Die kompakte Stadt
Seit 2009 schreibe ich diesen Blog. Über 4500 Artikel haben sich so angesammelt. In dieser Serie stelle ich einen überarbeiteten Beitrag aus diesem Archiv vor. Der folgende Artikel erschien am 6. Februar 2017.
AUS DEM ARCHIV – Wie unterhält man einen Ort, wenn immer weniger Leute dort leben? Vor dieser Herausforderung stehen zahlreiche Dörfer und Städte in Japan. Eine Studie des Japan Policy Council aus dem Jahr 2014 ergab, dass 898 Gemeinden in Japan, also fast die Hälfte aller 1800 Städte und Dörfer, einen Bevölkerungsrückgang erleben. Die Überalterung der Gesellschaft sowie der fehlende Nachwuchs bedrohen gar 523 Gemeinden in ihrer Existenz (Asienspiegel berichtete).
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Die Folgen sind in zahlreichen ländlichen Städten sichtbar. Innenstädte verwaisen, Läden in den einst blühenden Einkaufsstrassen haben für immer geschlossen. Die Geschäfte, Restaurants und Kaufhäuser ziehen derweil zu den stark befahrenen Verbindungsstrassen ins Umland. Die Folge dieser Zersiedelung ist ein gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Niedergang der betroffenen Stadt. Es ist ein Teufelskreis.
Die Entwicklung kompakter Städte
Um diese Entwicklung zu stoppen und wieder attraktiv für Einwohner und Touristen zu werden, müssen sich die ausdünnenden Kleinstädte neu erfinden. Von «kompakten Städten» ist in diesem Zusammenhang die Rede. Die Idee dahinter ist, dass sämtliche Funktionen fürs öffentliche Leben, wie Schulen, Rathaus, Krankenhäuser, Kaufhäuser, Museen oder Geschäfte, ins Stadtzentrum verlegt werden. Durch dieses neu erschaffene Angebot sollen die Bewohner wieder in die Nähe des Zentrums ziehen, sodass das Leben in die verkleinerte Stadt zurückkehrt. Gleichzeitig werden durch diese Konzentration die hohen Kosten für die Infrastruktur und das Gesundheitswesen entscheidend gesenkt.
Für die Regierung hat die Erschaffung kompakter Städte seit einigen Jahren Priorität. Die dafür notwendige Planung und Umsetzung unterstützt sie finanziell. Es wird geschätzt, dass 300 politische Gemeinden diesen Weg beschreiten.
Vorbild Toyama
Die Stadt Toyama am Japanischen Meer ist ein vorbildliches Beispiel dafür, wie man dieses Projekt angehen kann. 2006 begann sie, aus einer defizitären Zuglinie, die vom Bahnhof in den Norden der Stadt zum Hafen führte, eine zur Hälfte öffentlich finanzierte Stadtbahn mit neuen Gleisen und Wagen zu bauen, die sich perfekt ins Stadtbild einpasste (Asienspiegel berichtete). Die Toyamakō-Linie, auch Portram genannt, war geboren. Mit dem Bau dieses öffentlichen Verkehrsmittels ging es auch darum, älteren Personen die Möglichkeit zu geben, günstig und einfach ins Stadtzentrum zu gelangen. Die Strassenbahn wurde zu einem Erfolg. Die Zahl der Passagiere hat sich mehr als verdoppelt, die der über 65-Jährigen sogar mehr als verdreifacht (Asienspiegel berichtete).
Die öffentlichen Investitionen zahlen sich aus. Seit 2008 nimmt die Zahl der Einwohner im Zentrum von Toyama kontinuierlich zu. In den vergangenen Jahren sind neue Gebäude und öffentliche Orte, wie die Toyama Grand Plaza, entstanden. Im März 2021 wurde schliesslich ein Herzstück der kompakten Stadt verwirklicht. Die nördliche Stadtbahn wurde mit dem südlich vom Bahnhof Toyama gelegenen historischen Strassenbahnnetz verbunden. Die «Compact City» ist in Toyama Realität.
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