Der gros­se Abbau der grü­nen Schalterstelle

Der JR-Fahrkartenschalter im Tokioter Bahnhof Ueno.
Der JR-Fahr­kar­ten­schal­ter im Tokio­ter Bahn­hof Ueno. Niradj / Shut​ter​stock​.com

Eine sit­zen­de Per­son in grün-weis­ser Far­be: Mit die­sem Logo ist jeder Japan-Rei­sen­de gut ver­traut. Es ist das unüber­seh­ba­re Merk­mal der JR-Fahr­kar­ten-Schal­ter. Hier bezie­hen die Tou­ris­ten den Japan Rail Pass und reser­vie­ren die Sitz­plät­ze für die Shink­an­sen- und die Limi­ted-Express-Zug­fahr­ten. Mido­ri no Mado­gu­chi, «der grü­ne Schal­ter», heisst die­se Dienst­leis­tung auf Japa­nisch. Mit Aus­nah­me von JR Cen­tral set­zen alle JR-Bahn­be­trei­ber auf die­sen ein­heit­li­chen Begriff. Gelb­lich-grün war einst die Far­be der aus­ge­stell­ten Fahr­kar­ten für die reser­vier­ten Sitz­plät­ze. Heu­te sind die­se hell­blau, der Name Mido­ri no Mado­gu­chi ist jedoch geblieben. 

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Die Geschich­te die­ser Schal­ter reicht bis in die 1960er-Jah­re zurück. Mit dem Beginn des Shink­an­sen-Zeit­al­ters setz­te sich damals das Mul­ti Access seat Reser­va­ti­on Sys­tem (MARS) durch. Es war das ers­te Online-Fahr­kar­ten­sys­tem der Welt, mit dem bis heu­te sämt­li­che JR-Bahn­ge­sell­schaf­ten arbei­ten (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Die Mido­ri no Mado­gu­chi, die alle mit MARS ver­bun­den sind, wur­den ab 1965 zur zen­tra­len Anlauf­stel­le, um Reser­va­tio­nen für Shink­an­sen und ande­re Bahn­fahr­ten zu täti­gen. Spä­ter wur­de die­se Dienst­leis­tung auf die Fahr­kar­ten­au­to­ma­ten erweitert. 

Weni­ger Schal­ter, mehr Automaten

Das unverkennbare Logo im Bahnhof Hakata in Fukuoka.
Das unver­kenn­ba­re Logo im Bahn­hof Haka­ta in Fuku­o­ka. Foto: Depo​sit​pho​tos​.com

Nun erlebt die­se Insti­tu­ti­on einen tief­grei­fen­den Umbruch. Bahn­be­trei­ber JR East, der Tokio und den gesam­ten Nord­os­ten abdeckt, hat ange­kün­digt, in den nächs­ten vier Jah­ren 70 Pro­zent der grü­nen Schal­ter abzu­bau­en. Heu­te betreibt das Unter­neh­men in 440 Bahn­hö­fen einen Mido­ri no Mado­gu­chi. Bis 2025 wer­den es nur noch 140 sein, 70 in der Metro­pol­re­gi­on Tokio und wei­te­re 70 in den länd­li­chen Prä­fek­tu­ren. Die Coro­na-Kri­se hat zur Beschleu­ni­gung die­ser Ent­wick­lung geführt. Der Bahn­be­trei­ber ist nach einem schlech­ten Geschäfts­jahr gezwun­gen, Kos­ten zu spa­ren. Auch JR West hat ange­kün­digt, die Zahl der Fahr­kar­ten­schal­ter bis 2030 auf ein Drit­tel des aktu­el­len Bestan­des zu reduzieren.

Die per­sön­li­che Bedie­nung, auf die in Japan viel wert gelegt wird, will man nun in ande­rer Form auf­recht­erhal­ten. JR East rüs­tet seit März 2020 die Fahr­kar­ten­au­to­ma­ten so auf, dass der Kun­de via den Call for Assi­s­tan­ce (Yobi­da­shi)-Knopf einen direk­ten Online-Kon­takt mit einem Mit­ar­bei­ter auf­neh­men kann, der sogleich alle Funk­tio­nen des Auto­ma­ten aus der Fer­ne über­nimmt (hier ein Bei­spiel).

Reser­va­ti­on per Smartphone

Eine Werbung für das E-Ticket-System von JR-East.
Eine Wer­bung für das E-Ticket-Sys­tem von JR-East. JR-East

Für kur­ze regio­na­le Fahr­ten wird der Schal­ter dank IC-Kar­te ohne­hin fast nicht mehr benutzt (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Umso wich­ti­ger ist es, dass JR East die Digi­ta­li­sie­rung des Ticket­kau­fes für Fern­rei­sen wei­ter ver­ein­facht. Die Basis dafür ist gelegt. Über die Web­site Eki­net­to kann man schon heu­te sämt­li­che Reser­va­tio­nen für Shink­an­sen und Limi­ted-Express-Züge per Smart­pho­ne täti­gen. Das E-Ticket wird anschlies­send in der per­sön­li­chen IC-Kar­te SUI­CA gespei­chert. Ein Gang zum Schal­ter oder Auto­ma­ten ist so nicht mehr nötig. 

Heu­te benut­zen jedoch erst 30 Pro­zent der Shink­an­sen-Pas­sa­gie­re das E-Ticket-Sys­tem von Eki­net­to. Bis 2025 sol­len es 70 Pro­zent wer­den. Um die­ses Ziel zu errei­chen, wird die Web­site im Juni kom­plett erneu­ert.

Auch die Tou­ris­ten profitieren

Auch Tou­ris­ten – wenn sie dann wie­der mal nach Japan ein­rei­sen dür­fen (Asi­en­spie­gel berich­te­te) – wer­den von die­ser Digi­ta­li­sie­rungs­stra­te­gie pro­fi­tie­ren. Die Japan Rail Pass-Besit­zer wer­den die Sitz­platz­re­ser­va­ti­on neu online täti­gen kön­nen. Aus­ser­dem ist die­ser Bahn­pass für aus­län­di­sche Besu­cher seit 2020 mit der Ticket-Schran­ke kom­pa­ti­bel (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Auch die eng­lisch­spra­chi­ge Web­site JR-East Train Reser­va­ti­on erhält ein Rede­sign. Dar­über hin­aus wer­den die Ticket-Schran­ken der­zeit vie­ler­orts mit QR-Code- und Kre­dit­kar­ten-Lesern aus­ge­rüs­tet (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Für aus­län­di­sche Tou­ris­ten wird damit vie­les ein­fa­cher. Der stän­di­ge Gang zur Schal­ter­stel­le wird so nicht mehr nötig sein.

Schalter, Automat mit Bedienung und Reservation per Smartphone: Auf diese Strategie setzt JR-East.
Schal­ter, Auto­mat mit Bedie­nung und Reser­va­ti­on per Smart­pho­ne: Auf die­se Stra­te­gie setzt JR-East. JR-East
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