Japan in der Krise
Japan erlebt den höchsten Anstieg an Covid-19-Neuansteckungen seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020. Am 29. Juli 2021 wurde mit 10’699 neuen Covid-19-Fällen zum ersten Mal die Schwelle von 10’000 im Inselstaat überschritten. Der Hotspot dieser Krise ist der Grossraum Tokio. Die Hauptstadt verzeichnete gestern mit 3865 Neuansteckungen einen neuen Höchststand. Die Kurve zeigt auch in anderen Teilen des Landes steil nach oben. Osaka nähert sich den Zahlen vom April und Mai an, als das dortige Gesundheitswesen überlastet war. Auch in Okinawa werden täglich Rekordzahlen gemeldet (Asienspiegel berichtete).
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Mit etwas Verzögerung steigt nun auch die Zahl der Krankenhauseinweisungen und Covid-19-Intensivpatienten wieder an. Hauptsächlich betroffen von dieser fünften Welle sind nicht mehr die über 65-Jährigen, die zu 70 Prozent vollständig geimpft sind und gerade noch 2,7 Prozent der Neuinfizierten in Tokio ausmachen. Es trifft immer häufiger die über 40- und über 50-Jährigen.
Die Warnung des Gesundheitsberaters
Die Delta-Variante des Coronavirus mag der Hauptgrund für die rasante Verbreitung sein. Zu dieser Situation geführt hat auch die Tatsache, dass die bisher lockeren Massnahmen und die mehrheitlich unverbindlichen Aufforderungen der Behörden nicht mehr greifen. Nach vier Notständen ist die Bevölkerung müde. Alleine mit der Einschränkung der Öffnungszeiten und des Alkoholausschanks für Restaurants lässt sich diese Krise nicht bewältigen (Asienspiegel berichtete). Zudem hat die Reisetätigkeit innerhalb des Landes wieder stark zugenommen. Am olympischen Feiertagswochenende (Asienspiegel berichtete) war der Tokioter Flughafen Haneda voll. ANA verzeichnete eine Buchungsrate von 95 Prozent.
Im Moment deutet nichts darauf hin, dass sich die Lage beruhigen wird. Die Schüler haben Sommerferien und ausserdem steht Mitte August das traditionelle Obon-Fest an. Die Reisetätigkeit wird weiter zunehmen und damit auch die Verbreitung des Virus. Omi Shigeru, der oberste Corona-Berater der Regierung, spricht von der schwierigsten Situation in den vergangenen 18 Monaten. Er fordert, dass die Gesellschaft wieder ein gemeinsames Bewusstsein für diese Krise entwickelt, um das Gesundheitswesen vor einem Kollaps zu bewahren. Premierminister Suga steht unter Druck. Fest steht, dass er für die Tokioter Nachbarpräfekturen Chiba, Kanagawa, Saitama und Osaka heute Freitag den Notstand ausrufen wird. Für weitere fünf Präfekturen wird der Quasi-Notstand verhängt (siehe Karte unten). Tokio und Okinawa sind bereits seit Juli offiziell im Ausnahmezustand.
Die einzige Lösung
Letztendlich wird auch Japan nur mit einer hohen Impfquote, diese Krise unter Kontrolle bringen. Momentan sind jedoch erst 27 Prozent zweifach geimpft. Um das Tempo zu erhöhen, zieht das Gesundheitsministerium in Erwägung, zusätzlich den Impfstoff von Astra-Zeneca bei den 40- bis 60-Jährigen einzusetzen. Der Vorteil dabei ist, dass Japan dieses Vakzin selber produzieren darf. Bislang verliess sich das Land einzig auf die importierten Impfstoffe von Moderna und Pfizer-Biontech. Die Folge waren Lieferengpässe in den vergangenen Wochen.
Mit der Einreise der olympischen Athleten und Beteiligten hat diese fünfte Welle kaum etwas zu tun. Dort wurden bislang vergleichsweise geringe 193 positive Covid-19-Fälle registriert. In der olympischen Bubble gilt eine strenge Testpflicht. Ausserdem ist der Bewegungsradius für diese Personen eingeschränkt. 80 Prozent dieser Personen sind schon geimpft. Im Rest des Landes sucht man vergeblich nach ähnlich konsequenten Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus.
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