Mit dem Shinkansen bis nach Nagasaki
Mit dem Shinkansen in die historische Hafenstadt Nagasaki auf der südlichen Hauptinsel Kyushu fahren: Seit den 1970er-Jahren ist dies eine Vision. Im Herbst 2022 wird sie Realität. Dann wird diese neue Shinkansen-Strecke eröffnet. Bereits im November 2020 wurden erste Details und Designentwürfe bekannt (Asienspiegel berichtete). Nun hat Betreiber JR Kyushu das definitive Designkonzept vorgestellt. Es wird ein Shinkansen der modernsten Baureihe N700S sein, die bereits seit Juli 2020 zwischen Tokio und Fukuoka eingesetzt wird (Asienspiegel berichtete). Die Komposition wird jedoch nicht wie gewöhnlich aus 16, sondern lediglich aus 6 Wagen bestehen. Der Fahrplanname dieses Zugs wird Kamome (dt. Möwe) heissen. Damit wird die Bezeichnung des Limited-Express-Zuges, der heute zwischen Hakata (Fukuoka) und Nagasaki verkehrt, übernommen.
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Das neue Design
Das Äussere des Zugs wird eine weisse Grundfarbe haben. Eine dicke und eine dünne durchgehende rote Linie verleihen diesem neuen Shinkansen eine elegante Dynamik. Das Cockpit wird schwarz hervorgehoben. Auch das Logo des neuen Zugs, eine stilisierte Möwe mit der Aufschrift «Kamome» wurde nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Es ist ein gelungenes Design, das sich stark an den Kyushu-Shinkansen Tsubame, der zwischen Hakata und Kagoshima verkehrt, anlehnt. Wie beim Tsubame wird auch das Innere ein Fest für die Augen. Die reservierten Sitzplätze in den ersten drei Wagen werden jeweils ganz unterschiedliche traditionelle Muster und Farben haben. Die drei Wagen mit den nicht-reservierten Sitzplätzen sind derweil in einer einheitlichen Farbe gestaltet (siehe unten).
Somit wurden im Vergleich zum ersten Entwurf im November wesentliche Anpassungen vorgenommen. Für die Gestaltung wurde der Industriedesigner Eiji Mitooka beauftragt. Der 74-Jährige ist kein Unbekannter. Er hat das Aussehen vieler Züge von JR Kyushu geprägt. Die zwei bekanntesten Beispiele sind der Kyushu-Shinkansen Tsubame und der Seven Stars in Kyushu, der einen Boom der Luxuszüge in Japan auslöste (Asienspiegel berichtete).
Der West-Kyushu-Shinkansen
Lange trug diese Route den Namen «Nagasaki-Shinkansen». Die offizielle Bezeichnung wird jedoch auf Japanisch Nishi-Kyūshū-Shinkansen und auf Englisch «West-Kyushu-Shinkansen» sein. Einen gewichtigen Schönheitsfehler hat diese Route: sie muss in einem unvollendeten Zustand eröffnet werden. Denn der West-Kyushu-Shinkansen wird vorerst lediglich zwischen Takeo-Onsen und Nagasaki verkehren. Auf diesem 66 Kilometer langen Abschnitt wurde eine neue Normalspur für den Shinkansen gebaut. Der verbleibende 45,7 Kilometer Abschnitt zwischen Takeo-Onsen und Shin-Tosu, dem Verbindungsort an das bisherige Kyushu-Shinkansen-Netz, besitzt lediglich die schmalere Kapspur. Für die Präfektur Saga wäre eine bauliche Anpassung zu teuer gewesen. Zudem scheiterte die langjährige Entwicklung eines neuartigen Shinkansen mit Umspurtechnologie an den Kosten und der Technik.
Dies bedeutet, dass von Takeo-Onsen über Shin-Tosu nach Hakata weiterhin ein Expresszug zum Einsatz kommen wird. Dieser wird nicht mehr Kamome, sondern Relay Kamome heissen. Mit einem exakt angepassten Fahrplan und einem Umsteigen auf demselben Bahnsteig in Takeo-Onsen hofft JR Kyushu den Zeitverlust reduzieren zu können. 1 Stunde 20 Minuten wird diese Fahrt von Hakata nach Nagasaki künftig in Anspruch nehmen. Dies ist ein deutlicher Fortschritt zur jetzigen Fahrzeit von rund 2 Stunden.
Nicht die erste Shinkansen-Lücke
Ob die West-Kyushu-Route jemals bis nach Shin-Tosu vollendet wird, ist noch unklar. Übrigens hat der Kyushu-Shinkansen eine ähnliche Geschichte hinter sich. 2004 wurde zunächst der Südteil zwischen Kagoshima und Yatsushiro eröffnet. Erst 2011 wurde die Lücke mit der Inbetriebnahme des Nordteils nach Hakata geschlossen.
Die Gestaltung des Nishi-Kyushu-Shinkansen Kamome
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