Das fer­ne Rei­se­land Japan

Japanische Filmplakate aus der Showa-Zeit (1926 bis 1989). In jener Epoche reisten nur wenige Ausländer nach Japan.
Japa­ni­sche Film­pla­ka­te aus der Showa-Zeit (1926 bis 1989). In jener Epo­che reis­ten nur weni­ge Aus­län­der nach Japan. WildS­nap / Shut​ter​stock​.com

Als 1964 die Olym­pi­schen Spie­le in Tokio statt­fan­den, hat­te sich Japan soeben von den schwie­ri­gen Nach­kriegs­jah­ren erholt. Damals konn­te sich kaum jemand eine Rei­se ins Aus­land leis­ten. Gera­de mal 127’749 Japa­ner flo­gen in jenem Jahr nach Über­see. Die Pha­se des wirt­schaft­li­chen Hoch­wachs­tums änder­te dies schlag­ar­tig. 1972 reis­ten zum ers­ten Mal mehr als 1 Mil­li­on Japa­ner ins Aus­land. Jahr für Jahr stieg die­se Zahl an. Der japa­ni­schen Regie­rung pass­te dies per­fekt ins Kon­zept. Die Aus­lands­rei­sen der Japa­ner hal­fen den ste­tig wach­sen­den Han­dels­über­schuss, der im Wes­ten als Bedro­hung wahr­ge­nom­men wur­de und zu einem «Japan-Bashing» führ­te, etwas zu ver­rin­gern und somit die Bezie­hun­gen zu verbessern. 

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In die­sem Zusam­men­hang setz­te sich das Ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um 1986 zum Ziel, bis 1991 zehn Mil­lio­nen Aus­lands­rei­sen zu errei­chen. Ten­mi­ri­on Keik­a­ku, «der 10-Mil­lio­nen-Plan», nann­te sich die­ses Pro­jekt. Bereits 1990 wur­de die­se Schwel­le über­schrit­ten. 1996 war die Rei­se­bi­lanz mit 3,6 Bil­lio­nen Yen im Minus (heu­te umge­rech­net 32,8 Mil­li­ar­den US-Dol­lar). Somit gaben die japa­ni­schen Tou­ris­ten zuver­läs­sig mehr Geld im Aus­land aus als die aus­län­di­schen Tou­ris­ten in Japan. Im Jahr 2000 reis­ten jähr­lich 17,8 Mil­lio­nen Japa­ner nach Über­see. Es war der vor­läu­fi­ge Höhe­punkt die­ser Ent­wick­lung. Dem­ge­gen­über stan­den gera­de mal 4,7 Mil­lio­nen Aus­län­der, die das fer­ne Japan besuchten. 

Eine neue Ausgangslage

Mit der wirt­schaft­li­chen Sta­gna­ti­on änder­te sich die Situa­ti­on grund­le­gend. Japan such­te nach neu­en Ein­nah­me­quel­len. 2003 erklär­te der dama­li­ge Pre­mier­mi­nis­ter Juni­chi­ro Koi­zu­mi den Ein­rei­se-Tou­ris­mus zu einem wich­ti­gen Wirt­schafts­zweig. Bis 2010 woll­te Japan über 10 Mil­lio­nen aus­län­di­sche Besu­cher will­kom­men heis­sen. Es war eine kom­plet­te Umkehr der Stra­te­gie von 1986. 2013 wur­de die­ses Ziel schliess­lich erreicht. Zwei Jah­re spä­ter kam es zu einer his­to­ri­schen Wen­de. Zum ers­ten Mal seit 1970 reis­ten mehr Aus­län­der nach Japan als Japa­ner ins Aus­land. Japan wies plötz­lich einen Über­schuss von 1,12 Bil­lio­nen Yen (8,4 Mil­li­ar­den Euro) in der Rei­se­bi­lanz auf. Auf ein­mal gaben die aus­län­di­schen Tou­ris­ten in Japan mehr Geld aus als die japa­ni­schen Rei­sen­den in Übersee. 

Der Tou­ris­mus wur­de end­gül­tig zu einer lukra­ti­ven Ein­nah­me­quel­le, der Insel­staat zum Urlaubs­land. In den Fol­ge­jah­ren nahm der Über­schuss wei­ter zu. 2019 wur­de mit einem Plus von 2,457 Bil­lio­nen Yen (18,6 Mil­li­ar­den Euro) in der Rei­se­bi­lanz ein neu­er Rekord ver­zeich­net. Damals reis­ten 31,8 Mil­lio­nen Aus­län­der nach Japan. Zugleich über­schritt die Zahl der Aus­lands­rei­sen der Japa­ner erst­mals die Schwel­le von 20 Mil­lio­nen. Es waren in jeder Hin­sicht gute Zei­ten für eine gan­ze Branche. 

Der Still­stand seit 2020

Die Coro­na-Kri­se hat die­se Ent­wick­lung zum Still­stand gebracht. Im ver­gan­ge­nen Jahr sank Japans Über­schuss um 89,2 Pro­zent auf 264,5 Mil­li­ar­den Yen (2 Mil­li­ar­den Euro). Seit April 2020 hat die­se Rei­se­bi­lanz fak­tisch kei­ne gros­se Bedeu­tung mehr. Tou­ris­ti­sche Ein­rei­sen sind seit­her nicht mehr möglich.

Die Hoff­nung, dass sich dar­an etwas ändert, ist momen­tan klein. Die Gren­zen nach Japan blei­ben für Tou­ris­ten geschlos­sen (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Auch die Olym­pi­schen Spie­le fin­den ohne inter­na­tio­na­les Publi­kum statt (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Der Insel­staat steckt mit­ten in einer vier­ten Coro­na-Wel­le (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Aus­ser­dem wur­den die­se Woche die Regeln für Süd­asi­en zusätz­lich ver­schärft. Neu dür­fen aus den drei Län­dern Indi­en, Nepal und Paki­stan ein­zig noch japa­ni­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge ein­rei­sen und dies unter stren­gen Auf­la­gen. 2021 ist Japan wie­der ein fer­nes Rei­se­land, sozu­sa­gen zurück im Jahr 1964, als beschei­de­ne 350’000 inter­na­tio­na­le Gäs­te gezählt wurden.

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