Der grosse Abbau der grünen Schalterstelle

Eine sitzende Person in grün-weisser Farbe: Mit diesem Logo ist jeder Japan-Reisende gut vertraut. Es ist das unübersehbare Merkmal der JR-Fahrkarten-Schalter. Hier beziehen die Touristen den Japan Rail Pass und reservieren die Sitzplätze für die Shinkansen- und die Limited-Express-Zugfahrten. Midori no Madoguchi, «der grüne Schalter», heisst diese Dienstleistung auf Japanisch. Mit Ausnahme von JR Central setzen alle JR-Bahnbetreiber auf diesen einheitlichen Begriff. Gelblich-grün war einst die Farbe der ausgestellten Fahrkarten für die reservierten Sitzplätze. Heute sind diese hellblau, der Name Midori no Madoguchi ist jedoch geblieben.
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Die Geschichte dieser Schalter reicht bis in die 1960er-Jahre zurück. Mit dem Beginn des Shinkansen-Zeitalters setzte sich damals das Multi Access seat Reservation System (MARS) durch. Es war das erste Online-Fahrkartensystem der Welt, mit dem bis heute sämtliche JR-Bahngesellschaften arbeiten (Asienspiegel berichtete). Die Midori no Madoguchi, die alle mit MARS verbunden sind, wurden ab 1965 zur zentralen Anlaufstelle, um Reservationen für Shinkansen und andere Bahnfahrten zu tätigen. Später wurde diese Dienstleistung auf die Fahrkartenautomaten erweitert.
Weniger Schalter, mehr Automaten

Nun erlebt diese Institution einen tiefgreifenden Umbruch. Bahnbetreiber JR East, der Tokio und den gesamten Nordosten abdeckt, hat angekündigt, in den nächsten vier Jahren 70 Prozent der grünen Schalter abzubauen. Heute betreibt das Unternehmen in 440 Bahnhöfen einen Midori no Madoguchi. Bis 2025 werden es nur noch 140 sein, 70 in der Metropolregion Tokio und weitere 70 in den ländlichen Präfekturen. Die Corona-Krise hat zur Beschleunigung dieser Entwicklung geführt. Der Bahnbetreiber ist nach einem schlechten Geschäftsjahr gezwungen, Kosten zu sparen. Auch JR West hat angekündigt, die Zahl der Fahrkartenschalter bis 2030 auf ein Drittel des aktuellen Bestandes zu reduzieren.
Die persönliche Bedienung, auf die in Japan viel wert gelegt wird, will man nun in anderer Form aufrechterhalten. JR East rüstet seit März 2020 die Fahrkartenautomaten so auf, dass der Kunde via den Call for Assistance (Yobidashi)-Knopf einen direkten Online-Kontakt mit einem Mitarbeiter aufnehmen kann, der sogleich alle Funktionen des Automaten aus der Ferne übernimmt (hier ein Beispiel).
Reservation per Smartphone

Für kurze regionale Fahrten wird der Schalter dank IC-Karte ohnehin fast nicht mehr benutzt (Asienspiegel berichtete). Umso wichtiger ist es, dass JR East die Digitalisierung des Ticketkaufes für Fernreisen weiter vereinfacht. Die Basis dafür ist gelegt. Über die Website Ekinetto kann man schon heute sämtliche Reservationen für Shinkansen und Limited-Express-Züge per Smartphone tätigen. Das E-Ticket wird anschliessend in der persönlichen IC-Karte SUICA gespeichert. Ein Gang zum Schalter oder Automaten ist so nicht mehr nötig.
Heute benutzen jedoch erst 30 Prozent der Shinkansen-Passagiere das E-Ticket-System von Ekinetto. Bis 2025 sollen es 70 Prozent werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die Website im Juni komplett erneuert.
Auch die Touristen profitieren
Auch Touristen – wenn sie dann wieder mal nach Japan einreisen dürfen (Asienspiegel berichtete) – werden von dieser Digitalisierungsstrategie profitieren. Die Japan Rail Pass-Besitzer werden die Sitzplatzreservation neu online tätigen können. Ausserdem ist dieser Bahnpass für ausländische Besucher seit 2020 mit der Ticket-Schranke kompatibel (Asienspiegel berichtete). Auch die englischsprachige Website JR-East Train Reservation erhält ein Redesign. Darüber hinaus werden die Ticket-Schranken derzeit vielerorts mit QR-Code- und Kreditkarten-Lesern ausgerüstet (Asienspiegel berichtete).
Für ausländische Touristen wird damit vieles einfacher. Der ständige Gang zur Schalterstelle wird so nicht mehr nötig sein.

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