«Silent Theater»: Ein neuartiges Kino in Tokio
Der dritte Notstand hat die Kinobranche hart getroffen. In Tokio und Osaka galt für Kinos mit einer Fläche von über 1000 Quadratmetern die Aufforderung, den Betrieb zu pausieren. Auch viele kleinere Filmtheater kooperierten. In den beiden Metropolen befinden sich immerhin 35 Prozent aller Kinos des Landes. Noch dauert der Notstand bis zum 20. Juni an. Doch seit vergangener Woche dürfen die Kinos mit beschränktem Sitzplatzangebot und verkürzten Öffnungszeiten wieder Filme zeigen.
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Nicht alle werden die Corona-Zeit überleben. Gerade die finanzschwachen unabhängigen Anbieter leiden. Stellvertretend für den schleichenden Niedergang steht das Kino Uplink in Shibuya, das am 20. Mai 2021 seine Tore endgültig schliessen musste. Der Grund war das fehlende Geld für die Erneuerung der in die Jahre gekommenen Infrastruktur. Die Corona-Krise hatte die Umsätze einbrechen lassen. Der Ort mit einem gemütlichen Café und mehreren kleinen Sälen war ein Leuchtturm für die unabhängige Filmbranche. Ich hatte einen ganz persönlichen Bezug zu diesem Ort. Mein Dokumentarfilm «Negative: Nothing» hatte es im Jahr 2013 in das offizielle Programm von Uplink geschafft.
Das stille Kino
Es gibt aber auch eine hoffnungsvolle Entwicklung in diesen schwierigen Zeiten. Im schicken Tokioter Viertel Daikanyama hat ein neuartiges Kino für unabhängige Filme geöffnet. Das Theater Gild ist das erste «Silent Theater» des Landes. Die Ausstattung des Kinos strahlt die Gemütlichkeit eines Wohnzimmers aus. Es gibt Sofas, Stühle, eine Bar, eine Grossleinwand und einen 4K-Projektor. Die Gäste schauen sich den Film mit kabellosen Kopfhörern an. Das hat den Vorteil, dass man vom alles kommentierenden Sitznachbarn nicht abgelenkt wird und die Lautstärke selber regulieren kann. Auch für den Betreiber hat das «Silent Theater» viele finanzielle Vorzüge. In einem solchen Kino sind keine Schallschutz-Einrichtungen notwendig. Selbst bei offenem Fenster kann der Film gezeigt werden. Die Nachbarn werden nicht gestört.
Der Saal verfügt über eine Kapazität von 40 Sitzplätzen, zurzeit werden jedoch lediglich 10 Sitzplätze pro Vorstellung angeboten. Ein Ticket kostet je nach Film mindestens 2500 Yen. Im Gegenzug erhält man viel Bewegungsfreiheit und Gemütlichkeit. Aktuell sind sechs Filme im Programm, wie zum Beispiel der Dokumentarfilm «Ex Libris: The New York Publik Library». Das Theater Gild hat seit dem 1. Juni 2021 geöffnet.
Die Zukunft von Uplink
Auch das Uplink-Kino wird trotz der Schliessung in Shibuya weiterexistieren. In den zwei Ablegern in Kyoto und im Viertel Kichijoji der Tokioter Stadt Musashino wird der Betrieb dieser unabhängigen Kinokette fortgeführt. Zudem soll mit dem Online-Angebot Uplink Cloud die Zukunft gesichert werden.
Mitten in dieser historischen Krise gab es aber auch einen Rekord zu vermelden. Der Anime «Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba» wurde im vergangenen Jahr sogar zum erfolgreichsten japanischen Kinofilm, der bezüglich Einnahmen selbst den langjährigen oscargekrönten Spitzenreiter «Spirited Away» von Hayao Miyazaki vom Thron stiess.
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