Das 425-jährige Restaurant
Seit 2009 schreibe ich diesen Blog. Über 4500 Artikel haben sich so angesammelt. In dieser Serie stelle ich einen überarbeiteten und aktualisierten Beitrag aus diesem Archiv vor. Der folgende Artikel erschien am 8. August 2017.

AUS DEM ARCHIV – Die Tōkaidō war in der Edo-Zeit (1603 bis 1868) die wichtigste Handelsstrasse. Ihr Startpunkt war die Nihonbashi («die Japan-Brücke») in Edo, dem damaligen Tokio (Asienspiegel berichtete). Die Route führte zumeist der Küste entlang bis in die damalige Kaiserstadt Kyoto. 53 Stationen sorgten dafür, dass die Reisenden einen Ort zum Essen und zum Schlafen hatten. Sie waren zugleich Kontrollpunkte der Behörden.
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«Die 53 Stationen der Tōkaidō» war eines der beliebtesten Themen in der Welt des japanischen Farbholzschnitts. Ukiyoe-Künstler Utagawa Hiroshige machte in den 1830ern daraus ein Meisterwerk, das schon zu seinen Lebzeiten ein Verkaufsschlager war. Die Landschaftsserie mit den 53 Orten bietet einen einmaligen Blick in eine längst vergangene Welt, die so nicht mehr existiert. Und trotzdem gibt es noch Elemente aus Hiroshiges Szenerien, die bis in die Gegenwart überlebt haben. Ein einzigartiges Beispiel befindet sich in Suruga, das zur Stadt Shizuoka gehört. Dort befand sich in der Edo-Zeit die kleine Station Mariko-juku, die Nummer 20 auf der Tōkaidō. Auf dem entsprechenden Farbholzschnitt von Hiroshige ist eine kleine Gaststätte zu sehen (siehe Bild oben).
«Unsere Spezialität: Tororo-Suppe» steht dort auf einem Schild geschrieben. Tororo ist eine traditionelle Speise, die aus geriebener japanischer Yamswurzel besteht. Neben dem Haus, das ein klassisches Schilfdach besitzt, steht ein Pflaumenbau. In der Gaststätte selber werden zwei Reisende von einer Frau mit einem Kind auf dem Rücken bedient. Links sieht man eine weitere Person, die sich auf den Weg gemacht hat. Es ist ein Bauer mit einem vollen Geldbeutel, der gerade frisches Yams geliefert hat (hier eine detaillierte Beschreibung).
Seit über 400 Jahren in Betrieb
Speziell daran ist, dass das Restaurant in diesem Hiroshige-Werk bis zum heutigen Tag existiert. Chōjiya heisst es und wurde 1596 gegründet. Die Spezialität ist die Tororo-Suppe geblieben. Selbst Poet Matsuo Basho verewigte die Speise und das Restaurant in einem seiner Haiku-Gedichte. Inzwischen ist die 14. Besitzer-Generation im Chōjiya tätig. Es handelt sich somit um den ältesten Restaurantbetrieb in der Präfektur Shizuoka.
Das Restaurant-Gebäude selber wurde mehrmals erneuert, zuletzt 1970. Damals wurde ein originales Haus aus der frühen Edo-Zeit abgebaut und an aktueller Stelle mit einem traditionellen Schilfdach wieder errichtet, um möglichst originalgetreu die damalige Hiroshige-Szenerie zu erhalten. Das Haus ist nicht nur eine Gaststätte, sondern auch gleich ein kleines Museum, das über die alte Tōkaidō informiert. Historische Fotos, Farbholzschnitte und typische Reiseutensilien der Edo-Zeit werden dort ausgestellt.
Ein Gang durch das Chojiya
Das Chōjiya besitzt sogar eine schön gestaltete Website, die auch auf Englisch ausführliche Informationen anbietet. Ein Blog auf Japanisch gewährt fotografische Einblicke in die reiche Geschichte dieser Lokalität. Besonders gelungen ist die 360-Grad-Ansicht im Google-Street-View-Stil. Diese Funktion ermöglicht es, virtuell durch sämtliche Zimmer dieses historischen Ortes zu spazieren.
Das heutige Gebäude ist dem edo-zeitlichen Originalhaus sehr ähnlich
Ein Foto des Restaurants aus der Taisho-Zeit (1912 – 1926)
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