Wie man in Tokios Metro überfüllte Wagen meidet
Dank einer neuen Funktion in der App von Tokyo Metro weiss der Passagier schon vor der Ankunft des Zuges, welche Wagen wie stark ausgelastet sind. In Echtzeit gibt die App in vier Farben den aktuellen Zustand an. So bedeutet blau, dass genügend Sitzplätze frei sind. Am anderen Ende des Spektrums ist die Farbe rot, die besagt, dass der Wagen faktisch überfüllt ist und man einen anderen Wagen vorziehen sollte.
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Für den wartenden Passagier hat dies den Vorteil, dass er sich schon vor der Ankunft des Zuges an den passenden Ort auf dem Bahnsteig begeben kann. Die Auslastung sollte sich mit dieser Neuheit automatisch besser auf alle Wagen verteilen. Daneben bietet die App schon länger eine Angabe über den allgemein erwarteten Andrang zu bestimmten Uhrzeiten an (hier auf Englisch).
Die neue Echtzeitfunktion wird mithilfe einer auf den Zug gerichteten Tiefenkamera am Bahnsteig und künstlicher Intelligenz im Nu berechnet (siehe Bilder unten). Die Information wird anschliessend in der App visuell dargestellt. Auch die Daten der automatischen Fahrkartenkontrolle fliessen in die Berechnung des Passagieraufkommens ein. Getestet wird dieses intelligente System seit 2018. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie gewann diese Neuerung an Bedeutung. Seit dem 14. Juli 2021 ist die Stau-Funktion für die Marunouchi- und die Ginza-Linie nun in Betrieb. Noch in diesem Geschäftsjahr plant Betreiber Tokyo Metro diese Dienstleistung auf allen Linien anzubieten.
Die Pendlerhölle
In Tokio sind die morgendlichen Züge wochentags notorisch überlastet. Das Verkehrsministerium führt genau Statistik über die Auslastung der einzelnen Verbindungen. Dabei zeigt sich: Die Kapazitätsgrenze wird regelmässig überschritten (Asienspiegel berichtete). In der Vor-Corona-Zeit wiesen gleich 11 Bahnlinien in Tokio während der Rushhour eine Auslastung von über 180 Prozent auf.
In Japan erreicht ein Zug eine Auslastung von 100 Prozent, wenn alle Sitzplätze, Halteschlaufen und Haltestangen besetzt sind. In diesem Fall gibt es für alle noch genug Platz. Das Verkehrsministerium hat dies visuell dargestellt. 150 Prozent werden als ein Zustand beschrieben, bei dem man die Zeitung noch öffnen und lesen kann. Bei 180 Prozent müsste man die Zeitung für die Lektüre jedoch klein zusammenfalten. Bei 200 Prozent berühren sich die Körper der Passagiere. 250 Prozent ist schliesslich eine unerträgliche Auslastung. Die Passagiere können sich gar nicht mehr bewegen.
Es gab jedoch weitaus schlimmere Zeiten. Noch 1975 lag die durchschnittliche Auslastung bei unglaublichen 221 Prozent im Grossraum Tokio. Seither ist dieser Wert von Jahr zu Jahr zurückgegangen. 2018 waren es noch 163 Prozent.
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