Der sprechende Automat
1965 wurden die ersten Midori no Madoguchi in den grossen japanischen Bahnhöfen eröffnet. Es handelt sich um den JR-Fahrkartenschalter, mit dem jeder Japan-Reisende Bekanntschaft macht. Denn hier beziehen die Touristen den Japan Rail Pass und reservieren die Sitzplätze für die Shinkansen- und die Limited-Express-Zugfahrten. Die sitzende Figur in grün-weisser Farbe ist das unverkennbare Log dieser Institution, die übersetzt «der grüne Schalter» heisst. Mit Ausnahme von JR Central setzen alle JR-Bahnbetreiber auf diesen einheitlichen Begriff. Gelblich-grün war einst die Farbe der ausgestellten Fahrkarten für die reservierten Sitzplätze. Heute sind diese hellblau, der Name Midori no Madoguchi ist geblieben (Asienspiegel berichtete).
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Der grosse Abbau
Die zentrale Anlaufstelle in den Bahnhöfen erleben nun einen tiefgreifenden Umbruch. Bahnbetreiber JR East, der für den Grossraum Tokio und den Nordosten zuständig ist, hat bereits im Mai angekündigt, in den kommenden vier Jahren gleich 70 Prozent der Schalter abzubauen. Heute betreibt das Unternehmen in 440 Bahnhöfen einen Midori no Madoguchi. Bis 2025 werden es nur noch 140 sein (Asienspiegel berichtete).
Es ist nicht die einzige JR-Gesellschaft, die Kosten sparen muss. Auch JR Shikoku ist zu einem radikalen Schnitt gezwungen. Ab diesen Oktober wird der Bahnbetreiber gleich die Hälfte der Schalterstellen abbauen. JR Hokkaido und JR West werden zur selben Massnahme greifen. JR West will bis 2022 die Zahl der Schalter von heute 340 auf 180 und bis zum Jahr 2030 auf 100 reduzieren. Es davon auszugehen, dass auch JR Kyushu und JR Central ähnliche Massnahmen vollziehen werden.
Der sprechende Automat
Der Abbau von Fixkosten hat Priorität. Denn sämtliche Betreiber schreiben seit Beginn der Pandemie rote Zahlen. Hinzu kommt der akute Personalmangel, der sich in den kommenden Jahren verschärfen wird. Den Bahngesellschaften wird es in Zukunft an genügend Mitarbeitern fehlen, um die Dienstleistung in der heutigen Form und Grösse aufrechtzuerhalten. Die persönliche Bedienung, auf die in Japan viel Wert gelegt wird und die insbesondere von den 36 Millionen Rentnern im Land weiterhin geschätzt wird, will man in anderer Form weiterführen.
Die Fahrkartenautomaten werden so aufgerüstet, dass der Kunde per Knopfdruck Kontakt mit einem Mitarbeiter aufnehmen kann, der sogleich alle Funktionen des Automaten aus der Ferne übernimmt (Asienspiegel berichtete). In fünf Sprachen wird diese Dienstleistung angeboten, die sich Midori no Kenbaiki Plus («Der grüne Fahrkartenautomat Plus») nennt. Ein über dem Automaten eingebauter Bildschirm sorgt für Sichtkontakt mit dem Angestellten (siehe Foto oben). Die Zahl dieser sprechenden Automaten wird fortlaufend erhöht.
Zugleich soll der Online-Fahrkartenkauf für Fernreisen weiter vereinfacht werden. So benutzen erst 30 Prozent der Shinkansen-Passagiere das E-Ticket-System von Ekinetto von JR East. Bis 2025 sollen es 70 Prozent werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde im Juni dieses Jahres die Website komplett erneuert (Asienspiegel berichtete).
Neue Funktionen für den Japan Rail Pass
Auch Touristen – wenn sie dann wieder mal nach Japan einreisen dürfen – werden von dieser Digitalisierungsstrategie profitieren. Die Japan Rail Pass-Besitzer werden die Sitzplatzreservation neu online oder direkt an einem Fahrkartenautomaten tätigen können. Der ständige Gang zur Schalterstelle entfällt. Ausserdem ist dieser Bahnpass für ausländische Besucher seit dem 1. Juni 2020 mit der automatisierten Fahrkartenkontrolle kompatibel.
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