Das fehlende Prinzip der Gegenseitigkeit
Japan wird ab dem 26. Juli 2021 ein Covid-Impfzertifikat ausstellen und dies zunächst in Papierform (Asienspiegel berichtete). Das Zertifikat richtet sich hauptsächlich an Personen, die ins Ausland reisen müssen. Der japanische Wirtschaftsverband hatte auf eine zügige Einführung gedrängt, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. So ist beispielsweise im EU- und Schengenraum das Impfzertifikat seit dem 1. Juli 2021 in Kraft.
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Das japanische Dokument wird jedoch nur einen Wert haben, wenn es von anderen Ländern anerkannt wird. Offenbar verhandelt Japan derzeit mit mehr als 10 Nationen. Die Regierung wird dabei eine Befreiung oder zumindest eine Lockerung der Einreiserestriktionen für geimpfte japanische Reisende fordern. Viele Staaten, die auf japanische Touristen setzen oder bereits geimpfte Reisende ins Land lassen, werden zweifellos auch das japanische Impfzertifikat anerkennen.
Japans Abschottungspolitik
Dieses Vorgehen hat jedoch einen Haken. Dennn der Inselstaat möchte zurzeit das politische Prinzip der Gegenseitigkeit nicht anwenden. Dies bedeutet, dass für die Einreise nach Japan weiterhin strikte Test- und Quarantäne-Auflagen gelten, unabhängig davon, ob jemand bereits geimpft ist (Asienspiegel berichtete). Zudem werden zurzeit nur japanische Staatsangehörige, deren ausländische Familienmitglieder sowie Foreign Residents und Olympia-Beteiligte ins Land gelassen.
An dieser Abschottungspolitik wird sich in diesem Sommer nichts ändern. Das Land hat zunächst die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele, die Impfkampagne, steigende Fallzahlen und einen Corona-Notstand zu bewältigen. Dies hat zur Folge, dass Länder wie Singapur oder Israel nicht bereit sind, das japanische Zertifikat anzuerkennen (Asienspiegel berichtete). Auch Nationen wie die USA und China werden ohne eine Anwendung des Prinzips der Gegenseitigkeit keine Lockerungen für geimpfte Japaner gutheissen.
Auch Japan wird sich bewegen
Doch es gibt Grund zur Hoffnung, dass sich Japan in dieser Angelegenheit eher früher als später bewegen wird. Inzwischen wird das Prinzip der Gegenseitigkeit in den Medien thematisiert und damit auch die Frage nach dem künftigen Umgang mit geimpften Personen. Immerhin haben nun 30 Prozent der Bevölkerung zumindest eine Impfung erhalten. Die mRNA-Impfstoffe zeigt auch in Japan allmählich ihre Wirkung. Von den Infizierten sind momentan nur noch 5 Prozent über 65 Jahre alt. Zuvor lag dieser Wert regelmässig bei 20 Prozent.
Die Nikkei Shimbun hat zudem in Erfahrung gebracht, dass die Regierung tatsächlich erste Lockerungen für geimpfte ausländische Reisende in Betracht gezogen hatte. Jedoch wurde diese Option mit dem Aufkommen der Delta-Variante und der Verhängung des Notstandes über Tokio wieder verworfen. Derweil wollte Japans Chefkabinettssekretär Katsunobu Kato zur Frage der gegenseitigen Anerkennung der Impfzertifikate nichts Konkretes sagen. Er meinte jedoch, dass man die Entwicklungen im In- und Ausland genau beobachte und aufgrund von Expertenwissen mit der Prüfung dieser Sachfrage fortfahre. Mit anderen Worten: Japan braucht noch etwas Zeit, schliesst jedoch eine Anpassung der strikten Einreiserestriktionen nicht aus.
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