Die rei­che Geschich­te des Yoyogi-Parks

Der Yoyo­gi-Park (lin­ke Sei­te) und der Wald des Mei­ji-Jin­gu-Schreins (rech­te Seite).
Der Yoyo­gi-Park (lin­ke Sei­te) und der Wald des Mei­ji-Jin­gu-Schreins (rech­te Sei­te). TAGSTOCK1 / Shut​ter​stock​.com

Der Yoyo­gi-Park befin­det sich geo­gra­fisch zwi­schen den gros­sen Bahn­hö­fen Shin­juku und Shi­bu­ya. Das macht ihn zu einem belieb­ten Treff­punkt. Wie­sen laden zum Ent­span­nen ein, im Früh­ling wird unter den Kirsch­bäu­men gefei­ert. Aus der Vogel­per­spek­ti­ve bil­det er zusam­men mit der dicht bewal­de­ten Umge­bung des Mei­ji-Schreins einen grü­nen Block. Eine sakra­le trifft hier auf eine welt­li­che Anla­ge. Man könn­te mei­nen, dass die­se grü­ne Lun­ge bereits seit Ewig­kei­ten exis­tiert. Tat­säch­lich aber ist der 70 Hekta­ren gros­se Wald des Mei­ji-Schreins das Resul­tat eines ein­drück­li­chen Auf­forstungs­pro­jekts, das erst vor 100 Jah­ren begann (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Der­weil ist die Geschich­te des Yoyo­gi-Parks noch etwas komplexer. 

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Als der Yoyo­gi-Park «Washing­ton Heights» hiess

"Washington Heights" am 13. Januar 1954.
«Washing­ton Heights» am 13. Janu­ar 1954. «The Mai­ni­chi Gra­phic, 13 Janu­ary 1954 issue» / Mai­ni­chi Shim­bun / Wiki­me­dia CC

Bis zum Zwei­ten Welt­krieg war die Stel­le der heu­ti­gen Park­an­la­ge ein Exer­zier­platz für die Armee. Nach der Kapi­tu­la­ti­on ver­wan­del­ten ihn die US-Besat­zer in ein klei­nes Ame­ri­ka. 827 Wohn­häu­ser für Sol­da­ten­fa­mi­li­en ent­stan­den, die dem typi­schen ame­ri­ka­ni­schen Bau­stil der Nach­kriegs­zeit ent­spra­chen. Es gab eine Schu­le, eine Kir­che, ein Kino, eine Biblio­thek, ein Thea­ter und ein Kauf­haus. «Washing­ton Heights» wur­de die­se in sich geschlos­se­ne Welt genannt. Noch 1960 gab es vier sol­cher US-Wohn­zo­nen mit­ten in Tokio. 1961 wur­de beschlos­sen, «Washing­ton Heights» zu einem Zen­trum der Olym­pi­schen Spie­le zu machen. Japan über­nahm sämt­li­che Kos­ten für die Dis­lo­zie­rung die­ses Mini-Ame­ri­kas. 300 Wohn­häu­ser wur­den in der Fol­ge zum Olym­pi­schen Dorf umge­baut, der Rest abge­ris­sen, um Platz für das Yoyo­gi Natio­nal Gym­na­si­um (Asi­en­spie­gel berich­te­te) und die Zen­tra­le des öffent­lich-recht­li­chen Sen­ders NHK zu schaffen. 

Nach den erfolg­rei­chen Olym­pi­schen Spie­len von 1964 ging die Geschich­te von Washing­ton Heights zu Ende. Das Olym­pi­sche Dorf wur­de voll­stän­dig abge­ris­sen. Ein ein­zi­ges Haus, das heu­te noch zu sehen ist, liess man zur Erin­ne­rung ste­hen. Aus die­ser Flä­che ent­stand schliess­lich der Yoyo­gi-Park, der 1967 eröff­net wur­de und heu­te so selbst­ver­ständ­lich ein Teil des Tokio­ter Stadt­bil­des ist. Es ist die fünft­gröss­te öffent­li­che Park­an­la­ge der 23 Tokio­ter Stadt­be­zir­ke. Das Base­ball­sta­di­on Tokyo Dome, das in Japan stan­dard­mäs­sig als Grös­sen­ver­gleich genutzt wird, hät­te hier 11 Mal Platz. 

Ein neu­es Kapi­tel für den Yoyogi-Park

Der Yoyogi-Park während der Kirschblütenzeit
Der Yoyo­gi-Park wäh­rend der Kirsch­blü­ten­zeit Asi­en­spie­gel

57 Jah­re spä­ter rückt der Yoyo­gi-Park aber­mals in den olym­pi­schen Fokus. Im Yogo­yi Natio­nal Gym­na­si­um wer­den ein wei­te­res Mal olym­pi­sche Wett­kämp­fe abge­hal­ten (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Einen Teil der Grün­an­la­ge beab­sich­tig­te man, zu einem attrak­ti­ven Public Viewing-Spot für «Tokyo 2020» umzu­ge­stal­ten. Die Bau­ar­bei­ten hat­ten Anfang Juni begon­nen. Nun aber erhält die­se Loka­li­tät eine ganz ande­re Funk­ti­on. Tokios Gou­ver­neu­rin Yuri­ko Koi­ke hat beschlos­sen, die Stel­le des Public Viewing zu einem Impf­zen­trum zu machen. Hier­zu wird die geplan­te Event-Infra­struk­tur umge­nutzt, damit ab Juli die Poli­zis­ten und Feu­er­wehr­leu­te der Haupt­stadt ihre Imp­fung erhal­ten kön­nen. Infol­ge­des­sen wird das olym­pi­sche Public Viewing im Yoyo­gi-Park nicht statt­fin­den. Erst für die Paralym­pi­schen Spie­le könn­te die­ser öffent­li­che Ver­an­stal­tungs­ort wie geplant zur Ver­fü­gung ste­hen, vor­aus­ge­setzt die Impf­kam­pa­gne kommt voran. 

Mili­tä­ri­scher Exer­zier­platz, ame­ri­ka­ni­sche Klein­stadt, olym­pi­sches Dorf, öffent­li­che Park­an­la­ge: Die Geschich­te die­ses Ortes ist ein Mikro­kos­mos der japa­ni­schen Geschich­te. Und so ist es nur fol­ge­rich­tig, dass der Yoyo­gi-Park nun eine Funk­ti­on in der Bekämp­fung der Coro­na-Pan­de­mie erhält.


Der Stand­ort des Yoyogi-Parks


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