Die stille Begeisterung

Der Widerstand gegen die Austragung der Olympischen Spiele mitten in einer Pandemie war gross in Japan. Von der Vorfreude, die noch bis 2019 herrschte, war nichts mehr zu spüren (Asienspiegel berichtete). In Umfragen forderte eine Mehrheit regelmässig die Absage oder zumindest eine weitere Verschiebung von «Tokyo 2020» (Asienspiegel berichtete). Eine Hauptsorge war, dass aus dieser internationalen Grossveranstaltung ein Superspreader-Event werden könnte. Schliesslich kam es zum Beschluss, das Publikum vollständig auszuladen, um keine zusätzlichen Risiken einzugehen. Die Ausgangslage für erfolgreiche und fröhliche Spiele war denkbar schlecht.
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Hohe Einschaltquote
Dennoch scheint man sich in Japan mit diesen ungewöhnlichen Umständen nun zu arrangieren. Die Bevölkerung hat sich nicht von «Tokyo 2020» abgewendet, wie eine Analyse von Video Research zeigt. Im Grossraum Tokio lag die Einschaltquote für die Eröffnungszeremonie bei hohen 56,4 Prozent. Dies war für die Region der höchste Wert seit den Sommerspielen von 1964 in der japanischen Hauptstadt. Damals lag der Wert bei 61,2 Prozent. Einzig die Olympischen Spiele von Los Angeles von 1984 kamen mit 47,9 Prozent auf eine ähnliche hohe Einschaltquote. Die Spiele von Rio de Janeiro 2016 erreichten im Raum Tokio hingegen nur 23,6 Prozent. Bei den heimischen Winterspielen von Nagano 1998 waren es 35,8 Prozent.
Video Research schätzt, dass im ganzen Land rund 73 Millionen Menschen die Eröffnungszeremonie am vergangenen Freitag live am Fernsehen verfolgten. Die Eröffnungszeremonie war damit die dritterfolgreichste Fernsehübertragung in den vergangenen zwanzig Jahren.
Goldregen für Japan
Der Goldregen des japanischen Olympia-Teams in den ersten Tagen von «Tokyo 2020» scheint dieser stillen Begeisterung einen weiteren Schub zu verleihen. Bis gestern Montag gewann das Gastgeberland 8 Gold-, 2 Silber- und 3 Bronzemedaillen und lag damit im Medaillenspiegel in Führung vor den USA. Insbesondere im Judo und im Skateboard glänzt die Mannschaft Japans. Für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat der Sieg der 13-jährigen Momiji Nishiya im Skateboard. Sie ist die jüngste japanische Goldmedaillen-Gewinnerin in der olympischen Geschichte.
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