Das Null-Touristen-Jahr
Im Jahr 2020 zählte Japan gerade noch 4,1 Millionen ausländische Touristen, die allesamt zwischen Januar und März 2020 eingereist waren. Zahlenmässig war es ein Rückfall ins Jahr 1998 (Asienspiegel berichtete). Man dachte, dass damit ein Tiefpunkt erreicht war. Nun zeigt sich jedoch, dass sich 2021 die Lage noch einmal verschlechtert hat.
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Gemäss JNTO reisten zwischen Januar und Juni dieses Jahres 96’300 Besucher ein. Internationale Touristen waren dies nicht. Denn diese dürfen seit April 2020 nicht mehr einreisen. Vielmehr handelt es sich um Personen, die aus «speziellen ausserordentlichen Umständen» ein zeitlich befristetes Visum erhalten haben. Neben den japanischen Staatsangehörigen, den Foreign Residents und den Olympia-Beteiligten ist dies zurzeit die einzige Personengruppe, die noch ins Land gelassen wird.
Die Grenzen bleiben geschlossen
Sollte es in diesem Stil weitergehen, wird Japans Einreise-Tourismus schon bald wieder zurück im Jahr 1964 sein, dem Anfangsjahr dieser Statistik, als 352’832 Ausländer den Inselstaat besuchten (siehe Infografik unten). Einzig die Einreisen der Beteiligten der Olympischen und Paralympischen Spiele werden diese Statistik noch etwas aufbessern. Bis zum 6. August 2021 reisten in diesem Zusammenhang 42’681 Personen aus Übersee ein.
Noch im Frühling gab es – dank der Impfung und der internationalen Einführung eines Covid-19-Zertifikats – die berechtigte Hoffnung auf eine sanfte touristische Grenzöffnung mit Beginn der Herbstmonate. Inzwischen hat sich die Lage erneut geändert. Das Comeback des internationalen Tourismus wird wohl noch längere Zeit warten müssen. 2021 droht, ein Null-Touristen-Jahr zu werden.
Impfung, Wahlen, Delta
Mehrere Gründe führen zu dieser Einschätzung. Da ist zum einen die Covid-19-Impfung: Japan ist noch nicht weit genug. Erst 32,7 Prozent der Bevölkerung ist vollständig geimpft. Die Regierung hofft, dass sie bis November allen Bewohnern ein Angebot machen kann. Da ist aber auch der politische Aspekt: Bis spätestens 22. Oktober 2021 stehen die wichtigen Unterhauswahlen an, die über die künftige Regierungsbildung entscheiden werden. Premierminister Suga, dessen Zustimmungsrate im Keller ist, wird bis dahin nicht mehr viel wagen, schon gar nicht eine überstürzte Grenzöffnung für Touristen. Die grösste Oppositionspartei, die Constitutional Democratic Party unter Yukio Edano, spricht sich ohnehin schon lange für eine Zero-Covid-Strategie aus.
Und schliesslich gibt es die epidemiologische Lage zu berücksichtigen. Die Delta-Variante breitet sich seit kurzem auch in Japan rasant aus (Asienspiegel berichtete). Das Land verzeichnet fast täglich neue Höchststände. Die Ungewissheit ist damit zurück. Eine angepeilte Lockerung für geimpfte Reisende (Asienspiegel berichtete) rückt wieder in weite Ferne. Ein Ende der Krise des Einreise-Tourismus ist nicht in Sicht. Es bleibt zu hoffen, dass 2022 besser wird.
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