Die Millionen-Melonen von Yubari
Die Melonen aus der Stadt Yubari in Hokkaido geniessen einen herausragenden Ruf. Die intensive orange Farbe und der süssliche Geschmack werden landesweit geschätzt. Die Frucht erreicht regelmässig Höchstpreise. 2019 bezahlte ein Händler während der ersten Auktion im Grosshandelsmarkt von Sapporo für eine Kiste mit zwei Yubari-Melonen den Rekordpreis von 5 Millionen Yen (37’000 Euro). Im darauffolgenden Jahr kam es zum Preissturz um fast 98 Prozent. Gerade noch 120’000 (900 Euro) Yen erreichte die Luxusfrucht am ersten Handelstag.
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Der Corona-Notstand hinterliess seine Spuren. Der Grosshandelsmarkt durfte damals nur unter Einschränkungen den Betrieb öffnen. Es war keine Zeit, um exklusive Geschenke für Geschäftspartner, Verwandte und Freunde zu tätigen. Zurückhaltung war angesagt. Ein Rekordpreis hätte ein falsches Signal ausgesendet (Asienspiegel berichtete). Für einmal suchte kein Bieter mit einem exorbitanten Preis die grosse mediale Aufmerksamkeit.
Ein ermutigendes Zeichen
Umso gespannter blickte man auf die diesjährige erste Auktion, die am 24. Mai 2021 stattfand. Ein schlechter Start konnte verhindert werden. Stolze 2,7 Millionen Yen war der Höchstpreis für eine Kiste mit zwei Melonen. Der Käufer war das Unternehmen Hokkaido Products, ein Hersteller von Baby-Lebensmitteln. Der Firmenpräsident erklärte, dass er die Melonen an zehn Familien mit Kindern verlosen werde. In einer Zeit, in der es viele negative News geben, wolle er das Land aufmuntern.
Tatsächlich hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht viel verändert. Das Land steckt in einer vierten Corona-Welle. In Hokkaido herrscht erneut der Notstand. Die Fallzahlen sind in den letzten Tagen stark angestiegen (Asienspiegel berichtete). Trotz allem waren die Händler bemüht darum, mit einem guten Preis eine positive Botschaft auszusenden. Verbunden damit ist die Hoffnung, dass die Menschen wieder fleissig Yubari-Melonen kaufen werden, die im Supermarkt übrigens 3500 bis 4000 Yen kosten.
Von der Kohle- zur Melonen-Stadt
Für die Heimat dieser exklusiven Melonen ist die Pandemie derweil nicht die erste Krise. Die Kleinstadt Yubari steht sinnbildlich für die Überalterung der Gesellschaft und das Aussterben der ländlichen Gegenden. Einst lebten dort 120’000 Einwohner. Das war 1960, als man mit dem Kohlebergbau viel Geld verdiente. Dann kam das Erdöl und irgendwann schloss die letzte Zeche. Arbeit gab es keine mehr. Die jungen Leute zogen weg. Selbst die Bahnlinie wurde 2019 eingestellt (Asienspiegel berichtete). Heute leben in Yubari weniger als 10’000 Einwohner. Fast die Hälfte ist über 65 Jahre alt, 2007 musste die Stadt sogar den Bankrott anmelden.
Erfolgreich gegen diese Entwicklung gestemmt haben sich die 102 Bauern, die in diesem Jahr auf 190 Hektaren 3675 Tonnen Melonen produzieren und damit bis September einen Umsatz von 2,16 Milliarden Yen (rund 15 Mio. Euro) anpeilen. Sie sind der Lichtblick in diesen kriselnden Zeiten.
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