zum Vorjahr um 49 Prozent ein. 305 Millionen Hotelgäste wurden noch gezählt, davon waren 287 Millionen Japaner. Das entspricht einem Rückschritt ins Jahr 2007, als es noch viel weniger Hotels im Inselstaat gab. In Tokio brachen die Zahl der Übernachtungsgäste um 62,3 Prozent ein. Nur noch Osaka erging es mit einem Minus von 63,9 Prozent schlechter. Und dabei war das vorhergehende Jahr 2019 noch ein historisches Rekordjahr. Damals wurden 596 Millionen Übernachtungsgäste gezählt, wovon 480 Millionen aus Japan und 116 Millionen aus dem Ausland kamen.
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