Eine Nacht im Shinkansen
Die Regenzeit im Grossraum Tokio hat an vergangenen Wochenende mit voller Härte zugeschlagen. Starkregen hat in der touristischen Küstenstadt Atami in der Präfektur Shizuoka zu gewaltigen Erdrutschen geführt. Videos auf Twitter zeigen, wie am Samstagmorgen eine Schlammlawine mit hoher Geschwindigkeit Häuser mit sich riss. Rund 130 Gebäude wurden zerstört. Mindestens sieben Menschen starben, 27 weitere bleiben vermisst.
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Im Shinkansen gestrandet
An solchen Tagen sind auch die Betreiber des Shinkansen gefordert. Noch am Samstagabend musste der Abschnitt zwischen Odawara und Atami auf der wichtigen Tōkaidō-Shinkansen-Strecke unterbrochen werden. Der Zustand der Gleise konnte nicht mehr überprüft, die Sicherheit nicht gewährleistet werden. Nach 21 Uhr ging nichts mehr. 58 Verbindungen wurden gestrichen. Rund 66’000 Passagiere waren von dieser Massnahme direkt betroffen. Die Shinkansen mussten zu ihren Ausgangsbahnhöfen zurückfahren.
In den drei grossen Bahnhöfen Shin-Osaka, Nagoya und Tokio gab man den Passagieren, die in den Nachtstunden kein Hotel mehr fanden oder nicht mehr nach Hause gelangten, die Gelegenheit, in einem Shinkansen zu übernachten. Im Bahnhof Tokio machten rund 260 Personen Gebrauch von diesem Angebot. Am frühen Sonntagmorgen konnte Betreiber JR Central die Strecke schliesslich wieder freigeben.
Die neue Baureihe ist darauf vorbereitet
Dass die japanischen Hochgeschwindigkeitszüge zu Hotels umfunktioniert werden, ist nichts Ungewöhnliches. Im Land der Naturgewalten kommt es immer wieder mal vor, dass nach Erdbeben, heftigen Schneefällen oder Regenstürmen gestrandete Passagiere die Nacht im Shinkansen verbringen müssen (Asienspiegel berichtete). Die Sicherheit steht in diesen Momenten an erster Stelle. Ausgeklügelte Warnsysteme (Asienspiegel berichtete) und ein legendärer Inspektionszug (Asienspiegel berichtete) tragen dazu bei, dass es im Shinkansen-Netz seit der Eröffnung 1964 noch nie zu einem unfallbedingten Todesfall gekommen ist.
Bei der Konzeption des Shinkansen der neuen Baureihe N700S, die seit dem 1. Juli 2020 auf der Tōkaidō- und Sanyō-Strecke verkehrt (Asienspiegel berichtete), hat man diese Ausnahmesituation eingeplant. Neue leistungsfähige Batterien sorgen dafür, dass die Toiletten selbst nach einem Stromausfall weiterhin benutzbar sind.
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